zum Hauptinhalt

KARRIERE Frage: an Jürgen Hesse Büro für Berufsstrategie

Wie entscheidend ist das Zeugnis?

Ich habe acht Jahre im Handel gearbeitet und wurde gekündigt. Seit sechs Monaten bin ich nun arbeitslos, habe zahlreiche Bewerbungen geschrieben, aber nur Absagen erhalten. Jetzt meinte eine Bekannte, die im Personalwesen arbeitet, es könne an meinem Zeugnis liegen. Einige wichtige Dinge würden fehlen und mein Verhalten sei nicht positiv beschrieben. Kann das Zeugnis tatsächlich die Ursache sein und was kann ich tun?

Dass Ihre Bemühungen bislang nicht erfolgreich waren, kann, muss aber nicht mit Ihrem Arbeitszeugnis zusammenhängen. Ob Sie als Bewerber potenziell in Frage kommen, entscheiden die meisten Personaler zunächst anhand des Lebenslaufs. Findet dieser ihre Zustimmung, landet der Blick auch auf den Zeugnissen. Mit einem guten Arbeitszeugnis können Ihre Chancen auf die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch also steigen – oder auch fallen: Sind sich die Personalentscheider etwa nicht sicher, ob Sie in das Unternehmen passen oder ist die Konkurrenz der Mitbewerber außerordentlich stark, kann das Zeugnis an Bedeutung gewinnen.

Ein mustergültiges Arbeitszeugnis setzt sich aus ganz bestimmten Bausteinen zusammen, von denen die Beurteilung Ihrer Leistung und Ihres sozialen Verhaltens die wichtigsten sind. Die wesentlichen Weichen werden zudem am Ende gestellt: Datum, Unterschrift, Bedauern-Dankes-Zukunftsformel, Grund für das Verlassen der Firma. Fehlen einzelne Teile kann das schon als negative Aussage gewertet werden.

Was das inhaltliche Verständnis von Arbeitszeugnissen zusätzlich erschwert, ist die Zeugnissprache. Dabei handelt es sich nicht wirklich um einen Geheim-Code, wie viele meinen. Wahr ist jedoch, dass die Verfasser auf bestimmte Formeln und rhetorische Stilmittel zurückgreifen können, um den potenziellen nächsten Arbeitgeber diskret auf mögliche Schwächen des Arbeitnehmers hinzuweisen. Der Grund für diese Ausweichtaktik ist die gesetzliche Verpflichtung, in Arbeitszeugnissen nicht nur die Wahrheit zu schreiben, sondern auch Wohlwollen walten zu lassen. So klingt zwar alles positiv, ist aber nicht unbedingt so gemeint und für einen Laien nur schwer herauszuhören.

Da sich aber nicht jeder – insbesondere nicht jeder Arbeitgeber – mit dieser Sprache sicher auskennt, passieren nicht wenige „Übertragungs-Fehler“ auch unbeabsichtigt. Wenn Sie also Zweifel an dem Inhalt Ihres Arbeitszeugnisses hegen, lassen Sie es am besten von einem Profi überprüfen. Teilt er die Meinung Ihrer Bekannten, sollten Sie an Ihren ehemaligen Chef herantreten und ihn um eine verbesserte Version bitten. Foto: Promo

– Haben Sie auch eine Frage?

Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

an Jürgen Hesse

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false