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KARRIERE Frage: an Jürgen Hesse Büro für Berufsstrategie

Wie schreibe ich mein Zeugnis?

Da mir vor kurzem ein attraktiver Job angeboten wurde, habe ich bei meiner alten Firma gekündigt. Mein jetziger Chef wirkte enttäuscht und als ich ihn auf mein Zeugnis ansprach, wies er mich an, es doch einfach selbst zu schreiben. Nun habe ich das Gefühl, dass er mir nicht besonders wohlgesonnen ist und befürchte zudem, etwas Verkehrtes zu schreiben. Was sind die häufigsten Fehler bei selbstgeschriebenen Zeugnissen – und wie kann ich sie vermeiden?

Ihre Intuition ist richtig – lassen Sie beim Schreiben des eigenen Zeugnisses höchste Vorsicht walten! Denn wählen Sie aus Unkenntnis eine unvorteilhafte Formulierung, haben Sie sich selbst ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Gerade in kleineren Firmen, die über keine eigene Personalabteilung verfügen, ist es oft üblich, dass ausscheidende Mitarbeiter sich ihr Arbeitszeugnis selbst schreiben dürfen – oder müssen. Der Arbeitgeber spart dadurch Zeit und Aufwand. Bisweilen ist es aber auch ein Zeichen von Wohlwollen, denn der Mitarbeiter hat dadurch nicht nur die Möglichkeit, sich ein sehr gutes Zeugnis auszustellen. Er kann auch persönliche Schwerpunkte setzen, die für seinen geplanten beruflichen Weg besonders interessant sind. Doch leider wissen wenige, diese Chance wirklich zu nutzen.

Inzwischen ist allgemein bekannt, dass sich die Note „sehr gut“ in der Zeugnissprache in Superlativen oder in den Adverbien „stets“, „jederzeit“ und „immer“ ausdrückt. Doch es geht nicht nur um die „richtige“ Sprache, sondern auch darum, im richtigen Umfang zu eigener Leistung und Verhalten Stellung zu beziehen.

Dabei gilt es, Folgendes zu beachten: Halten Sie die gängige Reihenfolge für einzelne Aussagen ein. Nennen Sie Wichtiges zuerst, sonst erhält der ganze Abschnitt eine negative Bewertung: So sollte in der Regel bei der Beschreibung des Verhaltens zu Vorgesetzten, Kollegen und Kunden, entweder der Vorgesetzte oder der Kunde als erstes genannt werden, um dann streng hierarchisch den Vorgesetzten, die Kollegen und Mitarbeiter folgen zu lassen. Alles andere deutet auf Unstimmigkeiten hin.

Fassen Sie die wichtigsten Positions- und Tätigkeitsbeschreibungen unter Oberbegriffen zusammen. Nennen Sie spezielle Aufgaben, Erfolge und den Grad Ihrer Verantwortung. Wie viele Mitarbeiter waren Ihnen unterstellt? Über wie viel Budget haben Sie verfügt?

Oft verrät sich ein selbst verfasstes Zeugnis dadurch, dass es zu gut und ausführlich ausfällt. Auf eine Selbstbeweihräucherung fällt aber kaum ein Arbeitgeber rein. Versuchen Sie Ihre Leistung positiv, aber auch glaubwürdig darzustellen. So wird Ihr Zeugnis zum Türöffner, und nicht zur Stolperfalle. Foto: Promo

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an Jürgen Hesse

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