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© ddp

Arbeitgeber: Banken bleiben sehr begehrt

Die Wirtschaftskrise hat zwar das Image der Finanzbranche ruiniert. Doch die Institute sind noch immer attraktive Arbeitgeber.

Der Finanzkrise folgt die Imagekrise. Und in dieser hilft offenbar eine gute Portion Ironie. „Wir Banker stehen laut einer Umfrage im Ansehen weit unten. Nach uns kommen nur Prostituierte und Drogendealer“, scherzte Karl-Heinz Große Peclum von der Commerzbank auf einer Podiumsdiskussion an der Frankfurt School of Finance and Management und erntete zustimmendes Gelächter im Publikum.

Die Branche hat zwar ein Imageproblem, aber kaum Sorgen damit. Mit der Rolle als Buhmann der Nation, so scheint es, hat sich die Zunft abgefunden. Zumal der Ruf nicht völlig lädiert ist: Als Arbeitgeber sind die Banken trotz massivem Stellenabbau seit Herbst 2008 für Absolventen hoch attraktiv. Und zumindest für junge Nachwuchskräfte auch offen und gut bezahlt.

Die Deutsche Bank etwa meldet gleichbleibend hohe Bewerberzahlen für ihre 200 Traineeplätze im Jahr. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Sommer 2009 verbesserte sich das Institut im Trendence-Absolventenbarometer auf Platz fünf. 2008 lag die Deutsche Bank auf dieser Liste der Wunscharbeitgeber auf Rang neun. Auch andere Großbanken wie Targobank (früher Citibank) und Commerzbank bestätigen den Trend: Das Interesse der Bewerber sei unverändert hoch. Konkrete Zahlen will jedoch keines der Institute nennen.

Dass die Finanzbranche bei Absolventen weiter hoch im Kurs steht, hat einen wichtigen Grund. Auch wenn es paradox klingt: Banker haben fast schon eine Jobgarantie. Zwar will zum Beispiel die Postbank in den nächsten drei Jahren 2000 Arbeitsplätze abbauen und führt die Integration der Dresdner in die Commerzbank in Deutschland zu einem Minus von 6500 Stellen. Doch Finanzkrise und Fusionen ändern nichts daran, dass die Arbeitslosenquote im Kreditgewerbe traditionell sehr gering ist.

Selbst im August 2009 lag sie bei einem Prozent, deutlich unter der Quote der Gesamtwirtschaft von 8,3 Prozent. Die Prognosen sind günstig. „Der Arbeitsmarkt für Banker erholt sich zusehends“, sagt Christian Umbs vom Personaldienstleister Robert Half. Diese Tendenz bestätigt auch der Jobmarkt-Index Frax. Stark nachgefragte Bereiche sind Risk Management, Sales, Real Estate und Asset Management. „Im Laufe des Jahres 2011 werden wohl die Beschäftigtenzahlen von 2008 erreicht“, sagt Umbs. Damals waren in der Finanzbranche 700 000 Mitarbeiter tätig.

Doch Banker sind auch außerhalb der Institute begehrt. „Die Kompetenz und das Wissen der wirtschaftlichen Zusammenhänge wird in anderen Branchen hoch geschätzt. Wer eine Ausbildung zum Bankkaufmann macht, BWL studiert und drei Jahre Berufserfahrung hat, hat im Normalfall auf Jahrzehnte hinaus eine Beschäftigungsgarantie“, sagt Dirk Rudolph von der Frankfurt School. Ein weiterer Pluspunkt für Bewerber ist die gute Bezahlung. Die Krise hat die Prämien schmelzen lassen, an den Einstiegsgehältern aber so gut wie nichts geändert. Die Vergütungsberatung Personalmarkt ermittelte als durchschnittliches Gehalt für einen Anlageberater 44 655 Euro im Jahr 2009. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 44 000 Euro. An der Spitze der Einstiegsgehälter stehen Mitarbeiter der IT-Sicherheit, die 2009 durchschnittlich 49 415 Euro erhielten. Bonuszahlungen kriegen Einsteiger meist noch nicht, doch sind zukünftige Boni ein wichtiger Anreiz.

Die Empörung in der Öffentlichkeit darüber, dass viele Banken ihre Gewinne wieder als Boni auszahlen, ohne ihre Eigenkapitalbasis zu stärken, ist groß. Von nicht wenigen Absolventen wird dieses Verhalten aber als Zeichen neuer Stärke interpretiert. „Die Bewerber denken, wenn wieder Boni ausgezahlt werden, ist ihr Gehalt sicher“, sagt Thorsten Hahn, Geschäftsführer der Internet-Community Bankingclub. Auch er denkt, dass der schlechte Ruf kein Hindernis für Bewerber ist. Berührt hat ihn die öffentliche Meinung schon. Er erinnert sich an Zeiten, in denen Banker nicht mit Gier assoziiert wurden. „Als ich vor 20 Jahren anfing, genoss die Branche ein viel besseres Ansehen“, sagt Thorsten Hahn.

Ein besseres Ansehen wünscht sich Lars Lüke für die Generation der Banker 45 plus. Der Geschäftsführer der Personalvermittlung Expertia sieht ältere Bewerber benachteiligt. „Es gibt Vorurteile wie diese, dass 50-Jährige nicht mehr so kreativ sind oder häufiger krank werden. Ich fürchte, diese Einstellung ändert sich erst, wenn der Druck auf die Banken zunimmt, weil der Arbeitsmarkt nicht mehr genügend junge Fachkräfte bietet.“ Dass allerdings zeigen die Bewerberzahlen bei den Großbanken noch nicht. (HB)

Gero Brandenburg

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