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Franchise-Gründung: Auf Nummer sicher

Wer eine Firma gründen will, muss das Rad nicht neu erfinden. Man kann auch Geschäftskonzepte mieten, aber das hat seinen Preis

Ein Radio-Spot brachte Kati Schlenzig auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen. Sie war gerade nach Berlin gezogen und saß auf ihrem Sofa, als sie auf die Werbung für ein Casting des Franchise-Unternehmens Mrs.Sporty aufmerksam wurde. Dem Sieger winkte die Lizenz für einen Sportclub. Die Freizeitsportlerin und ausgebildete Industriekauffrau war auf Jobsuche. Da kam der Aufruf wie gerufen. Also bewarb sie sich und wurde zum Casting eingeladen - die Franchise-Lizenz ergatterte allerdings eine Mitbewerberin.

Doch für Kati Schlenzig war das Projekt damit nicht aus dem Kopf. "Ich habe mich sofort in das Konzept von Mrs.Sporty verliebt", sagt sie. "Das war genau das, was ich machen wollte." Sie bewarb sich auf regulärem Weg bei der Sportclub-Kette. Sechs Monate später konnte sie ihren ersten Club in Pankow-Niederschönhausen eröffnen.

Das war im Mai 2007. Inzwischen betreibt die 34-Jährige zwei Clubs mit sieben Mitarbeitern und je 500 Mitgliedern. "Ich hätte mich das nie ganz allein getraut", sagt die Unternehmensgründerin.

Franchising, also das Anmieten eines erprobten Geschäftskonzeptes, sei für Gründungswillige ohne zündende Geschäftsidee ein erfolgversprechender Weg, meint Jan Pörksen von der Industrie- und Handelskammer Berlin. Denn: Mit einem bewährten Geschäftskonzept an der Hand und bekanntem Markennamen fallen für Gründer einige Risikofaktoren weg.

Für Gründer bietet Franchise vor allem Sicherheit

In Berlin setzen immer mehr Gründer auf das Franchise-Konzept. Der Schwerpunkt liegt bei Handel und Dienstleistungen. Etwa 1000 Franchise-Nehmer beschäftigen in der Stadt mehr als 5 000 Mitarbeiter. Dazu gehören etwa die Fastfoodkette McDonald''s, die Bäckerei Kamps, das Gastronomieunternehmen Vapiano, der Kaffeekonzern Tchibo, Mrs.Sporty und das Haarentfernungsstudio Wax. Bundesweit bieten 900 Marken ihre Lizenzen an.

Da in wirtschaftlichen Krisenzeiten - wenn Arbeitsplätze unsicherer werden - die Zahl der Unternehmensgründungen ansteigt, erwartet der Deutsche Franchise-Verband (DFV) für 2009 noch mehr Interesse an Franchise. "Die Konzepte sind für die Lizenzgeber als auch für die Lizenznehmer von Vorteil, sagt Geschäftsführer Torben Brodersen.

Für Gründer bietet Franchise vor allem Sicherheit. "Sie können einen vorgegebenen, bewährten Weg in die Selbstständigkeit gehen", sagt Pörksen von der IHK. Das Risiko einer Pleite sei so geringer.

Das belegt auch die Statistik der Kammer: Bei "herkömmlichen" Unternehmen gibt etwa jeder zweite Gründer in den ersten Jahren auf, bei Franchise-Nehmern ist es dagegen weniger als jeder zehnte.

Trotzdem keine Garantien

Franchise-Geber bieten in der Regel ein Handbuch an mit dem im Detail niedergelegten Konzept. Kati Schlenzig hat mit ihrem Lizenz-Geber außerdem ein Konzept für ihre Selbstständigkeit erarbeitet. "Es ist immer ein Fahrplan da. Man weiß, was man als nächstes machen soll", sagt sie. Das Unternehmen schulte sie im Verkauf und vermittelte ihr die Trainingsmethoden des Clubs. Aus ihrem vorherigen Beruf brachte die Gründerin kaufmännische Kenntnisse und Führungserfahrung mit.

Auch wenn Franchise den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern kann. "Es gibt keine Vollkasko und keine Geld-zurück-Garantie", warnt DFV-Geschäftsführer Brodersen. Das Risiko trägt der Unternehmer selbst.

Kati Schlenzig musste ein Grundkapital von etwa 50.000 Euro aufbringen. Mit dem bekannte Franchise-Konzept im Rücken, gab ihr die Bank einen Kredit. Als Existenzgründerin wurde sie von der Investitionsbank Berlin (IBB) und von der Arbeitsagentur gefördert. Gegebenenfalls helfen auch die Franchise-Geber bei der Kreditbeschaffung bei der Bank.

Unternehmergeist ist gefragt

"Existenzgründer müssen eine anfängliche Durststrecke einkalkulieren", warnt Brodersen. Allein für Einstiegsgebühren werden durchschnittlich 5000 bis 25 000 Euro fällig. Die laufenden Gebühren betragen zwischen ein und 15 Prozent vom Nettoumsatz. Außerdem verpflichtet sich der Franchise-Nehmer zur Bindung an das Konzept. So musste Kati Schlenzig Geräte und Ausstattung nach den Vorgaben der Sportclub-Kette auswählen und das Trainings- und Gesundheitskonzept von Mrs.Sporty umsetzen. Im Gegenzug bieten die Franchise-Geber Schulungen an und unterstützen die Lizenz-Nehmer bei der Werbung.

"Doch Franchise ist keine Hängematte", sagt Brodersen. Trotz aller Unterstützung sei Unternehmergeist gefragt. Franchise-Nehmer müssten kaufmännische Grundkenntnisse und Interesse an Vertrieb und Kundenkontakt mitbringen - und sich mit dem Konzept des Unternehmens identifizieren.

Pörksen von der IHK rät, sich gründlich über mögliche Lizenz-Geber zu informieren, mehrere Fachmeinungen einzuholen und Verträge von Juristen prüfen zu lassen. Seriöse Anbieter gewährten Kontakt zu anderen Franchise-Nehmern und Einblick in die Bilanzen.

Für Gründer, die Wert auf unternehmerische Freiheiten legen, sei Franchise allerdings selten der richtige Weg, weiß Pörksen. Franchise bedeute auch Einschränkung. Oft dürften die Betriebe nicht beliebig erweitert werden, weil der Lizenz-Geber auf Gebietsschutz achtet. Gebühren fallen an, Abnahmemengen sind festgelegt.

Kati Schlenzig hatte damit bisher keine Probleme. Sehr wichtig sei, dass man ein Konzept finde, bei dem man nicht von vornherein Bauchschmerzen habe. Sie hat das richtige gefunden. "Ich verkörpere die Idee von Mrs.Sporty."

Maria Marquart

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