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Kreativer Ort: Andreas Tesch in seiner Kreuzbergeer Werkstatt. Er arbeitet gerne mit den Händen, ohne laute Maschinen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Handwerkskunst: Der feine Ton

Andreas Tesch ist Keramiker aus Leidenschaft. Inspiriert von der australischen Natur formt er in seiner Werkstatt einzigartige Kunstobjekte.

Durch die Fenster scheint die Vormittagssonne in die Werkstatt von Andreas Tesch, einen großen Raum im vierten Stock eines Kreuzberger Hinterhauses. In hohen Regalen reihen sich seine keramischen Kunstwerke aneinander: aus Tonplatten geformte Würfel, deren Oberflächen von verschlungenen Linien durchzogen sind, hüfthohe Quader mit Mustern aus linien- und kreisförmigen Vertiefungen und Lichtobjekte, die mit ihren organischen Formen und durchlöcherten Oberflächen an riesige weiße Korallen erinnern.

Der Keramiker ist gerne hier zwischen Brennöfen und Arbeitstischen, am liebsten sieben Tage die Woche, acht Stunden am Tag, „ich will nichts anderes machen“. Den Ton mischen und kneten, Objekte aufbauen, Intarsien einlegen, brennen, einen Arbeitsschritt nach dem anderem, alles zu seiner Zeit – Eile verzeiht das sensible Material nicht. „Schon in der Schule wusste ich, dass ich Keramiker werden wollte“, erzählt der gebürtige Australier.

Eine Lehrerin weckte und förderte die Leidenschaft. Nach dem Abitur studierte Andreas Tesch in Melbourne Kunst mit Schwerpunkt Keramik. „Ich liebe dieses lebendige Material, das Arbeiten mit den Händen, ohne laute Maschinen.“ Vor kurzem hat ihm eine befreundete Sammlerfamilie eine 1000 Jahre alte Vase geschenkt. Wenn er sie ansieht, wird ihm bewusst, in welcher Tradition er steht. „Töpfern ist das älteste Handwerk der Welt.“

Kleine schalen mit Glasurproben
Kleine schalen mit Glasurproben

© Kitty Kleist-Heinrich

Seine Werke haben viele Liebhaber, wurden unter anderem mit dem Berliner Landespreis Gestaltendes Handwerk ausgezeichnet. Er entwirft sie für Ausstellungen und im Auftrag von Architekten, Einrichtern, Geschäfts- und Privatleuten. Seine Lichtobjekte schafften es sogar auf die Leinwand – in einen Film des Regisseurs Claude Chabrol. Fünf Jahre lang hat der heute 56-Jährige auch an der Kunsthochschule Weißensee unterrichtet; die Förderung von talentiertem Nachwuchs ist ihm wichtig.

„Das Handwerk ist dabei die Basis.“ Ohne genaue Kenntnisse über den Ton und seine Eigenschaften, über das Brennen und Glasieren, nütze die größte Begabung nichts. Drei Jahre hat er all das selbst im Rahmen seines Studiums gelernt. So lange dauert auch die deutsche Ausbildung zum Keramiker. Wer mag, kann Keramik auch studieren – „leider nicht in Berlin“, bedauert Tesch. Renommiert ist etwa die Hochschule Koblenz mit ihrem Campus in Höhr-Grenzhausen.

Seit 1985 lebt und arbeitet Andreas Tesch, dessen deutsche Eltern in den 50er-Jahren nach Australien auswanderten, nun in Berlin. Seinen Werken aber sieht man die Verbundenheit zur alten Heimat an. „Farben, Muster, Oberflächenstrukturen – da steckt viel australische Natur drin“, sagt der Künstler, der am liebsten ohne Glasuren arbeitet und den Ton für sich wirken lässt. Jedes Jahr ist er mindestens einmal dort – und holt sich Inspirationen.

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