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Jobs & Karriere: Heimat adé

Ein Auslandspraktikum ist Ihr Trumpf im Lebenslauf. Wann dafür die beste Zeit ist, wie Sie eine Stelle finden und was man bei kommerziellen Anbietern beachten muss

Während des Studiums ins Ausland zu gehen – das hatte Sascha Gres lange nicht vor: „Wenn der Auslandsaufenthalt kein verpflichtender Bestandteil meines Studiums gewesen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich in Deutschland geblieben.“ Doch das, so glaubt der 28-jährige Wirtschaftsingenieur heute, wäre ein Riesenfehler gewesen. „Durch mein Praktikum in Tschechien bin ich ein viel offenerer Mensch geworden“, sagt Gres.

Wer ins Ausland geht, profitiert von dem interkulturellen Austausch, persönlich, aber natürlich auch beruflich. Auf diese Erfahrung legen Arbeitgeber inzwischen großen Wert. Viele Personaler halten Auslandserfahrung für ein sehr wichtiges Einstellungskriterium. Ein Praktikum in der Ferne wird sogar noch lieber gesehen als ein Auslandssemester an einer Hochschule. Die Personaler empfehlen für einen Auslandsaufenthalt übrigens die USA, Asien und Osteuropa.

Ideal für ein Auslandspraktikum ist die Zeit während des Studiums und nachdem man bereits zuhause Praxiserfahrungen gesammelt hat. „Die Firmen schauen bei der Auswahl der Stipendiaten sehr genau auf bereits absolvierte Praktika“, sagt Marc-Philipp Unger, Leiter des Hochschulmanagements beim Finanzdienstleister MLP, der die Praktikumsinitiative „Join the best“ koordiniert.

Für Diplom- oder Magisterstudenten ist es ratsam, nach dem Grundstudium ins Ausland zu gehen. Bachelor-Studenten können sich etwas früher, etwa ab dem dritten Semester, aufmachen. Von Auslandspraktika nach dem Studium raten Experten ab. Auch die Zeit zwischen Bachelor und Master ist zwar beliebt für Auszeiten, aber problematisch. „Ohne Studentenstatus ist es in vielen Ländern schwierig, überhaupt ein Praktikum zu machen“, sagt Günter Müller-Graetschel, Leiter des Referats Internationaler Praktikantenaustausch beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD). In den meisten europäischen Ländern ist ein Praktikum aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, etwa zum Mindestlohn, nur als Bestandteil eines Studiums oder einer Ausbildung möglich. Wer es nicht anders einrichten kann: In Einzelfällen hilft eine Bescheinigung der Uni, dass man demnächst einen Master anstrebt und die entsprechenden Zulassungskriterien erfüllt.

Die Planung für ein Auslandspraktikum sollte schon früh beginnen. „Ein Jahr vorher sollte man loslegen“, rät DAAD-Mann MüllerGraetschel. Wer außerhalb der EU arbeiten will, sollte einplanen, dass er wahrscheinlich länger auf das Visum und die Arbeitserlaubnis warten muss. Im Sommer ist es zudem schwieriger als im Frühjahr oder Herbst, eine Stelle zu finden.

Bei der Suche gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Die Außenhandelskammer vermittelt Praktika. Angebote finden sich in Praktikumsbörsen im Internet, etwa auf Karriere.de und Praktika.de. Etwas mühsamer sind Initiativbewerbungen. Ratsam ist: vorab anrufen, das Anliegen erklären, den Ansprechpartner herausfinden. So stellt man sicher, dass die Bewerbung in den richtigen Händen landet.

Deutsche Unternehmen mit internationalen Standorten vermitteln vor allem Studenten, die bereits ein Praktikum im Inland hinter sich haben. Wer vorher noch keine Kontakte geknüpft hat, wird meist gebeten, es direkt bei der ausländischen Niederlassung zu versuchen.

Gut sind die Chancen bei studentischen Initiativen oder gemeinnützigen Organisationen. Zu den wichtigsten gehören das studentische Netzwerk AIESEC und die „International Association for the Exchange of Students for Technical Experience“ (IAESTE), die sich an Studenten der Natur- und Ingenieurwissenschaften richtet. Dort hat man derzeit eher das Problem, dass es für mehr als 1000 Plätze jährlich nicht ausreichend Bewerber gibt.

An den finanziellen Mitteln dürfte das nicht liegen. IAESTE stellt sicher, dass Praktikanten etwa das durchschnittliche Budget einheimischer Studenten zur Verfügung steht. Eine ähnliche Regelung gibt es bei den von AIESEC vermittelten Unternehmenspraktika. AIESEC, deren Lokalgruppen in Deutschland an fast 60 Unis und FHs vertreten sind, setzt darauf, dass Studenten sich nicht nur ein Praktikum vermitteln lassen, sondern sich eine längere Zeit aktiv einbringen. „Man kann zum Beispiel die ausländischen Studenten, die nach Deutschland kommen, betreuen oder Kontakte zu Firmen aufbauen“, erklärt Verena Smuda, die im Bundesvorstand sitzt und den Praktikantenaustausch koordiniert.

Noch besser trifft es Studenten, die mit einem Stipendium des Internationalen Praktikantenprogramms „Join the best“ gefördert werden. Die Aktion ist vom Finanzdienstleister MLP und dem Magazin „Junge Karriere“ ausgeschrieben, und die teilnehmenden Unternehmen, darunter zum Beispiel die Allianz und T-Systems, bieten Praktika in allen Teilen der Welt an. Während die Firmen eine Vergütung zahlen, übernimmt MLP die Reisekosten und die Versicherungen. Pro Jahr werden meist mehr als 100 Praktika vergeben.

Außerdem kann man sich über Organisationen vermitteln lassen, die gegen teilweise saftige Gebühren Praktika im Ausland vermitteln. Bei „Der Praktikant“ etwa kostet das einmalig 770 Euro, unabhängig von der Dauer des Praktikums. Dafür kümmert sich die Agentur um den Praktikumsplatz und organisiert eine bezahlbare Unterkunft. Die Praktika selbst sind in der Regel allerdings unbezahlt. Fair sei das trotzdem, sagt Geschäftsführerin Corinna Roosen. „Bei uns gibt es keine versteckten Kosten. Darauf sollte man auf jeden Fall achten, bevor man einen Vertrag abschließt.“ Seriöse Vermittler würden auch Kontakte zu ehemaligen Praktikanten herstellen.

Der DAAD erarbeitet gerade eine Checkliste, mit der sich die Seriosität einer Vermittlung prüfen lässt. Das sei notwendig geworden, sagt Günter Müller-Graetschel. Er kennt Fälle, in denen sich Firmen gar nicht um ihre Praktikanten gekümmert hätten – und das bei Kosten von bis zu 10 000 Euro. Er steht den kommerziellen Anbietern skeptisch gegenüber. „Praktika sind kein Pauschalurlaub, den man im Reisebüro buchen kann.“

Beitrag aus dem Magazin „Junge Karriere“

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