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Jobs & Karriere: Jobs ohne Grenzen

Von Unternehmen umworben: Wer Europa-Sekretärin wird, kann sich seinen Arbeitgeber aussuchen

So gut wie kein Unternehmen kommt heute ohne internationale Kontakte aus. Sekretärinnen müssen schon lange mehr können als Kaffee kochen, Termine organisieren, Diktate aufnehmen und am Computer tippen. Europa-Sekretärinnen beherrschen sogar drei Fremdsprachen – mindestens.

Solche Generalisten braucht die globale Wirtschaft dringend. „Im Moment gibt es gar nicht so viele Europa-Sekretärinnen, wie gesucht werden“, sagt Brigitte Schottner, Vorsitzende der European School for Higher Education in Administration und Management (Esa) in Mannheim.

In Deutschland bieten gut 30 Esa-Schulen die Ausbildung zur Europa-Sekretärin an. Der Beruf ist eine Frauendomäne, Männer ergreifen ihn so gut wie nie. Die private Ausbildung kostet rund 500 Euro im Monat. Laut der Akademie für Betriebswirtschaft und Welthandelssprachen Mannheim/Stuttgart schlagen Semesterprüfungen mit 45 Euro und das Examen mit 400 Euro zu Buche.

Europa-Sekretärinnen erledigen fremdsprachige Geschäftskorrespondenz. Sie telefonieren in den Fremdsprachen mit Kunden, übernehmen Dolmetscheraufgaben, arrangieren Geschäftsreisen und Konferenzen und vertreten den Chef in dessen Abwesenheit. Internationale Geschäftskontakte nehmen zu, solche Aufgaben werden immer wichtiger.

Um im Umgang mit ausländischen Kunden korrekt und höflich zu bleiben, beachten sie bei all dem die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes. „Loyalität, Verschwiegenheit und Stil müssen für diese Vertrauenspositionen unbedingt vorhanden sein“, betont Schottner.

„Eloquent und akribisch“ sollten diejenigen sein, die sich für die Arbeit als Europa-Sekretärin interessieren.

„Ich würde den Beruf wieder wählen“, sagt Suzane Lipovak aus Stuttgart. „Ich wollte eine Ausbildung, mit der ich garantiert in verschiedenen Branchen einen Job finde“, erzählt die Tochter bosnischer Kroaten. Europa-Sekretärinnen könnten quasi die Zeitung aufschlagen „und alles nehmen“.

Auf internationale Märkte ausgerichtete Handels- oder Produktionsfirmen aller Branchen stellen sie ein. Dazu gehören beispielsweise Touristikunternehmen, Speditionen, Kanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die auf solche Fachkräfte nicht verzichten können. Die Esa hat das Berufsbild 1964 entwickelt und seitdem kontinuierlich den Veränderungen des Arbeitsmarktes angepasst. Bewerber müssen Abitur oder Fachhochschulreife vorweisen und sprachgewandt, stressresistent und teamfähig sein.

Das auf zwei Jahre angelegte Konzept sieht die Ausbildung in Englisch und zwei weiteren gebräuchlichen Fremdsprachen vor. Das können beispielsweise Französisch, Russisch oder Spanisch sein. Inhaltlich geht es zum Großteil um IT-Technik und Betriebswirtschaft.

Obligatorische Prüfungen vor dem Deutschen Bundesverband Sekretariat oder – auf Wunsch – einer britischen oder französischen Handelskammer runden die Lehre ab.

Die Karrierechancen der Europa-Sekretärinnen sind so gut, dass meistens schon vor der Abschlussprüfung Anstellungen vereinbart werden. Für die Lebensplanung bietet die Ausbildung auch noch weitere Vorteile: „Ich hatte einen Superjob, um später mein Studium zu finanzieren“, erinnert sich Lipovak. Frauen in der Familienphase profitieren von den guten Berufsperspektiven ebenfalls. „Wenn Sie bei EDV auf dem Laufenden bleiben, klappt die Rückkehr nach einer Mutterpause gut“, beobachtet Schottner. „Der Beruf ist ein gutes Sprungbrett, um nach einigen Jahren ins Marketing, in den Personalbereich oder die Selbstständigkeit zu wechseln.“ Suzane Lipovak leitet heute die von ihr gegründete Entwicklungshilfe-Organisation Kinderberg mit 134 Mitarbeitern und Projekten im Volumen von 2,5 Millionen Euro jährlich. Sie erinnert sich vor allem an die „strengen, ja pedantischen“ Ausbildungsregeln.

„Unter meiner Akribie stöhnen heute meine Sekretärinnen“, sagt sie lachend. Zu ihrer Ausbildung gehörten auch Stenografieren in Englisch und Französisch oder die Frage, wie ein Handkuss entgegen zu nehmen sei.

Lipovak ermuntert Sekretärinnen, zu ihrem Beruf zu stehen, auch wenn abschätzige Worte fallen. „Es kommt darauf an, was man daraus macht“, sagt sie. Das Land Baden-Württemberg verlieh Lipovac seine höchste Auszeichnung, die Landesverdienstmedaille. Die Geschäftsfrau ist sich sicher: „Die Tatsache, dass ich als Sekretärin so viel geschafft habe, spielte dabei gewiss eine Rolle.“ dpa

Kontakt: Esa-Bundesgeschäftsstelle in Mannheim, Internet: www.esa-gs.de

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