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© Mike Wolff

Jürgen Zöllner: "Arbeitgeber sollen in Wissen investieren"

Jürgen Zöllner über die Zukunft der Fortbildung, die Deutsche Universität für Weiterbildung und staatliche Hochschulen.

Eine staatliche Hochschule und ein privater Investor, die Klett-Gruppe, gründen eine Universität – die „Deutsche Universität für Weiterbildung“ (DUW). Ist das das Ende der Weiterbildung an staatlichen Hochschulen, Herr Senator?


Nein, ganz im Gegenteil. Wenn die staatlichen Hochschulen auf dem Weiterbildungsmarkt bestehen wollen, müssen sie sich so organisieren, dass sie mit privaten Anbietern konkurrieren können. In der Weiterbildung sind kleine Institutionen gegenüber einem komplexen Hochschulapparat im Vorteil. Sie können pragmatischer, schneller und effektiver arbeiten und können ihr Bildungsangebot besser auf den Arbeitsmarkt ausrichten. Durch die Kooperation mit einem privaten Träger versucht die Freie Universität, den Anschluss an den Markt zu finden – und ihre Position dadurch zu stärken.

Interessenten müssen bei diesem Modell jedoch mit hohen Gebühren rechnen: 600 bis 900 Euro pro Monat kostet das Studium an der DUW. Wer kann sich das leisten?

Sie müssen zwischen Erststudium und Weiterbildung unterscheiden. Beim Erststudium legen wir in Berlin großen Wert darauf, dass es frei von Studiengebühren ist – und zwar dauerhaft. Bei der Weiterbildung ist das anders. Dort sind die Unternehmen gefragt. Die sollten in das Wissen ihrer Mitarbeiter investieren.

Doch in der Krise streichen viele Firmen ihre Budgets – auch für Weiterbildung.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass – selbst in der jetzigen Finanzsituation – weniger in die Qualifizierung von Mitarbeitern investiert wird. Die Ausgaben für Weiterbildung liegen bundesweit noch über dem, was der Staat in seine Hochschulen steckt. Das ist ein wichtiger Sektor. Und die Hochschulen mit ihrem Know-how sollten verstärkt daran teilnehmen.

Viele private Hochschulen geraten derzeit in schweres Fahrwasser, die „International University Bruchsal“ muss sogar den Betrieb einstellen. Könnte der DUW in Zeiten der Krise das gleiche Schicksal ereilen?

Wenn Sie Neuland beschreiten, geht das automatisch mit einem gewissen Risiko einher. Wenn wir nicht bereit sind, ein solches Risiko einzugehen, dann werden wir uns mit unseren staatlich verantwortlichen Institutionen nicht weiterentwickeln. Dann werden wir sicher die Verlierer sein.

Was bedeutet das Modell der DUW für die staatlichen Hochschulen selbst? Wird dort am Angebot gespart, indem man Weiterbildung ausgliedert?

Nein. Wir werden an den Berliner Hochschulen zwei verschiedene Wege gehen. Zum einen unterstütze ich Initiativen, wie sie die Freie Universität mit Gründung der DUW übernommen hat. Zum anderen wird die Weiterbildung auch in den Hochschulen selbst eine stärkere Rolle spielen. In den neuen Hochschulverträge ist das ein wichtiges Thema.

Was könnte sich mit den neuen Verträgen ab kommendem Jahr in der Berliner Hochschullandschaft ändern?


Ausgehend von ihren Einnahmen durch weiterbildende Lehrgänge sollen die Hochschulen finanzielle Förderungen vom Staat erhalten. Mit diesem Geld könnten sie dann neue Angebote entwickeln und wettbewerbsfähiger werden.

Graben Sie sich mit Modellen wie der DUW dann nicht das Wasser ab?


Dass es eine zusätzliche Konkurrenz von außen gibt, ist aus meiner Sicht gut. Das ist ein Anreiz, Qualität zu liefern, auch innerhalb der Hochschulen. Das sollte man als Chance sehen.

Jürgen Zöllner ist Bildungssenator in Berlin. Das Gespräch führte Philipp Eins.

Phillip Eins

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