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Karriere: Öko-Jobs trotzen der Krise

Gebäudesanierung und Öko-Strom sind trotz Wirtschaftskrise gefragt. Welche Qualifikationen in Energieberufen zählen.

Die Sonne kennt keine Krise, Wind und Wasser auch nicht. Während viele Unternehmen unter einer schwachen Auftragslage leiden, geht es Betrieben in der Erneuerbare-Energien-Branche verhältnismäßig gut. Kein Wunder: Der Katalog an staatlichen Förderungen zur energetischen Gebäudesanierung ist lang. Ab kommenden Mittwoch setzt die staatliche KFW-Bankengruppe noch eins drauf: Wer ein energiesparendes Haus bauen oder sein altes modernisieren will, kann in größerem Umfang als bislang günstige Kredite und Zuschüsse beantragen.

„Die wachsende Branche benötigt qualifiziertes Personal“, sagt Anja Haupt von der privaten Renewables Academy (Renac) in Berlin. Doch im Moment gebe es einen Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. So werden immer mehr Aus- und Fortbildungen an Universitäten und Fachhochschulen, Berufsbildungs- und Technologiezentren, bei Vereinen und Verbänden oder privaten Unternehmen angeboten.

FORTBILDUNG FÜR HANDWERKER

Interessant für Meister und Techniker der Fachrichtung Bauwesen und Haustechnik ist vor allem die Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater, wie sie vom „Kompetenzzentrum Zukunftstechnologien im Handwerk“ (Komzet) der Berliner Handwerkskammer angeboten wird. In diesem Lehrgang lernen die Teilnehmer, Baustoffe, Baukonstruktionen, Bauphysik und technische Anlagen zu bewerten. Wie der Gebäudebestand dokumentiert und mit Hilfe spezieller Software ausgewertet wird, steht ebenfalls auf dem Programm.

Da die meisten Teilnehmer berufstätig sind, finden die Kurse abends nach Dienstschluss und am Wochenende statt. Interessenten müssen 200 Stunden Zeit und etwa 1400 Euro Lehrgangs- und Prüfungsgebühren mitbringen. Wer den Abschluss schafft, kann dafür neue Aufträge an Land ziehen.

„Energieberater informieren zum Beispiel über energetische Gebäudesanierung und stellen Bescheinigungen für die KFW-Förderprogramme aus“, sagt Martin Peters, Umweltberater von der Berliner Handwerkskammer. „Sie erstellen aber auch Gebäudeenergieausweise für Wohngebäude, die seit Anfang des Jahres für viele Häuser Pflicht sind.“

Grundsätzlich dürften Gebäudeenergieberater auch Beratungen im Auftrag des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) durchführen. „Das gilt jedoch nicht, wenn sie Selbstständig sind und etwa einen Handwerksbetrieb führen.“ Um einen genaueren Einblick in die Richtlinien zu geben, hat die Handwerkskammer detaillierte Informationen im Internet unter www.hwk-berlin.de zusammengestellt.

ENERGIEMANAGER MIT IHK-ABSCHLUSS

Wer als Energieberater in die Bafa-Liste aufgenommen werden möchte, hat als Akademiker deutlich bessere Karten – zumindest, wenn er über ein Diplom in Architektur, Physik oder Ingenieurswissenschaften verfügt. Je nach Vorbildung wird von Interessenten eine zusätzliche Schulung zwischen 60 und 200 Unterrichtsstunden verlangt. Außerdem müssen sie nachweisen, dass sie nicht für ein Energieunternehmen tätig sind.

Wer bei der Berliner Industrie- und Handelskammer eine Weiterbildung zum Energiemanager absolviert, kann sich einen Teil anrechnen lassen. „Energiemanager decken die wichtigsten Bereiche ab, die auf dem Markt angefragt werden“, sagt Serkan Sternberg von der IHK.

Der Lehrgang richtet sich vor allem an Fach- und Führungskräfte, die als Energieberater in der Industrie arbeiten wollen. Daher stehen auch Energiewirtschaft, Datenmanagement und elektrische Anwendungen auf dem Programm. Ob sparsame Glühbirnen oder energieschonende Produktionsverfahren: Energiemanager sind für alles verantwortlich.

Der Lehrgang an der IHK umfasst 160 Unterrichtsstunden, die freitags, sonnabends und in zwei Blockveranstaltungen stattfinden. Dazu kommen 80 sogenannte Selbstlerneinheiten. Die Kosten betragen knapp 2000 Euro.

WIND UND WASSER STUDIEREN

Wer eher einen akademischen Abschluss anstrebt, kann in Berlin zwischen neun Bachelor- und acht Masterstudiengängen im Bereich der regenerativen Energien wählen. So bietet etwa die Fachhochschule Brandenburg den Studiengang Maschinenbau mit Schwerpunkt „Energie- und Umwelttechnologie“ an. An der Technische Fachhochschule (TFH) Berlin kann ebenfalls Maschinenbau in der Studienrichtung „Erneuerbare Energien“ belegt werden.

Bei diesen Angeboten wurden für den klassischen Ingenieursstudiengang Module geschaffen, die eine Vertiefung in regenerativen Energien erlauben. Absolventen können zum Beispiel an der Konzeption von Technologien für Wind-, Wasser-, Wärme- und Solarkraftwerke mitarbeiten.

Einen guten Überblick über Studienmöglichkeiten in diesem Bereich bietet die Internetseite www.studium-erneuerbare-energien.de.

DIE ZUKUNFT DER BRANCHE

Die Zukunftschancen für Absolventen von Studium und Fortbildung sind Anja Haupt von der Akademie Renac zufolge ungetrübt: „Die Bundesregierung hat die Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien für die nächsten Jahre abgesteckt“, sagt sie. Bis ins Jahr 2020 sollen 20 Prozent der Stromversorgung über regenerative Energie abgedeckt werden. Sonne, Wind und Wasser kennen wohl auch in Zukunft keine Krise.

Katrin Blum

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