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Karrierefrage: Krankheit verschweigen?

Nachgefragt bei Jürgen Hesse, Büro für Berufsstrategie.

Ich bin seit neun Monaten arbeitslos gemeldet. Vor zwei Monaten wurde bei mir eine schwere Erkrankung diagnostiziert. Die darauf folgende Therapie hat angeschlagen und ich fühle mich wieder fit – aber leider steht noch ein Eingriff im nächsten Monat an. Überraschend bekam ich jetzt nach einem Bewerbungsgespräch im Januar das Angebot für eine Anstellung für mindestens ein Jahr in Vollzeit. Nun steht die Vertragsunterzeichnung an. Wie soll ich mich verhalten? Muss ich meinen Arbeitgeber über meine Erkrankung informieren und dass eine weitere OP mit etwa fünf Tagen Arbeitsausfall ansteht? Riskiere ich dann meinen Vertrag?

Es kann nicht Aufgabe des Bewerbers sein den potenziellen Arbeitgeber komplett über den Gesundheitszustand aufzuklären. Insbesondere dann nicht, wenn das kein Thema im Bewerbungsgespräch war. Und auf direkte Nachfrage seitens des Arbeitgebers wäre die Antwort „Danke, ich fühle mich gut“ völlig ausreichend. Dennoch sind Sie beunruhigt wegen Ihrer Erkrankung und dem bevorstehenden Krankenhausaufenthalt in der Probezeit gekündigt zu werden. Das ist leider nicht völlig auszuschließen, aber auch kein Automatismus. Wenn Ihr Arbeitgeber Vertrauen zu Ihnen gefasst hat und Sie erst einmal mit Aufgaben betraut, wird er – wenn die Dinge gut anlaufen – nicht einfach wegen ein paar Krankheitstagen gleich kündigen.

Aber: Sagen Sie ihm erst dann, wie es gesundheitlich um Sie steht, kann das zu einer starken Verunsicherung bis Vertrauenskrise führen. So wie Sie Ihr Problem hier vorstellen, würde ich Sie zurückfragen wollen, ob Sie zunächst vorsichtig auf eine „…kleine OP, demnächst, äh, mm, vielleicht in etwa 3 bis 4 Wochen, genaues steht noch nicht fest…“ hinweisen und den Job antreten könnten, um dann, zwei, drei Tage oder auch erst eine ganze Woche später Ihren Arbeitgeber mit der bevorstehenden Unterbrechung zu konfrontieren. Dabei müssen und sollten Sie auch nicht in die medizinischen Details gehen. Sollte Ihr neuer Chef allerdings einen völlig verunsicherten Eindruck machen, könnten Sie ihm immer noch spontan anbieten, diese Woche als unbezahlten Urlaub oder später als regulären Urlaub zu nehmen. Wenn Ihr Arbeitgeber etwas Format hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Fehlzeit einfach akzeptiert, so gering doch wieder nicht. Insbesondere wenn Sie nicht über die gesamte Tragweite detailreich informieren. Angenommen, Ihre alten Eltern stürben beide auf einen Schlag, würden doch verständlicherweise auch Fehltage entstehen. Da hätten Sie sicherlich nicht die Sorge sich selbst in der Probezeit frei zu nehmen. Foto: promo



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E-Mail: Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

an Jürgen Hesse

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