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Körpersprache: „Aufrechter Gang, Kopf hoch, lächeln“

Die Trainerin für Persönlichkeitsentwicklung, Sabine Mühlisch, erklärt, warum Gestik und Mimik im Vorstellungsgespräch so wichtig sind.

Frau Mühlisch, warum ist Körpersprache so wichtig?



Körpersprache ist unsere Ursprache. Jeder Mensch versteht sie von Geburt an. Wir müssen also sowohl zuhören als auch zuschauen, um zu verstehen, was der andere im Ganzen meint. Wenn die Körpersprache etwas anderes ausdrückt, als man sagt, kann es zu Missverständnissen kommen.

Mir hat noch niemand gesagt, dass er mich nicht versteht und ich an meiner Gestik arbeiten sollte.

Das stimmt, niemand würde Ihnen direkt sagen, dass Sie sich komisch bewegen. Es gäbe aber ein indirektes Feedback. Ein Beispiel: Sie zweifeln daran, dass es der richtige Arbeitgeber für Sie ist, sagen aber: „Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“ Diese Zweifel drückt nun Ihr Körper aus. Das Lächeln erfriert und Sie halten Ihre Hände zurück, damit niemand Ihre wahre Handlungsabsicht sehen kann – das alles sind mögliche Signale. Als Reaktion auf diese Unstimmigkeit zwischen Körpersprache und dem gesprochenen Wort wird Ihr Gesprächspartner Ihre Bewerbungsunterlagen bestimmt weiter unten in den Stapel legen. Vielleicht macht er das nicht bewusst, aber aus dem Gefühl heraus. Er glaubt Ihren Worten nämlich nicht.

Wie kann ich verhindern, dass so etwas geschieht?


Die geistige und emotionale Grundhaltung ist sehr wichtig. Wenn Sie mit Angst in ein Gespräch gehen, ist das die falsche Voraussetzung. Das Wort Angst kommt vom lateinischen „angustus“ und bedeutet Enge. Genau das drückt der Körper im Gespräch aus: Die Oberarme werden an den Körper gedrückt, Blickkontakt wird nur gelegentlich gehalten, meist schaut man von unten nach oben oder auf den Boden. Im Sitzen werden die Beine zusammengeklemmt, die Füße stehen nicht auf der gesamten Sohle. Wichtig ist, dass Sie nicht sagen „ich brauche diesen Job, hoffentlich nehmen die mich“, sondern „ich schaue mal, ob ich in dem Unternehmen meine Fähigkeiten einsetzen und Freude an der Arbeit haben kann“.

Fangen wir mal vorne an: Wie betrete ich das Büro?

Erst mal sollten Sie zeigen: Hier bin ich! Bitte nicht vor dem Gesprächspartner ducken, sondern ihm auf Augenhöhe begegnen. Das heißt: aufrechter, nicht zu schneller Gang, Kopf hoch und lächeln! Dann sollten Sie das Territorium des anderen akzeptieren: Anklopfen und im Türrahmen stehen bleiben, bis Sie hereingebeten werden. Wenn man schnell hereinplatzt, geht der andere sofort in die innere Abwehrhaltung, weil er unterbewusst wahrnimmt, dass sein Territorium nicht respektiert wird.

Wie zeige ich meinen Respekt bei der Begrüßung?

In Deutschland sollten Sie eine halbe Armlänge Abstand beim Händeschütteln halten und die Hand des Gegenübers nicht zu fest drücken, damit würden Sie zu viel Macht für sich beanspruchen. Bei der Begrüßung ist es in Ordnung, wenn sich der Bewerber und der Personaler direkt gegenüberstehen. Für ein Gespräch ist diese Haltung zu konfrontativ. Wenn man sich im Stehen kurz unterhält, zum Beispiel darüber, wie die Anfahrt war, sollte man sich deshalb ungefähr um 45 Grad zueinander drehen, sich somit einander zuwenden und die Konfrontation in Partnerschaftlichkeit wandeln. Dann wartet man ab, bis der Personaler bittet, Platz zu nehmen. Wenn der Bewerber sich hinsetzt, sollte er darauf achten, dass er dabei nicht den Blickkontakt zu seinem Gesprächspartner verliert.

Und wie sitzt man richtig?

Es gibt eine Grundhaltung. Die Beine sollten hüftbreit stehen – das ist besonders für die Herren ein wichtiger Hinweis. Wer sich breitbeinig hinsetzt, zeigt dem Alphamännchen – also dem Personalchef – seine Genitalien und fordert ihn damit heraus. Die Arme sollten locker auf den Lehnen liegen, der Oberkörper aufrecht gehalten werden und die Rückenlehne berühren.

Verharrt man in dieser Position?

Auf keinen Fall! Man sollte gestikulieren, den Oberkörper bewegen, die Mimik einsetzen und so das Gespräch lebhaft machen. Ich glaube, es gibt für Personaler nichts Schlimmeres, als sich den ganzen Tag Roboter anzuschauen, die jeden Schritt vorher einstudiert haben.

Die Arme vor dem Körper zu verschränken signalisiert Abwehr, oder?


Es kommt immer darauf an, wie man etwas macht. Wenn ich die Arme verschränke, die Schultern hochziehe und grimmig schaue, ist die Sache klar: Abwehrhaltung. Wenn ich aber beim Armeverschränken lächele und mich zurücklehne, signalisiere ich damit nur, dass ich meine Handlung zurücknehme und mein Gegenüber sprechen lasse.

Wie kann man seine Körpersprache noch einsetzen?

Man kann unterstreichen, dass man bestimmte Fähigkeiten besitzt. Sie können erzählen, wie engagiert Sie sind, wirkungsvoller ist es jedoch, Eigeninitiative zu zeigen: Also Fragen stellen, auf dem Stuhl nach vorn rutschen, den Oberkörper in Richtung des Gesprächspartners beugen. So drückt man Interesse, Aktivität und Handlungsbereitschaft aus.

Kann ich mir die Aufregung bei einem Vorstellungsgespräch abtrainieren?

Bitte nicht! Aufregung ist gut! Sie erfüllt einen Zweck, wir haben dann mehr Energie. Das drückt das Wort Aufregung aus: Hier öffnet und regt sich was. Sie können diese Energie sinnvoll nutzen, schließlich kann sie Ihre Leistung steigern und macht Sie aufmerksamer. Natürlich spürt der Personaler, dass ein Bewerber aufgeregt ist. Wenn derjenige das zugibt, entlastet er sich und sein Gegenüber weiß, dass er aufrichtig ist.

Unser Gespräch ist nun fast zu Ende. Wie hinterlasse ich bei der Verabschiedung einen guten Eindruck?

Wenn ich Sie zur Tür bringe, sollten Sie mit mir Schulter an Schulter gehen. So signalisieren Sie mir, dass wir auf einer Ebene sind. Wie am Anfang des Gesprächs sollte es auch am Ende etwas Smalltalk geben. Den besten letzten Eindruck hinterlassen Sie, wenn Sie sich an der Tür noch einmal zum Gesprächspartner drehen. Das Letzte, was der Personaler von dem Bewerber sieht, sollte nämlich dessen lächelndes Gesicht – und nicht sein Hintern sein.

Das Interview führte Dana Heide. Beitrag aus der Dezemberausgabe des Magazins „Junge Karriere“

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