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Monstermäßig. Studium, Job und Leben unter einen Hut zu kriegen, belastet vor allem Bachelorstudenten. Wer ein Stipendium ergattert, kann das entspannter sehen.

© Martin Schutt/p-a/ZB

Studienfinanzierung: Am Monatsende keine Kekse

Bafög, Job, Stipendium: Wo Studierende Geld bekommen, die nicht von ihren Eltern unterstützt werden.

Ärgerlich: Seit seine ältere Schwester ihren Master in der Tasche hat, ist das Bafög von Lucas Gerrits von 251 auf nur 80 Euro geschrumpft. „Zum Leben reicht das nicht“, sagt der 23-Jährige. Um seinen Kontostand aufzubessern, muss er nebenher arbeiten. Angefangen habe er mit Promojobs. „Irgendwann macht sie wohl jeder Student“, schmunzelt Gerrits. Momentan jobbt er bei einer Agentur für politische Strategieberatung. „Zum Glück stehen auch meine Eltern hinter mir“, sagt er.

„Bis zum Abschluss des Erststudiums sind grundsätzlich Eltern zur Zahlung von Unterhalt verpflichtet“, sagt Katharina Althoff von der Sozialberatung des Studentenwerks Berlin. Für Studierende, die von Zuhause wegziehen, gibt die sogenannte Düsseldorfer Tabelle – eine Unterhaltstabelle der Familiengerichte – einen Regelbedarf von 670 Euro pro Monat als Orientierungswert an. Geld, das sich Eltern nicht immer aus den Rippen leiern lassen. „Hin und wieder kommt es zu Streitigkeiten“, sagt Althoff. Prinzipiell sei dann der Gang vor Gericht möglich. Den Schritt, die eigenen Eltern zu verklagen, würden aber nur wenige übers Herz bringen. In solchen Fällen bietet das Studentenwerk kostenlose Mediation; bis zu fünf Sitzungen sind es in der Regel. „Ein neutraler Mediator hilft, die verhärteten Fronten aufzuweichen und einen Kompromiss zu finden“, sagt Althoff.

Können Eltern aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation das Studium nicht finanzieren, springt das Bafög-Amt ein. In vielen Bundesländern kann der Antrag inzwischen online ausgefüllt werden. Weil die Bearbeitung der Anträge oft mehrere Wochen, in Extremfällen sogar Monate dauert, sollten vor allem Studienanfänger sich früh kümmern. „Spätestens im September, wenn die Zulassungsbescheide rausgeschickt werden“, rät Althoff. Wer noch nicht alle Unterlagen zusammen hat, kann einen formlosen Antrag stellen und die nötigen Nachweise später nachreichen.

Der Bafög-Höchstsatz liegt aktuell bei 670 Euro. Wie hoch der Anspruch tatsächlich ausfällt, kann jeder mit dem Bafög-Rechner ermitteln. „Im Spezialfall darf man ruhig mal den Sachbearbeiter im Bafög-Amt kontaktieren“, sagt Althoff. Auch wenn große Sprünge meistens nicht drin sind: Bafög macht das Studentendasein leichter –zumal rund die Hälfte des Geldes geschenkt wird. Der Rest ist ein zinsloses Darlehen, von dem man aber höchstens 10 000 Euro zurückzahlen muss.

Stipendium ist kein Buch mit sieben Siegeln

Wer kein Bafög bekommt, ein Zweitstudium anfängt oder älter als 30 Jahre ist, muss oft einen Studienkredit aufnehmen. „Den perfekten Kredit für alle gibt es nicht“, warnt Althoff. vielmehr komme es immer auf die individuellen Bedürfnisse an. Will ich für ein Semester ins Ausland? Was passiert, wenn ich den Studiengang wechsle oder beurlaubt werde? Diese Fragen sollte man vor Vertragsabschluss unbedingt klären. Dabei empfiehlt Althoff, einen Blick in den Studienkredittest des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zu werfen, der jährlich mehr als 30 Anbieter unter die Lupe nimmt.

Bloß keine Schulden? Wer Glück hat, kann ein Stipendium ergattern. Das Angebot ist bunt – mehr als 2000 Stiftungen fördern Studierende. „Für Familien, die keine Erfahrung mit Stipendien haben, ist das oft ein Buch mit sieben Siegeln“, sagt Ulrich Hinz vom Elternkompass. Die Online-Infostelle der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die vom Bundesbildungsministerium unterstützt wird, bietet kostenlose Beratung. Bei der Suche rät Hinz, im Internet zu recherchieren (siehe Kasten) und sich auch nicht zu scheuen, direkt bei den Stiftungen nachzufragen.

„Viele glauben, sie sind nicht gut genug, und brauchen sich erst gar nicht zu bewerben.“ Ein Fehler, meint Hinz, denn manche Stifter würden spezielle Förderung etwa für Waisenkinder oder Menschen mit Migrationshintergrund leisten. Ab dem kommenden Wintersemester kommt zu den zwölf Begabtenförderwerken noch das Avicenna-Studienwerk hinzu, das sich gezielt an muslimische Studierende richtet.

300 Euro im Monat winken beim Deutschlandstipendium. 150 Euro gibt der Staat, die andere Hälfte steuern private Förderer bei, darunter große Firmen wie Bayer oder Deutsche Telekom sowie viele Mittelständler. „Noch wichtiger als Geld ist aber die ideelle Förderung, die Stipendiaten erhalten“, sagt Hinz.

Ein Job an der Uni macht sich bezahlt

Leider kommen nur vier Prozent aller Studierenden in den Genuss eines Stipendiums. Zwei Drittel sind ähnlich wie Lucas Gerrits auf einen Nebenjob angewiesen. Bei der Suche helfen einschlägige Internetbörsen. Daneben sind vor allem Hochschulen attraktive Arbeitgeber. „Eine Stelle im Labor oder als Tutor ist eine gute Alternative zum Kellnern“, sagt Mike Gerwig vom studentischen Personalrat der Freien Universität Berlin. Das macht sich nicht nur im Lebenslauf bezahlt: Die rund 1800 Studenten, die an der FU arbeiten, bekommen einen Stundenlohn von knapp elf Euro.

Aber Vorsicht: Seit 2013 können Minijobber zwar 450 Euro im Monat steuerfrei verdienen. Bei Bafög-Beziehern sind es aber nur 407 Euro.

Studium und Job unter einen Hut zu bringen, ist oft eine Herausforderung. Besonders Bachelorstudenten, die ohnehin straffe Studienpläne haben, belaste das sehr, beobachtet Katharina Althoff. „Die psychologische Beratung ist total ausgelastet.“ Lucas Gerrits sieht es gelassen. „Meine Arbeit macht mir Spaß. Das ist das Gute dabei.“

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