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Treffpunkt Tagesspiegel: Personaler werben mit iPod

Treffpunkt Tagesspiegel mit Autor Jürgen Hesse

Personalverantwortliche haben ein Image-Problem, sagt der Berliner Autor, Diplom-Psychologe und Karrierecoach, Jürgen Hesse. Oft würden sie als Wächter des Chefs gelten, auf dessen Wink sie Kollegen abmahnten oder gar entließen, die darauf achteten, dass niemand aus der Reihe tanze und Vorgaben stur umsetzten. Doch das Bild des Mitarbeiterverwalters sei längst veraltet. Unter dem Titel „Der Personaler im Wandel. Vom Verwalter zum Gestalter“ referierte der Karrierecoach am Donnerstag beim Treffpunkt Tagesspiegel im Museum für Film und Fernsehen über die Anforderungen und das Image der Personaler von heute. Im Publikum saßen etwa 90 Personalverantwortliche.

Der Personalmanager, der auch „Human Resources Manager“ heißt, sei heute als strategisch denkender Partner der Geschäftsführung gefragt. Hesses Formel dafür lautet „HRM 2.0“, in Anlehnung an das interaktive Internet „Web 2.0“. Interaktivität sei auch von den Personalmanagern gefragt.

Das so genannte Humankapital sei der Mensch, ihm gelte es, besondere Aufmerksamkeit zu schenken, fordert der Karrierecoach. Statt lediglich Bewerbungen zu sichten, müssten die Personaler als „Talentmanager“ und „Coaches“ auf die Suche nach „High-Potentials“ gehen und dafür sorgen, dass gute Mitarbeiter der Firma treu bleiben. Auch unkonventionelle Wege könnten zum Ziel führen und Talente für das Unternehmen interessieren, ermutigt der 57-Jährige die Zuhörer. So habe eine Firma ihren Wunschkandidaten mit einem Päckchen umworben. Inhalt: ein iPod mit eingraviertem Namen, bespielt mit einem Firmenporträt und der Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Wie „High-Potenzials“ zu „High-Performers“ geformt, also aus Talenten hervorragende Mitarbeiter werden, dafür gebe es keinen Königsweg. Kamingespräche und Abenteuer-Camps seien zur Zeit out, Kampfsporttraining hingegen beliebt. Unabhängig von Modewellen und anglizistischen Fachbegriffen bleibe die wichtigste Aufgabe des Personalers das altmodische Gespräch.

Von Computerprogrammen, die Bewerbungen vorsortieren, hält Hesse wenig. Keine technischen Hilfsmittel könnten die Intuition ersetzen, weiß er aus eigener Erfahrung. Bewerbungen an sein Unternehmen sortiere Hesse in drei Stapel: hervorragend, unauffällig und schlecht. „Dann lade ich aus jedem Stapel drei Bewerber ein.“ Von Angesicht zu Angesicht hätten laut Vorauswahl herausragende Bewerber oft enttäuscht, während bei Kandidaten mit wenig überzeugenden Unterlagen manchmal einfach die Chemie stimmte.

Über Tricks, Trends und Herausforderungen der Branche sollten sich Personalverantwortliche austauschen, rät der Coach und empfiehlt dazu Internetforen wie die Initiative „Wege zur Selbst-GmbH“ (www.selbst-gmbh.de) oder den Goinger Kreis (www.goinger-kreis.de).Annette Leyssner

Annette Leyssner

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