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Jobs & Karriere: Von der besten Seite

Wie Sie sich von der Bewerbung bis zum Vorstellungsgespräch optimal präsentieren. Ein ABC-Ratgeber

ASSESSMENT-CENTER

Wahlweise auch als Psycho-Parcours, Trainingslager oder Test-Terror bezeichnet. Dabei ist die ursprüngliche Idee gar nicht so schlecht: Die Bewerber sollen zeigen, wie sie in unterschiedlichen Situationen agieren und mit Druck und Belastung umgehen. Häufig geht der Stress im Assessment-Center aber vor allem von den Kandidaten selbst aus – weil die sich so unter Druck setzen, dass die Personalentscheider kaum noch nachhelfen müssen.

BEWERBUNGSFOTO

Schnell das Urlaubsfoto vom letzten Sommer beigefügt und fertig ist die Bewerbung: Tatsächlich erleben es Personalchefs manchmal, dass sich Jobsuchende mit vermeintlich lustigen Fotos präsentieren. In den meisten Fällen kommen die aber nicht gut an. Firmen suchen Mitarbeiter, die einen seriösen und professionellen Eindruck machen. Besser ist es deshalb, in Ruhe ein Fotostudio auszuwählen und vor den Aufnahmen einen Blick auf Musterfotos zu werfen. Einige Fotografen, die sich auf Bewerbungsfotos spezialisiert haben, veranschlagen für ein Shooting mehrere Stunden und bitten Bewerber, verschiedene Outfits mitzubringen. Bei solchem Aufwand liegen die Kosten allerdings schnell bei mehr als hundert Euro. Übrigens: Laut Gleichbehandlungsgesetz müssen Bewerber kein Foto mehr mitschicken. Die meisten Arbeitgeber bevorzugen das aber weiterhin.

DIREKTE FRAGEN

„Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten?“ Diese Frage stellen Personalchefs gern im Vorstellungsgespräch. Bewerber können punkten, wenn sie eine elegante Antwort parat haben. Anstatt von der Faszination der Branche im Allgemeinen und den Schönheiten des Berufslebens im Besonderen zu fabulieren, sollte man sich mit der Firma beschäftigt haben, um eine individuelle Antwort geben zu können.

EINSTELLUNGSTEST

Neben einem Assessment-Center bitten Unternehmen ihre Kandidaten oft, an einem Allgemeinbildungstest teilzunehmen. Unter Zeitdruck sollen die Bewerber ihr Wissen beweisen. Oft kommen die Fragen aus der Wirtschaft, aus Kultur oder Geschichte. Viele Fragen sind knifflig, und dazu kommt das Ticken der Sekundenzeiger. Die Unternehmen wollen die Bewerber mit dieser Situation auch ein bisschen verunsichern. Hier gilt es, die Nerven zu behalten.

FLOSKELN

Bewerber betonen oft, dass sie kreativ, teamfähig und hochmotiviert sind. Diese Eigenschaften überzeugen aber schon längst keinen Personalchef mehr. Arbeitgeber interessiert viel mehr, welche Qualifikationen Bewerber für die ausgeschriebene Stelle mitbringen. Ein Hinweis auf Fähigkeiten aus früheren Jobs oder Praktika kann einem einen Vorteil bringen.

GEHALT

Die Frage nach dem Gehalt ist eine der gemeinsten im ganzen Bewerbungsverfahren: „Welche Vorstellungen haben Sie denn da?“ Um nicht komplett danebenzuliegen, empfiehlt sich eine gute Recherche. Bekannte im Unternehmen oder in anderen Firmen, die in vergleichbaren Positionen arbeiten, können hier Informationen liefern. Außerdem werden regelmäßig Branchen- und Gehaltsreports veröffentlicht. Wer Zusatzqualifikationen mitbringt, kann sie bei den Gehaltsverhandlungen elegant einfließen lassen.

HUMOR

Grundsätzlich im Berufsalltag nicht schädlich. Bei Einstellungsgesprächen ist er aber eher selten ein überzeugendes Argument. Scherze auf Kosten anderer kommen beim Treffen mit dem Recruiter meistens nicht so gut an. Schließlich soll der Bewerber ja in erster Linie mit seinen fachlichen Qualitäten überzeugen und nicht mit seinen Witzen.

INITIATIVBEWERBUNG

Nörgeln, drängeln, Druck machen: Normalerweise ist das verpönt. Bei Bewerbern jedoch heißt ein solches Verhalten Initiativbewerbung und gilt als Ausdruck eines besonderen Engagements. Bewerber sollten sich nicht ärgern, wenn die Bewerbung zunächst unbeantwortet bleibt – genauso unverhofft, wie die Unterlagen beim Arbeitgeber eingetrudelt sind, liegt vielleicht irgendwann die Einladung zum Vorstellungsgespräch im Briefkasten.

KOSTEN

Eigentlich werden die Kosten für ein Bewerbungsgespräch vom Arbeitgeber übernommen. In den letzten Jahren hat es sich jedoch eingebürgert, dass über die Frage etwa der Reisekostenerstattung nonchalant hinweggegangen wird und der Bewerber dadurch in die ungünstige Situation kommt, das Thema von sich aus anschneiden zu müssen. Manche Unternehmen erstatten die Kosten – ob das so ist, sollten Bewerber schon vor der Anfahrt klären. Dann bekommen sie eine klare Antwort und können entscheiden, ob sie unter diesen Bedingungen anreisen möchten.

LEBENSLAUF

Fälschungen im Lebenslauf gehören zu den häufigsten Lügen im Berufsleben. Manche Unternehmen setzen sogar Detekteien ein, um die Bewerbungsschreiben und Lebensläufe von Jobanwärtern zu überprüfen. Deshalb gilt: Positiv interpretiert werden darf alles, geschummelt und gelogen werden aber nicht. Und wer meint, eine Schwäche im Lebenslauf zu haben, sollte die lieber offensiv vertreten, als darauf zu hoffen, dass sie durch geschicktes Herumformulieren übersehen wird.

MAPPE

Schnellhefter oder Klemm-Mappen kommen bei Personalchefs oft nicht so gut an. Die meisten bevorzugen farbige Kartons – aber allzu knallige Farben sollten sie nicht haben. Ein Gräuel für Personalchefs sind Mappen, die in mehrere Fächer und Schichten aufgeteilt sind, in denen sie Lebenslauf, Zeugnisse und Anschreiben erst suchen müssen. Auch mögen sie es nicht, wenn die einzelnen Blätter lose in der Mappe liegen und bei einer ungeschickten Handbewegung durch den Raum flattern. In die Mappe gehören: Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse, Referenzen und andere Zertifikate.

NOTLÜGEN

Manchmal haben Bewerber beim Vorstellungsgespräch den Eindruck, in einem Verhör zu sitzen. Manche Arbeitgeber versuchen ganz ungeniert, viel Privates herauszubekommen. Auch die Frage, ob eine Frau schwanger ist, gehört gerne dazu – obwohl sie eigentlich rechtswidrig ist. Deshalb müssen Bewerberinnen hier auch nicht die Wahrheit sagen, Notlügen sind gesetzlich gedeckt. Zulässige Fragen, etwa nach früheren Tätigkeiten, sollten Bewerber dagegen wahrheitsgemäß beantworten.

ONLINE-BEWERBUNG

Das Recruiting per Internet-Formular wird bei Unternehmen immer beliebter, weil sich die online erhobenen Daten leichter und schneller bearbeiten lassen. Bewerber klagen jedoch häufig darüber, dass die Online-Formulare kaum Raum für individuelle Anmerkungen lassen. Grundsätzlich gilt: Wer sich online bewirbt, sollte sich an die Vorgaben des Unternehmens halten und nicht noch ungezählte Dateianhänge mitschicken, wenn die gar nicht gefragt sind.

PATZER

Fehler und Pannen können jedem unterlaufen. Sie werden aber nur dann zum Problem, wenn Bewerber versuchen, sie offensichtlich zu vertuschen. Wer dagegen zu seinem Patzer steht, sich entschuldigt und Einsicht zeigt, kann aus dem vermeintlichen Minuspunkt möglicherweise sogar noch Gewinn schlagen. Ein entspannter Umgang mit seinen Fehlern wirkt sympathisch.

REFERENZEN

Individuelle Empfehlungen, die die Eignung für eine bestimmte Position belegen, sind bei Personalern immer willkommen. Hier kommt es aber auf eine gute Auswahl an. Referenzen, die nur sehr allgemein sind und beispielsweise vom Schulpfarrer ausgestellt wurden, sind kaum hilfreich. Und sie taugen nur etwas, wenn das Verhältnis zum früheren Chef tatsächlich gut war. Achtung: Es kann passieren, dass sich das Unternehmen bei einem früheren Arbeitgeber erkundigt, welches Bild der Bewerber denn tatsächlich abgegeben hat.

STÄRKEN

Ein selbstbewusstes Auftreten ist immer hilfreich – intensives Trommeln auf die eigene Brust kommt dagegen nicht so gut an. Im Klartext: Wer nach Stärken gefragt wird, kann gerne zwei oder maximal drei Pluspunkte seiner Person nennen. Albern wirkt es dagegen, wenn man bei der Auflistung der eigenen vermeintlichen Stärken in einen 45-minütigen Redeschwall verfällt – Angeber sind nicht besonders gefragt.

UMSCHLAG

Der Briefumschlag bereitet vielen Bewerbern zusätzlich Sorgen. Was, wenn ich die Bewerbung in gutem Zustand einwerfe und sie zerfleddert im Unternehmen landet? Ein Gedanke, den Bewerber getrost zur Seite schieben können. In den meisten Fällen bekommen die RecruitingExperten die Umschläge nicht zu sehen, sondern nur die eigentliche Mappe. Und wenn die ordentlich aussieht, ist auch ein verknickter Umschlag schnell vergessen.

VORSTELLUNGSGESPRÄCH

Erinnern Sie sich an den ersten Besuch als 16-Jähriger bei den Eltern Ihrer Freundin? Ungefähr doppelt so schlimm wird es beim Vorstellungsgespräch – auch wenn Personalchefs gerne behaupten, dass diese Begegnung vor allem dem Kennenlernen dient. Aber natürlich klopfen Personalchefs die Bewerber ab, und es entsteht eine unnatürliche Gesprächssituation. Wer in die Zwickmühle gerät, darf sich ruhig eine Pause zum Überlegen geben, um so eine Panne zu vermeiden.

ZEUGNISSE

Daran hat sich über all die Jahre nichts geändert: Gefragt sind in der Regel Kopien der jeweils letzten Zeugnisse einer Qualifikationsstufe – also der Hochschulabschluss, die bestandene Lehre oder Fachausbildung, eventuell für den angestrebten Job nützliche Zusatzqualifikationen. Das Grundschulzeugnis der vierten Klasse kann man aber weglassen. Eine Eins mit Sternchen in den Grundrechenarten überzeugt keinen Personalchef.

Beitrag aus dem Magazin „Junge Karriere“

Britta Mersch, Armin Himmelrath

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