zum Hauptinhalt
Wenn eines ins andere greift. Bei dem Wettbewerb bewerteten die Beschäftigten anonym Arbeitsplatzthemen wie Vertrauen, Teamgeist, berufliche Entwicklung und Gesundheitsförderung.

© fotoinfot - Fotolia

Wettbewerb: Beste Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg 2014: Von Teamgeist und süßen Tüten

Wie gelingt gute Arbeitsplatzkultur? 15 Betriebe aus der Region machen es vor – jeder auf seine Weise.

Hand aufs Herz: Wer kommt schon jeden Morgen gern zur Arbeit? Umfragen zufolge hat jeder vierte Deutsche bereits innerlich gekündigt. Gründe dafür gibt es reichlich: Viele vermissen eine gute Arbeitsatmosphäre, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Oft mangelt es an einer offenen Kommunikation zwischen Chef und Mitarbeitern. Und wenn die eigene Arbeit kaum oder gar nicht anerkannt wird, stellt sich auch kein Stolz auf die Leistung des Unternehmens ein.

Am Dienstag wurden in Berlin 15 Betriebe geehrt, in denen all das ganz anders ist: Zum zweiten Mal kürte das Forschungs- und Beratungsunternehmen Great Place to Work die „Besten Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg“; der Tagesspiegel war Medienpartner. Bundesweit gibt es die Benchmark-Studie, in deren Bewertung das Ergebnis einer anonymen Mitarbeiterbefragung und ein Audit der Personalmaßnahmen einfließen, bereits seit 2002.

Bei den Kleinunternehmen unter 50 Mitarbeitern hatte der Rewe Markt Andreas Lück aus Oranienburg die Nase vorn. Beeindruckende 100 Prozent der Angestellten waren der Meinung: „Die Führungskräfte zeigen aufrichtiges Interesse an mir als Person und nicht nur als Arbeitskraft.“ Für Chef Andreas Lück ist die Auszeichnung eine Bestätigung, dass er mit seinem eigens entwickelten „Wohlfühl-Konzept“ richtig liegt.

Einmal im Monat trifft er jeden Mitarbeiter zum Gespräch

Die Begegnung zwischen Chef und Mitarbeitern auf Augenhöhe nimmt er besonders ernst. Wöchentlich trifft sich das Team, um über das Arbeitsumfeld zu sprechen – und wie es verbessert werden kann. So gab es kürzlich einen besseren Kassenstuhl gegen Rückenschmerzen. Auch Herzlichkeit ist Lück wichtig: „Jeder Mitarbeiter, der aus dem Urlaub wiederkehrt, findet eine Willkommenskarte mit einer Nascherei in seinem Briefkasten“, erzählt er. „Geburtstagskinder werden mit Blumen und einer kleinen Überraschung geehrt.“

Einmal im Monat führt der Marktleiter mit jedem seiner 30 Angestellten ein persönliches Feedbackgespräch. Natürlich koste das viel Zeit, „doch der Aufwand lohnt sich“, ist Lück überzeugt. „Meine Mitarbeiter fühlen sich ernst genommen, die Stimmung im Markt ist super und das spüren die Kunden.“

„Eine Super-Firma!“ sagen auch die Angestellten des erstplatzierten Großunternehmens (über 250 Mitarbeiter) von ihrem Arbeitgeber. Der Pflegedienstleister Domino-World aus Birkenwerder räumte schon zahlreiche Preise für seine Arbeitsplatzkultur ab. Doch als Gründer und Vorstand Lutz Karnauchow vor 32 Jahren beschloss, das Pflegemanagement komplett umzukrempeln, hielt man den studierten Psychologen noch für verrückt.

Heute betreibt Domino-World mit 535 Mitarbeitern zwölf ambulante, stationäre und teilstationäre Einrichtungen in Berlin und Brandenburg. Werte wie Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness und Teamgeist werden großgeschrieben. Lutz Karnauchow möchte „sinnstiftende Arbeitsplätze“ bieten. So sind die Pflegekräfte für den Rehabilitationsprozess ihrer Patienten verantwortlich, „Kreativität und eigene Ideen sind gefordert“, sagt er. „Und dann erleben sie, dass die Patienten wieder selbstständiger und gesünder werden.“

Bei Domino-World regelt ein Wertekodex die Zusammenarbeit

Für die Zusammenarbeit hat sich das Unternehmen einen Wertekodex mit zehn Regeln gegeben. Darin heißt es zum Beispiel: „Schenke anderen Vertrauen und du bekommst es doppelt zurück.“ Oder: „Glaube daran, dass jeder Mensch fähig ist, sich weiterzuentwickeln.“ Jeden Monat setzen sich die Teams mit einer Regel auseinander. Halbjährlich finden Workshops statt, in denen „Vitamine“ und „Gifte“ für das Betriebsklima analysiert werden. Jeder Mitarbeiter hat sieben Fortbildungstage im Jahr. Familienfreundliche Dienste, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Massageangebote und Gutscheine fürs Fitnesscenter sorgen ebenfalls für Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Anfänglichen Unkenrufen zum Trotz zahlt sich all das auch wirtschaftlich aus: Der Umsatz von Domino-World liegt seit Jahren konstant über dem Branchendurchschnitt.

Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) betonte auf der Preisverleihung im Ludwig Erhard Haus die hohe Bedeutung von attraktiven Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten – aber auch als wichtigen Wettbewerbsvorteil für den Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg. Internationale Firmen, die sich in der Hauptstadtregion ansiedeln wollen, hinterfragten ganz konkret den Standortvorteil und die Arbeitsplatzkultur, sagt auch Antje Rabenalt, Projektmanagerin der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Standortmarketing Berlin Partner. „Berlin zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt an kleinen und mittelständischen Unternehmen aus. Das Great-Place-to-Work-Gütesiegel hilft, auch ,Hinterhofperlen’ mit ihren guten Arbeitsbedingungen sichtbar zu machen.“ Es stärke die Region, wenn immer bekannter werde, „dass Berlin-Brandenburg ein ,great place to work’ ist.“

Mehr unter: www.greatplacetowork.de

Jacqueline Filla

Zur Startseite