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Karrierefrage: Sollte ich mich einem Persönlichkeitstest unterziehen?

Der Karriereexperte Jürgen Hesse (Büro für Berufsstrategie) erklärt, warum man sich vor solchen Tests besser nicht drückt - und wie man sich am besten darauf vorbereitet.

Unser Leser fragt: Ich bin Führungskraft in einem Unternehmen für digitale Spiele und habe die Gelegenheit, beruflich aufzusteigen. Dazu soll ich aber an einem Persönlichkeitstest teilnehmen, den mein Arbeitgeber durchführt. Muss ich das? Und falls ja: Wie bereite ich mich darauf vor?

Jürgen Hesse antwortet: Immer mehr Unternehmen und Institutionen verlassen sich bei der Bewerberauswahl nicht mehr nur allein auf schriftliche Unterlagen und das Vorstellungsgespräch, sondern setzen auf Einstellungs- und Persönlichkeitstests oder veranstalten gar ein komplettes Assessment-Center. Selbst bewährte Mitarbeiter wie Sie es sind, müssen sich bisweilen solchen Prozeduren unterziehen, wenn Sie aufsteigen oder ihren Arbeitsbereich wechseln wollen. Ihnen bleibt leider nichts anderes übrig, als daran teilzunehmen – allein um sich nicht verdächtig zu machen, etwas verbergen zu wollen.

Zum Persönlichkeitstest eingeladen zu werden, empfinden Sie zunächst als eher unangenehm, fast bedrohlich. Doch machen Sie sich bewusst: Das Ergebnis lässt keine allumfassende Aussage über Sie als Menschen zu. Ihre Vorgesetzten versuchen auf diese Weise einen noch besseren Eindruck von Ihnen zu gewinnen, versuchen herauszufinden, ob Sie auch die soziale Kompetenz für den Job besitzen. Wie gehen Sie mit anderen Menschen um? Reagieren Sie angemessen auf Frust auslösende Situationen? Persönlichkeitstests sollen oft die zu aufmüpfigen oder zu sensiblen Bewerber „aussieben“.

Testaufgaben, die Ihre Privatsphäre betreffen, sind jedoch unzulässig. Wird etwa nach politischen oder gar sexuellen Präferenzen gefragt, ist Ihrerseits ein beherztes „Stop“ gefordert. Weniger intime Schnüffelei kontern Sie diplomatisch.

Generell lautet das Gebot der Stunde: Lernen Sie, die Testverfahren zu durchschauen. Was steckt hinter den Fragen und Aufgaben? Was will man über Sie herausfinden? Außerdem sollten Sie sich überlegen, was Sie über sich preisgeben, welches Bild Sie von sich erzeugen wollen. Letztlich geht es auch immer um Ihre Anpassungsfähigkeit. Wissen und vermitteln Sie, was man von Ihnen erwartet.

Um sich auf diese Tests vorzubereiten, belesen Sie sich mithilfe der „Testknackerliteratur“. Machen Sie sich eine Liste, welche Charaktereigenschaften für die zu besetzende Position wichtig sind und was Sie davon abdecken. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Sind Sie wirklich die passende Person für den Job? Wenn nicht: Warum streben Sie ihn dennoch an?

Betrachten Sie den Test insgesamt als Chance. Vielleicht erfahren Sie dabei sogar noch etwas Neues über sich selbst. Oft genug ergeben sich daraus ganz neue berufliche Perspektiven – und das häufig nicht zum Schlechteren.

– Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns:

E-Mail: Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

Jürgen Hesse

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