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Karrierefrage: Wie orientiere ich mich neu?

Was, wenn man mitten im Berufsleben steckt, aber seit Jahren nicht mehr zufrieden ist mit seinem Job? Dann gilt es, die Ursachen herauszufinden und sich - je nachdem, was dabei herauskommt - eine neue Aufgabe zu suchen, empfiehlt der Karriereexperte Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie.

Die Frage des Lesers: Ich bin Anfang 40, seit sechs Jahren Leiter einer IT-Abteilung und mit meinem Job schon seit geraumer Zeit unzufrieden. Gerne würde ich etwas anderes machen, was genau das sein soll, ist mir aber selbst nicht klar. Außerdem habe ich gelesen, dass zwischen 30 und 40 Jahren die entscheidenden Karriereweichen gestellt werden. Ist der Zug für mich nun abgefahren? Und darf ich dann überhaupt noch einmal den Beruf wechseln? Oder bedeutet das dann ein Karriere-Aus?

Die Antwort des Experten: Ihr Zug fährt erst ab, wenn Sie auf dem Sterbebett liegen. Bis dahin ist aber sicherlich noch viel Zeit, und Ihre Ausgangssituation erscheint doch recht günstig. Im Sinne des Filmtitels und Liedtextes „This is the first day of the rest of your life“, dies ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens, kann man natürlich auch mit 40 aufwärts seinen Beruf wechseln. Viele müssen es sogar – und zeigen, dass es gelingt! Also wann übernehmen Sie wieder die Führung, was Ihren Zug anbetrifft, und überlassen nicht anderen die Steuerung?

Gedanklich haben Sie einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Sie wollen etwas gegen Ihre Unzufriedenheit machen. Was Ihnen hilft, ihr auf die Spur zu kommen und die beruflichen Weichen neu zu stellen, ist eine gezielte Analyse Ihrer Fähigkeiten, Bedürfnisse und Möglichkeiten: kurzum eine Potenzialanalyse. Dabei geht es darum, systematisch Ihre Persönlichkeitsmerkmale, Ihre Begabungen, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie Ihre Bedürfnisse und Neigungen zu definieren. Wer bin ich, was kann ich, was will ich, und was ist mir möglich? Beantworten Sie sich diese grundsätzlichen Fragen, kann das wichtige Hinweise liefern. In der intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst, gewinnen Sie einen neuen Blick auf Ihre Chancen.

Eine Potenzialanalyse stellt eine Art Wegweiser dar. Hier verbinden sich die Ergebnisse intensiver Recherche und Gespräche mit Freunden, Bekannten oder Menschen aus für Sie interessanten Berufsfeldern mit einem tiefen Blick nach innen. Man kann dazu entsprechende Fragenkataloge aus der Literatur hinzuziehen, die helfen, strukturiert die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu untersuchen. Das kann interessante Impulse für die neue berufliche Richtung liefern.

Bei der Orientierung hilft auch, die Fantasie anzukurbeln. Schon Goethe wusste: Wünsche sind die Vorboten unserer Fähigkeiten. Bei der Suche nach einer neuen Aufgabe kann sogar ein Traumtagebuch helfen. Ihr Unterbewusstsein weiß nachts vielleicht mehr, als Sie bei Tage denken. Dass in diesem Prozess auch die aktuelle Arbeitsmarktlage realistisch geprüft werden muss, versteht sich von selbst.

– Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns:

E-Mail: Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

Jürgen Hesse

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