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Nicolas Berggruen besitzt in Berlin inzwischen rund 90 Häuser.

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Karstadt-Eigentümer: Berggruen kauft 24 Häuser in Berlin

Nicolas Berggruen setzt auf Berlin: Für 130 Millionen Euro kauft der Eigentümer von Karstadt 24 Häuser. Er sagt: „Berlin ist eine dynamische Stadt.“

Berlin - Die Zuneigung ist offenbar groß und erinnert an den Vater. Er wisse nicht, „ob ich auch anderen empfehlen würde in Berlin zu investieren“, lässt sich Nicolas Berggruen am Freitag zitieren. „Für mich persönlich habe ich entschieden, aktiv etwas dazu beizutragen, dass Berlin sich weiterentwickeln wird. Ich mag Berlin und denke langfristig.“ Und wer langfristig denkt, der kauft eben Immobilien. Im aktuellen Fall 24 Häuser zum Preis von 130 Millionen Euro.

Heinz Berggruen, der 2007 verstorbene Vater, war einer der erfolgreichsten deutschen Kunstsammler des 20. Jahrhunderts. In den 90er Jahren war Berggruen, rund 60 Jahre nach der Vertreibung der jüdischen Familie, nach Berlin zurückgekehrt; in seine Heimatstadt, wo die Eltern einst ein Papierwarengeschäft am Olivaer Platz in Wilmersdorf betrieben hatten. Der Weltbürger Heinz Berggruen überließ im Jahr 2000 den Großteil seiner Sammlung, darunter Picassos, Giacomettis und Klees, für relativ kleines Geld der Stiftung Preussischer Kulturbesitz. In einem eigenen Museum gegenüber dem Schloss Charlottenburg kann die feine Sammlung bestaunt werden.

Der Sohn Nicolas wurde 1961 in Paris geboren. Auch er betätigt sich als Kunstsammler. Nach erfolgreichen Jahren als Finanzinvestor, „Forbes“ zählt ihn zu den Milliardären, hat Berggruen reichlich Mittel für die schönen Künste. Und für Abenteuer: Im vergangenen Jahr übernahm er für einen Euro die insolvente Kaufhauskette Karstadt und verpflichtete sich dabei, 65 Millionen Euro in die Häuser zu stecken. Auch mithilfe der Bundesregierung und der Gewerkschaft Verdi bekam Berggruen nach einem monatelangen Poker mit Insolvenzverwalter, Gläubigern und Vermietern der Immobilien den Zuschlag für Karstadt.

Nun also 24 Wohn- und Gewerbehäuser „in guten bis sehr guten Lagen“ Berlins, wie es in einer Pressemitteilung der hier ansässigen Nicolas Berggruen Holding GmbH heißt. Die Häuser stehen in Charlottenburg, Wilmersdorf, Tiergarten, Steglitz, Kreuzberg und Neukölln. Insgesamt haben 1375 Wohnungen und Gewerbeeinheiten mit 113000 Quadratmetern den Besitzer gewechselt. Zu dem Paket gehören zum Beispiel der Gewerbehof Bergmannstraße 102/103 und zwei Wohn- und Geschäftshäuser am Kudamm. Die Berggruen Holding erhöht mit dem Kauf „ihren Bestand um 50 Prozent auf einen Gebäudebestand von rund 90 Wohn- und Gewerbeimmobilien in Berlin und Potsdam“. Nur „einige wenige“ der Immobilien sollen weiterverkauft werden.

Der Verkäufer ist die IMW AG, eine Immobiliengesellschaft, der nach eigenen Angaben noch rund 4330 Wohnungen und Gewerbeeinheiten in Berlin gehören. Vor der Finanzkrise waren das dreimal so viel. Mit der Finanzkrise hängt nun auch der Verkauf der 24 Objekte an Berggruen zusammen: Die Häuser waren von der US-Investmentbank Lehman finanziert worden. Lehman ging im Herbst 2008 pleite und löste damit die Finanzkrise aus. Der Verkauf der 24 Häuser gehört nun sozusagen zur Krisenbewältigung. Und die ist noch kompliziert genug, denn ob das Geschäft mit Berggruen tatsächlich zustande kommt, hängt auch von der Bank der IMW ab, „da es sich um eine verbriefte Finanzierung handelt“.

Anders gesagt: Es ist gar nicht genau klar, wer damals der IMW die Kredite für den Kauf der 24 Häuser zur Verfügung gestellt hat. Wie es bei der IMW heißt, hätte man in zwei Jahren eine Refinanzierung der Immobilien auf die Beine stellen müssen. Dieses Problem haben die Verkäufer nicht mehr, sofern der Verkauf an Berggruen zustande kommt. Bis Ende des Jahres sollen die Verträge unterschrieben sein. Der Käufer glaubt offenbar an steigende Mieten, die sein Investment profitabel machen. „Berlin ist eine dynamische Stadt“, sagt Berggruen. Und er ist dabei.

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