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Karstadt-Mutter: Arcandor pokert um Staatshilfe

Die Karstadt-Mutter Arcandor setzt die Bundesregierung unter Druck. Eine Fusion seiner Warenhäuser mit der Metro-Tochter Kaufhof sei nicht Alternative zu millionenschwerer Staatshilfe, sondern die Staatshilfe Voraussetzung für die geplante Fusion.

Berlin - Die Karstadt-Mutter Arcandor setzt die Bundesregierung unter Druck. Eine Fusion seiner Warenhäuser mit der Metro-Tochter Kaufhof sei nicht Alternative zu millionenschwerer Staatshilfe, sondern die Staatshilfe Voraussetzung für die geplante Fusion. „Eine privatwirtschaftliche Lösung ist für uns nur eine Alternative, wenn wir auch Geld kriegen“, stellte ein Arcandor-Sprecher am Freitag klar. „Wenn, dann wird Karstadt als Unternehmen eingebracht und nicht als Insolvenzobjekt.“ Das sehen die Gewerkschaften ganz ähnlich. Der Abschluss neuer Kreditverträge einschließlich staatlicher Bürgschaften sei „in jedem Fall unverzichtbar", sagte Verdi-Vizechefin Margret Mönig-Raane.

Für Arcandor drängt die Zeit. Am 12. Juni werden Kredite über 650 Millionen Euro fällig. Ohne Bürgschaften wollen die Banken diese nicht verlängern. Gelingt es dem hochverschuldeten Konzern bis dahin nicht, eine Lösung für Karstadt zu finden, droht die Insolvenz. Eine Staatsbürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro sowie einen Kredit von der Staatsbank Kfw in Höhe von 200 Millionen Euro hat der Handelskonzern bereits beantragt – gegen entschiedenen Widerspruch des Konkurrenten Metro.

Umso überraschender war die gemeinsame Ankündigung von Arcandor und Metro vom Donnerstag. Bei einem Treffen hatten sich Karl-Gerhard Eick und Metro-Chef Eckhard Cordes darauf verständigt, dass die Bildung einer „Deutschen Warenhaus AG“ durch Fusion von Kaufhof und Karstadt „grundsätzlich ein vernünftiger Weg für die Zukunft der Warenhäuser“ sein kann. Details verrieten sie nicht. Bei einer Fusion würde ein Konzern mit 206 Warenhäusern, knapp 60 000 Mitarbeitern und 7,5 Milliarden Euro Umsatz entstehen.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält eine Fusion für die beste Lösung. „Das ist die einzige Idee, die man im Moment haben kann“, sagte DSW-Vertreter Jochen Tüngler dem Tagesspiegel. Die Fusion könne ein Anlass sein, um bei den Warenhäusern „richtig aufzuräumen“. Hauptkostenfaktor seien neben den Mieten die Beschäftigten. „Ich befürchte, dass mehr als ein Drittel der Warenhäuser geschlossen werden muss.“ Zweifel am Sinn einer Fusion hat dagegen Herbert Kuhn von der Unternehmensberatung Trade Dimensions. „Aus zwei Fußkranken wird kein Gesunder“, sagte der Handelsexperte dieser Zeitung. Karstadt und Kaufhof hätten beide unrentable Häuser. Es gebe kein überzeugendes, zukunftsfähiges Geschäftskonzept für die Warenhäuser. Profitieren von einer Fusion können dagegen die Konzernmütter. Arcandor würde gerettet und Metro könnte seine Kaufhäuser doch noch aus dem Konzern lösen und in eine neue Gesellschaft einbringen. Damit stünden die Warenhäuser nicht mehr in der Bilanz.

Beobachter schätzen, dass der zuständige Lenkungsausschuss nächste Woche über Staatshilfen für Arcandor beraten wird. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte das gestern nicht kommentieren. „Hier findet ein Poker statt“, sagte Handelsexperte Kuhn. „Der Staat ist die Bank. Und die kann nur verlieren.“ mit dpa

Maren Peters

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