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KarstadtQuelle AG

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Karstadt-Quelle: Die Börse feiert Arcandor

Die Übernahme des Touristikkonzerns Thomas Cook hat Arcandor – das ist der neue Name für Karstadt-Quelle – zu einem Umsatzsprung im zweiten Quartal verholfen. Der Essener Reise- und Einzelhandelskonzern will Ende September schwarze Zahlen schreiben.

Auch das operative Ergebnis entwickelte sich positiv, berichtete der Essener Reise- und Einzelhandelskonzern am Freitag. Erstmals seit fünf Jahren schaffte es auch die Versandsparte Primondo (früher: Quelle), beim Umsatz wieder zuzulegen. Trotzdem verbuchte Arcandor nach dem ersten Halbjahr unter dem Strich noch einen Fehlbetrag. Bis zum Ende des Rumpfgeschäftsjahres 2007 Ende September will Konzernchef Thomas Middelhoff aber schwarze Zahlen schreiben, wie er am Freitag ankündigte. Die Börse ließ sich überzeugen: Der Kurs der Arcandor-Aktie schnellte bis zum Handelsschluss um 11,4 Prozent auf 20,0 Euro in die Höhe.

Seit seinem Amtsantritt im Mai 2005 hatte Middelhoff den Ende 2004 noch hoch verschuldeten Konzern drastisch umgebaut. Er verkaufte unter anderem 73 Warenhäuser an den britischen Finanzinvestor Dawnay Day, verscherbelte Immobilien für 3,7 Milliarden Euro an den Highstreet-Fonds (der zu 49 Prozent zu Arcandor gehört) und schaffte es damit, den Konzern auf einen Schlag zu entschulden. Zudem kaufte er einige Firmen – oder Teile davon – hinzu. Dazu gehört neben dem britischen Reiseveranstalter My Travel auch der 50-prozentige Lufthansa-Anteil am gemeinsamen Tourismuskonzern Thomas Cook. Das Tourismusgeschäft trägt inzwischen mehr zum Gesamtumsatz bei als der Einzelhandel. Arcandor hält nun 52 Prozent an der neuen Thomas Cook plc, die an der Londoner Börse notiert ist.

Der Konzernumbau solle in der zweiten Jahreshälfte „zügig“ fortgesetzt werden, kündigte Middelhoff an. Offen ist noch, was mit der Versandsparte und den Warenhäusern geschieht, geplant ist zudem der Verkauf des Anteils an der Immobilien-Gesellschaft Highstreet. Der Zeitplan ist begrenzt: Middelhoff hat angekündigt, Ende 2008 von der Spitze abzutreten und nach London zu gehen.

Über das Schicksal des Versandhändlers neckermann.de will Arcandor spätestens zum Ende des dritten Quartals entscheiden. Dafür gibt es zwei Optionen: entweder einen Börsengang oder den (Teil-)Verkauf. Fünf Finanzinvestoren haben nach Konzernangaben Interesse angemeldet. Der Versandhändler habe den Inlandsumsatz im ersten Quartal um sieben Prozent auf 449 Millionen Euro steigern können.

Bei den Warenhäusern schlugen die Mehrwertsteuererhöhung sowie Schließung und Verkauf unrentabler Häuser durch. Der Umsatz in den Kern-Warenhäusern sank um 1,6 Prozent auf 0,75 Millionen Euro. Deutlich besser lief es nach Konzern-Angaben in Premium-Häusern wie dem Berliner KaDeWe. Der gesamte Geschäftsbereich schreibt aber nach wie vor Verlust, minus 8,4 Millionen Euro waren es im zweiten Quartal, nach 8,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Die frühere Quelle-Tochter, die jetzt Primondo heißt, konnte nach der Umstellung von telefonbuchdicken Katalogen auf Monatskataloge den Umsatz erstmals seit Jahren um 1,1 Prozent auf 0,89 Millionen Euro steigern. Positiv ausgewirkt habe sich auch das Wachstum im E-Commerce und das Osteuropa-Geschäft. „Quelle hat die Trendwende geschafft“, teilte der Konzern mit. Der Verlust in der Versandhandelssparte habe sich mit minus 16 Millionen Euro „nahezu halbiert“.

Insgesamt stieg der bereinigte Konzernumsatz um 73 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Das um die Kosten für die Restrukturierung bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) verbesserte sich auf 27,5 Millionen Euro, nach minus 69,2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Maren Peters

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