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Wirtschaft: Kartellamt prüft das Strommonopol der Bahn

Private Bahnunternehmen fühlen sich benachteiligt und fordern die Zulassung weiterer Stromlieferanten

Düsseldorf (ek/HB). Das Bundeskartellamt will das Monopol der DB Energie GmbH bei der Lieferung von Strom für die elektrischen Lokomotiven privater Bahnunternehmen aufbrechen. Die Tochter der Deutsche Bahn AG soll im September ein Konzept auf den Tisch der Wettbewerbshüter legen, wie elektrische Energie dritter Anbieter möglichst schon ab Anfang 2004 in das Bahnstromnetz eingespeist werden kann. Von einem Wettbewerb bei der Energieversorgung erhoffen sich die Bahnbetreiber deutliche Kostenreduzierungen.

In einem umfangreichen Fragenkatalog, der dem Handelsblatt vorliegt, hat das Kartellamt den Energielieferanten des BahnKonzerns aufgefordert, detailliert zu technischen und wirtschaftlichen Fragen zur Einspeisung von Strom anderer Anbieter Stellung zu nehmen. Erläutern soll die DB Energie auch, weshalb sie einen Antrag der Stadtwerke Aachen AG (Stawag), Strom für einen quer durch Deutschland fahrenden Zug des auf Chemie-Transporte spezialisierten Bahnunternehmens Rail4Chem wegen des „erheblichen administrativen Aufwandes“ abgelehnt hatte. „Wir hatten ein schönes Pilotprojekt vor, doch die blocken einfach“, sagte Achim Mohr, Key Account Manager bei der Stawag, die im Verbund mit anderen selbstständigen kommunalen Stromversorgern als Stromhändler auftritt.

Auf Anfrage bestätigte das Kartellamt lediglich, dass „das Thema auf dem Tisch“ sei. Die Behörde habe die Bahn um entsprechende Information gebeten, es handele sich aber nicht um ein offizielles Verfahren. Eine Sprecherin der DB-Energie wollte ebenfalls keine Einzelheiten nennen; es würden aber derzeit Modelle zur Nutzung der Bahnstrom-Infrastruktur durch dritte Elektrizitätslieferanten entwickelt.

Die Bahntochter liefert nach eigenen Angaben pro Jahr 9,4 Milliarden Kilowattstunden Strom an Bahnbetreiber. Überwiegend wird die Energie für den elektrischen Betrieb der Konzernschwestern verwendet.

Nach der Öffnung des Schienennetzes für andere Betreiber waren zunächst regionale Nahverkehrsbahnen in das Schienengeschäft eingestiegen – mit eigenen Dieselloks und -triebwagen. Erst mit der steigenden Zahl privater Güterverkehrsunternehmen entstand auch eine Nachfrage nach Elektroloks und Strom.

Seit Jahren liegen die privaten Betreiber mit der DB Energie wegen der Strompreise im Clinch. Neben den Gebühren, die 25 Prozent der Betriebskosten ausmachten, schlage der Strom mit bis zu 17 Prozent zu Buche. Und das sei viel zu viel, sagte der Geschäftsführer einer Güterbahn dem Handelsblatt. Wegen der heftig hinter den Kulissen tobenden Auseinandersetzung um das Bahnstrom-Monopol wollte er allerdings ungenannt bleiben.

In der Branche wird immer wieder der – zurückgewiesene – Vorwurf erhoben, DB Energie kassiere von den externen Kunden mehr Geld für die bereitgestellte Energie als von den Konzernschwestern unter dem Dach der Deutschen Bahn. Der Chef von Connex Cargo Logistics, Christian Kuhn, hatte schon vor Monaten festgestellt: „Entweder gibt es noch ein Einlenken der DB, oder es gibt genauso ein Theater wie beim Trassenpreissystem auch.“ Bei der Festlegung der Schienenbenutzungsgebühren hatte die DB Netz AG nach massivem Protest der dritten Betreiber vor zwei Jahren, die sich auch hier massiv benachteiligt sahen, die gesamte Preisstruktur ändern müssen.

Deshalb setzen die Privaten auf mehr Wettbewerb beim Bahnstrom. Stromhändler Mohr ist sich sicher, sein Unternehmen ist der Wegbereiter für die Branche. „Wenn wir den Markt bereitet haben, dann kommen auch andere Konkurrenten. Die heutigen Preise können wir allemal toppen“, sagt Mohr.

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