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Aufstieg. Volkswagen ist Marktführer in China. Die Tochter Audi wurde nun zu einer Geldstrafe verdonnert.

© picture alliance / dpa

Kartellstrafen in China: Peking bittet deutsche Autobauer zur Kasse

Die chinesischen Kartellbehörden verschärfen den Druck auf deutsche Oberklassehersteller. Wegen überhöhter Ersatzteil- und Servicepreise werden jetzt Geldstrafen fällig.

Weiterer Bremser im China-Geschäft der deutschen Oberklassehersteller: Nach Audi und BMW muss auch Mercedes Strafe für überteuerte Ersatzteile und Serviceleistungen zahlen. Nach entsprechenden Ermittlungen bitten die chinesischen Kartellbehörden die deutschen Unternehmen nun zur Kasse. Das Angebot der Unternehmen, die Preise freiwillig zu senken, half offenbar nicht.

Mercedes befanden die Behörden für schuldig, seine Marktposition ausgenutzt zu haben, „um die Preise für Ersatzteile sowie Reparatur- und Wartungsarbeiten in nachgelagerten Märkten zu kontrollieren“, sagte der Leiter der Kartellbehörde in der Provinz Jiangsu, Zhou Gao, der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Es handle sich „um einen typischen Fall“. Wie hoch eine Strafe ausfallen könnte, blieb offen. Daimler äußerte sich nicht.

Für den Stuttgarter Konzern dürfte die Geldbuße verkraftbar sein – dennoch ist sie hinderlich bei der Aufholjagd auf dem größten Automarkt der Welt. Marktführer ist die VW-Tochter Audi, die 2013 knapp 492 000 Autos in China verkaufte. Berichten zufolge muss Audi eine Strafe von 30 Millionen Euro zahlen. Dahinter folgt BMW mit 362 100 verkauften Fahrzeugen. Vier Händler wurden ebenfalls wegen illegaler Absprache von Inspektionsgebühren zur Zahlung von 195 000 Euro verurteilt. Mercedes kam auf gut 218 000 Fahrzeuge und will mit einer Modelloffensive den Rückstand aufholen.

Die deutschen Autobauer insgesamt hatten ihren Marktanteil in China zuletzt auf fast 22 Prozent gesteigert. Sie profitieren von der ungebremsten Nachfrage wohlhabender Chinesen nach großen, PS-starken Fahrzeugen aus Deutschland. Der chinesische Automarkt war allein im Juli um elf Prozent (1,3 Millionen Autos) gewachsen. Zum Vergleich: In Deutschland werden im Gesamtjahr rund drei Millionen Neuwagen verkauft. Branchenkenner erwarten aber, dass zweistellige Wachstumsraten in China in Zukunft nur noch in Ausnahmefällen zu erzielen sind.

VW, BMW und Daimler investieren weiter massiv in den Ausbau ihrer Produktion vor Ort. Die Regierung schreibt dabei die Kooperation mit chinesischen Partnern vor. Der Import von ausländischen Fabrikaten nach China macht die Autos deutlich teurer als etwa in den USA. Die Autobauer argumentieren, das liege an hohen Zöllen und Abgaben.

Der Präsident des deutschen Autoverbandes, Matthias Wissmann, hatte jüngst im Tagesspiegel-Interview auf die verschärfte Regulierung reagiert: „China ist für Deutschland ein wichtiger und guter Partner – und umgekehrt“, sagte Wissmann. „Man sollte deshalb verstehen, dass auch verschleierte Formen des Protektionismus am Ende Eigentore sind.“

Die Aussichten für das Wachstum in China haben sich unterdessen verschlechtert. Die ausländischen Direktinvestitionen brachen im Juli um knapp 17 Prozent drastisch ein, wie das Pekinger Handelsministerium am Montag berichtete. Auch kühlte sich der Immobilienmarkt spürbar ab.

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