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Wirtschaft: Katerstimmung auf dem deutschen Schaumwein-Markt

Die aktuelle Lage des deutschen Schaumwein-Marktes verheißt wenig Prickelndes: In den ersten zehn Monate des Jahres ging der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel um etwa 7,4 Prozent zurück. Das Marktforschungsinstitut A.

Die aktuelle Lage des deutschen Schaumwein-Marktes verheißt wenig Prickelndes: In den ersten zehn Monate des Jahres ging der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel um etwa 7,4 Prozent zurück. Das Marktforschungsinstitut A.C. Nielsen ermittelte einen Rückgang des Sektabsatzes von 7,5 Prozent. Bei den Importeuren von französischen Schaumweinen dürfte die Champagnerlaune des Millenniums inzwischen einem ausgewachsenen Kater gewichen sein: Rund 17 Prozent weniger Champagnerflaschen setzte der Handel bis Ende Oktober ab. Zwar werden erfahrungsgemäß mehr als fünf Prozent der Flaschen am Jahresende geleert. Doch dürfte dies kaum ausreichen, den Konsumeinbruch auszugleichen. Der Gesamtmarkt dürfte nach den Nielsen-Zahlen von rund zwei Milliarden auf unter 1,8 Milliarden Mark schrumpfen.

"Durch unser starkes Engagement im Gastronomiebereich hoffen wir, dass wir uns etwas besser als der Gesamtmarkt entwickeln", berichtet Ulrike Kammler von der Jacobi Allied Domecq GmbH & Co. KG. Das Weinstädter Unternehmen hat die Champagnermarken Mumm und Perrier-Jouët im Programm. Wegen der weltweiten Konsumkrise bei Luxusgütern gab der französische Edelmarkenkonzern LVMH S.A. (Champagnermarke: Moët Chandon) bereits eine Gewinnwarnung heraus. Luxusartikel sind nach Ansicht von Merrill-Lynch-Analysten besonders stark von dem Rückgang des Luftverkehrs nach den Terroranschlägen in den USA betroffen. Ein Großteil des weltweiten Schaumwein-Umsatzes wird in DutyFree-Shops und Hotels erwirtschaftet.

Lichtstreifen am Horizont sehen lediglich einige wenige deutsche Sekthersteller. So werden zum Jahreswechsel in der Rotkäppchen Sektkellerei GmbH im sächsischen Freyburg die Korken häufiger knallen als in der gesamten Branche. Denn Vivendi Universal, Paris, hat den Verkauf ihrer Getränkesparte Seagram an Diageo, London, und Pernod-Ricard, Paris, abgeschlossen. Wie der französische Konzern meldet, erfolgte dieser Schritt, nachdem die US-Kartellbehörde kürzlich ihre Genehmigung erteilt hatte. Damit ist der Weg für die sächsischen Kellermeister frei zur Übernahme der Sektmarken Mumm, Jules Mumm und MM aus dem Seagram-Portfolio.

Rotkäppchen wird mit einem Absatz von rund 100 Millionen Flaschen und einem Marktanteil von rund 25 Prozent den bisherigen deutschen Marktführer, die Sektkellerei Schloss Wachenheim AG (Faber-Sekt), von Platz eins verdrängen. Mit einem "harmonischen Cuvée" aus insgesamt vier Sektmarken will Gunter Heise, geschäftsführender Rotkäppchen-Gesellschafter eine "eigene Sektkonjunktur" schaffen. Bei den Sektmarken hat Rotkäppchen (Marktanteil in Ostdeutschland 57,5 Prozent), die mit Mumm nun auch über ein starkes Engagement im Westen verfügt, den spanischen Freixenet-Sekt der Eckes AG, Nieder-Olm, bereits von der Spitze verdrängt. Eckes kontert jetzt mit Verkaufsförderungsaktivitäten im Osten.

Ingo Reich

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