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KAUFEN oder NICHT: Schöner Schaumschläger

Als ich vor fünf Jahren von Köln nach Berlin zog, warnte man mich vor der Anti-Karnevals-Metropole. So schlimm wird es schon nicht sein, dachte ich.

Als ich vor fünf Jahren von Köln nach Berlin zog, warnte man mich vor der Anti-Karnevals-Metropole. So schlimm wird es schon nicht sein, dachte ich. Heute muss ich sagen: Es ist noch schlimmer. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als mir das Ganze schönzutrinken.

Wie gerufen kommt da der Auftrag, Cocktails aus der Dose zu testen. Genauer gesagt sind es zwei aufeinandergestapelte Dosen. In der oberen befindet sich der Alkohol, unten der Fruchtnektar. Einen Shaker liefert die Firma Conelly gleich mit, so dass man die Dosen nur noch vermischen muss (www.conelly-cocktails.com, ein Sechserpack Mai Tai oder Ladykiller kosten 20,70 Euro).

Die Dosen sehen toll aus, die Designer haben ganze Arbeit geleistet. Auch der Shaker macht etwas her. Zur Verkostung habe ich einen waschechten Kölner eingeladen. Auch er findet a) die Idee toll, sich den Karneval in Berlin schönzutrinken und b) die Dosen extrem stylish. Dann beginnt der Test und die gute Stimmung endet. Als ich die beiden Dosen in den Shaker gebe und ihn schüttele, meint der Mann: „Der Shaker ist zu dünn, sieht aus, als wäre es Haarspray.“ Als ich die Cocktails in Gläser fülle, schäumen sie wie zwei Brausetabletten auf. Wir nehmen trotzdem unerschrocken die ersten Schlucke. Der Mann sagt: „Schmeckt wie ein billiger Lutscher.“ Wir trinken weiter. Der Mann sagt: „Riecht wie altes Obst.“ Wir trinken weiter. Der Mann sagt: „Irgendwann schmeckt man nicht mehr, wie künstlich es ist.“

Kurz: Die Cocktails sehen besser aus, als sie schmecken. Umgekehrt wäre es schöner gewesen. Wir haben sie trotzdem ausgetrunken. Prost.

Anne Hansen

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