KAUFEN oder NICHT: Versilberter Gestank

Dieser Text könnte etwas unappetitlich werden, denn es geht um Schweißgeruch. Ich habe bei der Firma Jack Wolfskin eine Art Anti-Stink-Hemd gekauft. O-Ton der Werbung: „Im Material integrierte Silberpartikel wirken antimikrobiell und hemmen damit zuverlässig die Geruchsbildung.“ Das Shirt ist aus Polyester, und meine Erfahrung ist, dass man in Kunstfasern eher stärker riecht als in Naturmaterialien. Nun gut.

Beim Auspacken des Langarmshirts fällt mir ein „Interseroh“-Stempel auf. Interseroh gehört zur Berliner Alba- Gruppe und ist eine Recyclingfirma. Der Stempel bezieht sich aber offenbar nur auf die Verpackung. Ich habe zwar in dieser Zeitung gelesen, dass in China alte Plastikflaschen recycelt und in Fleece- und Polyesterstoffen wiederverwertet werden. Das Hemd wurde zwar auch dort hergestellt, ist laut Jack Wolfskin aber nicht aus recyceltem und auch nicht aus recycelbarem Material. Es hätte mir aber gefallen, wenn bei der Herstellung des Hemds die Erdölressourcen geschont worden wären. Schließlich ist die atemberaubende Schneelandschaft, in der Jack Wolfskin im Internet seine Produkte bewirbt, durch den Klimawandel bedroht.

Wie auch immer: Bei mir funktioniert der Geruchsstopper nicht. Ich hatte mir für den Test überlegt, verschiedene Stinkstufen auszuprobieren. Frisch geduscht mit Deo und wenig Bewegung wäre Stufe eins gewesen, ungeduscht ohne Deo zum Sport der Härtetest. Aber das Hemd scheiterte schon an der ersten Stufe. Ich fand es zwar überraschend angenehm zu tragen, fühlte mich den ganzen Tag warm und trocken, doch am Abend roch das Hemd nach Schweiß und ich erst recht. Was sich für ein Geruchsniveau bei der letzten Stufe ergeben hätte, will ich mir lieber nicht ausmalen. Gemütlich war das Hemd durchaus. Mit 49,95 Euro finde ich es aber ganz schön teuer. Der Materialwert dürfte bei rund 50 Cent liegen.

Fatina Keilani