zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Kaum Frauen in der Führung

Managerinnen-Initiative Fidar fordert einen Kulturwandel in den Konzernen.

Berlin - Fast 90 Prozent aller Vorstands- und Aufsichtsratsposten bei börsennotierten Unternehmen in Deutschland sind mit Männern besetzt. Der Anteil der Frauen liege bei 11,1 Prozent, berichtete die Managerinnen-Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) am Dienstag. In den 160 untersuchten Unternehmen im Dax, MDax, SDax und TecDax gebe es zudem noch 38 Firmen, in denen überhaupt keine Frau im Vorstand oder Aufsichtsrat sei.

Binnen zwei Jahren stieg der Untersuchung zufolge der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen um 4,6 Prozentpunkte – zu wenig, findet Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow, die von einer Verbesserung in „homöopathischen Dosen“ spricht. „Es reicht nicht, nur eine Frau in den Aufsichtsrat oder Vorstand zu holen. Damit sich etwas ändert, müssen mehrere Frauen in Führungspositionen eines Unternehmens sein. Studien sprechen von mindestens 20 bis 25 Prozent Frauenanteil, damit sich quasi von allein etwas bewegt“, führte sie weiter aus. Ende März zählte Fidar in den Aufsichtsräten einen Frauenanteil von 16,2 Prozent. Im Januar 2012 habe der Anteil noch bei 12,8 Prozent gelegen.

Deutlich weniger weibliches Spitzenpersonal finde sich in den Vorstandsetagen: Der Frauenanteil liege jetzt bei 5,9 Prozent gegenüber lediglich 3,4 Prozent Anfang 2012 – immerhin ein Anstieg um 77 Prozent. Doch Schulz-Strelow kritisiert: „Knapp ein Viertel der Dax-Unternehmen ist in der Führung noch frauenfrei.“ Die Fidar-Präsidentin bemängelte: „Ohne gesetzliche Quote fehlt der Druck für eine echte Veränderungswelle.“

Lobend äußerte sie sich zu Berichten, wonach Politikerinnen um die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker derzeit nach parteiübergreifenden Lösungen in Sachen Frauenquote suchten. „Das ist ein ganz wichtiges Signal. Das gilt umso mehr, weil es einen öffentlichen Druck gibt, sich mit dem Thema Frauenquote in Deutschland zu beschäftigen. Politischen Druck von der Regierungsseite gibt es zurzeit aber nicht.“

Schulz-Strelow ist überzeugt, dass neben der Berufung von Frauen auf Spitzenposten in den Unternehmen auch ein Kulturwandel erforderlich ist. „Das Bewusstsein wächst, dass Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat für die Unternehmen eine sehr gute Sache sind. Jedoch: Unternehmen, die einfach nur eine Frau auf einen Führungsposten holen, die Firmenkultur aber nicht ändern, werden die Frauen eher wieder verlieren.“

Hier sieht die Fidar-Präsidentin aber durchaus Bewegung: „Daimler sagt jetzt, sie wollen internationaler werden. Das heißt für mich, die Kulturen ändern sich – das ist gut. Unternehmen, die ihre Firmenkultur nicht ändern, werden auf mittlere Sicht das Nachsehen haben.“ dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false