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Wirtschaft: "Kein agrarischer Weltuntergang"

BRÜSSEL (tog).Die geplante EU-Agrarreform "Agenda 2000" wird sich für Europas Bauern nicht in so hohen Einkommenseinbußen niederschlagen, wie die Bauernverbände dies befürchten.

BRÜSSEL (tog).Die geplante EU-Agrarreform "Agenda 2000" wird sich für Europas Bauern nicht in so hohen Einkommenseinbußen niederschlagen, wie die Bauernverbände dies befürchten.Die Einkommen pro landwirtschaftlicher Arbeitskraft werden vermutlich sogar deutlich steigen.Das haben zwei Studien von Universitätsinstituten ergeben, die im Auftrag der EU-Kommission unabhängig voneinander die Auswirkungen der Agenda 2000 auf die europäische Landwirtschaft untersucht haben."Der agrarische Weltuntergang findet nicht statt", faßte EU-Agrarkommissar Franz Fischler am Donnerstag die Ergebnisse zusammen.

Allerdings kommen die Analysen der Universität Bonn und der Universität Amsterdam je nach Szenario, das den Untersuchungen zugrunde gelegt wird, zu recht unterschiedlichen Ergebnissen.Beide haben jedoch errechnet, daß die landwirtschaftlichen Einkommen je Arbeitskraft im Jahre 2005 um 22 bis 34 Prozent höher sein werden als die schon relativ hohen durchschnittlichen Einkommen im Zeitraum 1992 bis 1996.Fischler räumte ein, daß bei der Umsetzung seiner Vorschläge zur Agenda 2000 die Einkommen in der europäischen Landwirtschaft in den kommenden Jahren deutlich niedriger sein werden, als dies der Fall wäre, wenn alles beim Alten bliebe.

Der Verzicht auf die Agrarreform sei jedoch keine Alternative, stellen auch die Studien fest.Denn ohne eine Änderung des EU-Beihilfensystems, das gegenwärtig nach wie vor auf relativ hohen Garantiepreisen beruht, entstünden in den kommenden Jahren wieder enorme Agrarüberschüsse.Nicht nur wäre deren Lagerung unbezahlbar: Der subventionierte Verkauf auf dem Weltmarkt brächte die EU überdies mit den Regeln der Welthandelsorganisation in Konflikt.

Profitieren von der umfassenden EU-Agarreform, so haben die Wissenschaftler errechnet, würden vor allem aber die Verbraucher und die europäische Wirtschaft insgesamt.Obgleich die Studien es offenlassen müssen, ob die Verbraucherpreise nach der geplanten Reform ebenso stark sinken werden wie die von Brüssel veranschlagten Garantiepreise oder ob die Marktpreise sich auf einem höheren Niveau stabilisieren, rechnen sie mit 1,9 Prozent niedrigeren Ausgaben der Verbraucher für Lebensmittel.Je nachdem, ob die Marktpreise den EU-Garantiepreisen auf dem Fuße folgen oder langsamer sinken, könnten die europäischen Verbraucher bei der von Brüssel vorgeschlagenen Senkung der Agrarpreise insgesamt um 20 bis 34 Mrd.DM entlastet werden.Günstig könnte sich die Agrarreform auf die übrigen Wirtschaft auswirken: Sie könnte Wachstum, privaten Verbrauch und Beschäftigung erhöhen und durch eine weniger intensive Landwirtschaft die Umwelt schonen.

Dem stehen aber, so kann die EU-Kommission nicht leugnen, vor allem in Deutschland deutliche Einkommenseinbußen der landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber.Regional würden die Einkommen je Arbeitseinheit zwischen zwei und zwölf Prozent sinken.Denn die Senkung der Agrarpreise könnte nur zum Teil durch Direktzahlungen Brüssels an die Bauern ausgeglichen werden.Allenfalls der weitere Rückgang der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte und eine noch stärkere Rationalisierung könnten die Situation der deutschen Bauern etwas abfedern.Unterm Strich, so wird in den Studien festgestellt, "würden die landwirtschaftlichen Einkommen jedoch auf oder über dem hohen Niveau von Mitte der 90er Jahre bleiben".

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