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Wirtschaft: Kein Briefmonopol - kein Monopolgewinn (Kommentar)

Bilanzwahrheit, Bilanzklarheit - schon in der Berufsschule werden diese Grundsätze den späteren Kaufleuten beigebracht. Schade nur, dass die jährlichen Unternehmensberichte später oft mehr verschleiern als sie offenlegen.

Bilanzwahrheit, Bilanzklarheit - schon in der Berufsschule werden diese Grundsätze den späteren Kaufleuten beigebracht. Schade nur, dass die jährlichen Unternehmensberichte später oft mehr verschleiern als sie offenlegen. Oder einfach schweigen - mit Vorliebe zu den besonders interessanten Punkten. Wie zum Beispiel zu den Gewinnen aus dem Briefmonopol der Post. Gäbe es einen Schönheitspreis für Bilanzen, das von Post-Chef Klaus Zumwinkel vorgelegte Papier hätte ihn verdient. Die Zahlen des Unternehmens könnten kaum besser aussehen. Zumwinkel verschweigt jedoch, was Mitbewerber und Kunden am meisten interessiert: Was verdient die Post an ihrem Monopol für den Standardbrief? Die Umsatzzahlen aus dem Briefbereich erlauben kaum Rückschlüsse.

Das ist enttäuschend, wenn man bedenkt, dass die Wellen der Diskussion um das Briefporto kaum verebbt sind. Das kann auch Wirtschaftsminister Werner Müller nicht unberührt lassen, dessen Weisung die Preissenkung beim Porto verhindert hat. Die Vermutung, dass mit dem Briefmonopol andere Bereiche subventioniert werden, kann die Post so nicht zerstreuen. Immerhin: Auch wenn die Bilanz in den einzelnen Sparten nur wenig Klarheit schafft - Gesamtumsatz und -gewinn sprechen eine umso deutlichere Sprache. Für eine mögliche Verlängerung des Briefmonopols über 2002 hinaus gibt es jetzt keine Argumente mehr. Gewinnsteigerungen von 20 Prozent dürfen nicht länger als unbedingt notwendig subventioniert werden. In der Telekommunikation und beim Strom hat sich gezeigt, dass Monopolmärkte immer zu Lasten der Käufer gehen: Fällt das Monopol, fallen die Preise - in Tiefen, von denen die Kunden vorher nicht einmal geträumt hätten. Und die Qualität der Leistung steigt.

Weder Wirtschaftsminister Müller noch Post-Chef Zumwinkel können sich in dieser Frage hinter den europäischen Nachbarn verstecken: Die Aufhebung des Monopols muss wie geplant Anfang 2003 erfolgen - spätestens, und auch im Alleingang. Die Gewinnne, die die Post bis dahin aller Voraussicht nach noch machen wird, werden wohl ausreichen, ihre Vorreiterrolle zu finanzieren.

Katharina Voss

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