zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Kein Dominoeffekt bei Austritt der Griechen

Experten: Risiko für andere Euro-Länder gering.

Berlin - Noch anderthalb Wochen haben die Griechen Zeit. Dann starten sie einen zweiten Anlauf, um ein neues Parlament zu wählen. Dabei steht viel auf dem Spiel – es geht nicht zuletzt auch um die Frage, ob die Griechen den Euro behalten. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat jetzt die Wahrscheinlichkeit dafür berechnet, dass das überschuldete Land in den kommenden Monaten die Währungsunion verlassen muss: Sie liegt demnach bei „eins zu drei“.

Aus Sicht der Ratingspezialisten besteht die Gefahr, dass die Griechen nach den Parlamentswahlen das vereinbarte Sparprogramm aufkündigen und als Konsequenz keine Hilfsgelder mehr bekommen. Das würde mit „großer Wahrscheinlichkeit“ zu einem Zahlungsausfall der Griechen führen, die dann ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten. „Solch ein Ausgang würde unserer Ansicht nach der Wirtschaft und der Fiskalposition Griechenlands mittelfristig ernsthaft schaden“, schreibt die Ratingagentur. Auch würde ein Austritt aus der Euro-Zone die eigentlichen Probleme des Landes wie etwa die geringe Wettbewerbsfähigkeit griechischer Unternehmen nicht lösen. Zwar würden die Produkte, die das Land exportiert, nach einem Euro-Austritt und einer folgenden Währungsabwertung billiger. Doch andererseits dürfte es für das Land dann extrem schwer werden, sich zu vertretbaren Kosten am internationalen Finanzmarkt zu refinanzieren.

Gute Nachrichten hatten die Ratingexperten allerdings für die übrigen Eurostaaten. S&P kommt zu dem Schluss, dass ein Euro-Austritt Griechenlands auf die übrigen Länder der Währungsunion keine großen Auswirkungen haben würde. Sie seien davon überzeugt, dass andere Länder dem Beispiel Griechenlands aufgrund der hohen Belastungen nicht folgen würden. „Wir gehen davon aus, dass ein Austritt Griechenlands die Entschlossenheit anderer Länder mit externer Unterstützung stärken würde, Reformen weiterzuverfolgen“, teilte die Ratingagentur mit. Auch würde es „nicht automatisch zu weiteren Herabstufungen anderer Länderratings“ kommen.

Griechenland befindet sich seit Jahren in der Rezession. Im Gegenzug für Milliardenkredite der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds hatte sich die Anfang Mai abgewählte Regierung aus Sozialisten und Konservativen zu einem drastischen Sparprogramm verpflichtet. Nach der Wahl, bei der sparkursfeindliche Parteien großen Zuspruch erfuhren, kam keine neue Regierung zustande. cne/AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false