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Wirtschaft: Kein leichter Tag für die Verteidiger

Im Mannesmann-Prozess sagt der erste Zeuge aus

Im Mannesmann-Prozess sagt der erste Zeuge aus Düsseldorf – Es dauert nicht lange bis die Anwälte die Köpfe zusammenstecken. Spätestens als Götz Müller einfließen lässt, dass er „von der Großzügigkeit des chinesischen Volkes“ nicht ganz überzeugt sei, tuscheln die Verteidiger mit Josef Ackermann und auch bei Klaus Esser gibt es Gesprächsbedarf.

Götz Müller tritt als erster Zeuge im wieder aufgerollten Mannesmann-Verfahren auf. Der ehemalige MannesmannKonzernjurist hatte dem Gericht soeben anschaulich erzählt, wie hektisch es in den Tagen nach dem Ende der Übernahmeschlacht in der Mannesmannspitze zugegangen ist und auch darauf hingewiesen, wie kritisch die Millionenprämien für Esser und Co im eigenen Hause gesehen wurden. „Ich hatte angesichts des Mannesmann-Zusammenbruchs das Gefühl, dass dafür keine Prämie zu zahlen war“ gewährte der Chef der Rechtsabteilung jetzt ungewohnt deutlichen Einblick in seine damalige Seelenlage. Dass ausgerechnet der Vertreter des chinesischen Großaktionärs Hutchison Whampoa die 20 Millionen britische Pfund als Prämien noch in der heißen Übernahmephase vorgeschlagen hatte, hinterließ bei Müller ein faden Beigeschmack. „Es war bisher bei Mannesmann nicht üblich, dass Zahlungen von Vorschlägen aus dem Aktionärskreis abhängig waren“, erläuterte Müller dem Gericht und nicht nur an dieser Stelle machten sich die Staatsanwälte fleißig Notizen.

Das Düsseldorfer Landgericht will sich Klarheit über die Abläufe aus dem Jahreswechsel 1999/2000 verschaffen. Die Richter interessieren sich vor allem für zwei Fragen: erstens wollen sie wissen, ob die Millionenprämien juristisch geprüft wurden und zweitens, ob es sich dabei um nachträgliche Geschenke für die Arbeit der Vergangenheit handelt. Esser und Ackermann hatten sich deshalb zu Beginn des zweiten Prozesses bemüht, das Gericht davon zu überzeugen, dass die Millionen auch Anreizwirkungen für die Integrationsphase zwischen Mannesmann und Vodafone entfalten sollten.

Auch in diesem Punkt schildert Müller eine andere Version als sein ehemaliger Chef. „Es ging ausschließlich um Verdienste der Vergangenheit“, gibt er jetzt zu Protokoll. Götz Müller war erst mit einiger Verspätung in die Abwicklung eingebunden worden; als die ersten Beschlüsse gefasst wurden, hielt man ihn gezielt außen vor. Erst später hat er davon erfahren. Als er hörte, wie viel Geld an Esser und seine wenigen Kollegen in der Führungsetage fließen solle, verschlug es ihm die Sprache. „Das war eine enorme Höhe, außerdem fehlte der Rechtsgrund“, urteilte der Jurist schon im Februar des Jahres 2000.

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