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Wirtschaft: Kein Vertrauen in den Peso

Als Argentinien sich von der Dollarbindung des Peso verabschiedete, wurde diese Entscheidung international begrüßt. Komisch, denn die gleichen weisen Männer von damals übernehmen nun nicht die Verantwortung für ihre Entscheidung - ausgerechnet jetzt, wo in Buenos Aires die Hölle los ist.

Als Argentinien sich von der Dollarbindung des Peso verabschiedete, wurde diese Entscheidung international begrüßt. Komisch, denn die gleichen weisen Männer von damals übernehmen nun nicht die Verantwortung für ihre Entscheidung - ausgerechnet jetzt, wo in Buenos Aires die Hölle los ist.

Bevor der Wechselkurs des argentinischen Währung freigegeben wurde, lag die Peso-Dollar-Relation bei eins zu eins. Mittlerweile, seitdem der Peso frei floatet - wie es heißt -, ist er nur noch rund 33 Cent wert. Nach einer Studie der argentinischen Unternehmensberatung Equis liegt die Arbeitslosigkeit bei knapp 24 Prozent, fast die Hälfte der Bevölkerung gilt als arm. Und wenn die Inflation steigt, wird sich die Zahl der Armen weiter erhöhen.

Bereits jetzt sind die Preise für Güter und Dienstleistungen, die im so genannten Warenkorb der Mittelschicht erfasst werden, um 27 Prozent gestiegen, wie die Zeitung "El Clarin" unlängst berichtete. Und die Wettbewerbsfähigkeit des Handels, die durch die Abwertung verbessert werden sollte, droht durch Abwehrzölle beeinträchtigt zu werden. So will Uruguay beispielsweise den Zoll auf 300 argentinische Produkte erhöhen.

Noch immer wartet man vergebens auf eine Erklärung der Architekten des argentinischen "Floatens", sprich der Freigabe des Peso. Warum, fragen sich mittlerweile viele, laufen die Programme in die falsche Richtung? Eine Erklärung schuldig geblieben ist auch Ricardo Hausmann, früher Chefvolkswirt der "Inter American Development Bank", der Entwicklungsbank für die lateinamerikanischen Länder. Dieser schrieb im letzten Oktober in der "Financial Times", dass "die Regierung kreative Wege finden muss, um die Schuldenlast zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit schrittweise zu verbessern." Seine Lösung: die Dollarverschuldung des Landes in Peso zu konvertieren und den Wechselkurs freizugeben.

Es hätte auch einen anderen Ausweg gegeben: Jeden Zweifel über die Zukunft des Peso zu beseitigen, indem die gesamte Wirtschaft auf Dollar umgestellt worden wäre. Sicher, das Land hätte über seine Schulden verhandeln müssen. Doch Argentinien hätte zumindest verhindert, dass seine Bürger den Glauben an die eigene Währung verlieren.

Aus dem Wallstreet Journal. Übersetzt, gek

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