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Die Preise im Fernverkehr der Bahn bleiben dieses Jahr stabil.

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Update

Kein W-Lan im kommenden Jahr: Bahn-Kunden schauen weiter aus dem Fenster

Gute Nachrichten für Zugfahrer: Die Bahn will die Preise im Fernverkehr in diesem Jahr nicht erhöhen. Schlechte Nachrichten gibt es aber auch.

Serien schauen, Musik streamen, mit Freunden chatten und dabei in vier Stunden 500 Kilometer zurücklegen. Für Bahnreisende wird dieses Szenario noch eine ganze Weile eine Vision bleiben. Zumindest dann, wenn sie Zweite Klasse fahren und Wert auf eine ruckelfreie Darstellung legen. Bis Ende 2016 – das machte Fernverkehrschefin Birgit Bohle deutlich – wird es in den Zügen des Staatskonzerns freies W-Lan nur in der Ersten Klasse geben. „Dieses Thema hat bei uns höchste Priorität“, sagte die Managerin am Dienstag in Berlin. Es gebe jedoch einen technischen „Engpass“.

Wie sie hofft deshalb auch Berthold Huber, Vorstand für Verkehr und Transport, darauf, dass vor allem Fernbusfans noch für andere Argumente empfänglich sind: Die Bahn verzichtet zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember auf die fast schon traditionelle Preiserhöhung im Fernverkehr. Schneller und dabei beinah ebenso günstig wie die Busse, das ist die Botschaft, die die Bahn transportieren will.

Fernbusse und Streiks belasten

„Wir greifen an“, sagte Huber. „Wir wollen mehr Fahrgäste zum Umsteigen bewegen.“ Das ist wohl auch dringend nötig. Lange hat das Unternehmen mit Vorstandschef Rüdiger Grube die neue Konkurrenz auf der Straße unterschätzt. Hinzu kommt der langwierige Konflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL, den beide Parteien nach einem Jahr und neun Streiks Anfang Juli beilegten.

Nach einem massiven Gewinneinbruch baute Grube den Konzern erst jüngst personell und strukturell großzügig um. Nach Informationen des „Handelsblatts“ lag der Umsatz per Ende Juli mit 23,4 Milliarden Euro rund eine Milliarde unter Plan und auch beim Gewinn verfehlt der Konzern wohl sein Ziel.

Noch keine Trendwende

Zum Schwarzsehen besteht aus Hubers Sicht aber kein Grund. Im abgelaufenen Quartal habe die Bahn gut zwei Prozent mehr Kunden befördert als ein Jahr zuvor, ein Plus von 600.000 Fahrgästen. Die Gründe dafür sehen die Manager unter anderem in einer 19-Euro-Preisoffensive im Sommer. Auch die Dreimonats-Bahncard für junge Leute komme gut an.

Mehr Kunden zu niedrigeren Preisen – darunter leidet die Marge. Deshalb: Bereits von einer Trendwende zu reden, „scheue ich mich noch“, sagte Huber. Bohle deutete an, es könne weitere Preisaktionen geben. Es sei augenblicklich vorrangig, Kunden „in die Züge zu holen.“

Doppelt so schnell, siebenmal so teuer

Ausschließlich über den Preis werde das nicht gelingen, sprach Huber auch das Thema Pünktlichkeit an. „Es ist ja nicht so, dass wir immer die beste Qualität fahren.“ Laut konzerneigener Statistik kamen zuletzt lediglich zwei Drittel (Stand: Juli) der IC und ICE mit weniger als fünf Minuten Verspätung an. Nicht nur pünktlich, sondern auch schneller als bislang sollen Bahn-Kunden ab Dezember auf einigen Strecken durchs Land fahren.

Durch die Inbetriebnahme der neu gebauten Strecke Erfurt–Halle/Leipzig verkürze sich die Fahrzeit um bis zu eine Stunde. Dafür allerdings müssen Kunden mehr zahlen. Zum Beispiel kostet die künftig knapp zweistündige Fahrt von Berlin nach Erfurt 71 statt 64 Euro. Doppelt so schnell wie mit dem Fernbus, aber etwa siebenmal so teuer.

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