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Wirtschaft: Kein zusätzliches Geld für Dasa

Luft- und Raumfahrtkoordinator Lammert verweist Flugzeugbauer auf Kapialmarkt Bonn/Berlin (wei/aho).Der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Norbert Lammert, sieht in der Fusion der US-Konkurrenz keinen Rückschlag für den Airbus.

Luft- und Raumfahrtkoordinator Lammert verweist Flugzeugbauer auf Kapialmarkt Bonn/Berlin (wei/aho).Der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Norbert Lammert, sieht in der Fusion der US-Konkurrenz keinen Rückschlag für den Airbus.Das sei weder überraschend noch erschreckend, sagte Lammert gegenüber dem Tagesspiegel, sondern vor allem ein großes Kompliment.Airbus nehme damit den Platz ein, den früher McDonnell als Nummer zwei der Branche eingenommen habe.Es bestehe aber kein Zweifel darüber, daß die jüngste Entwicklung eine "gigantische Herausforderung" für die europäische Luftfahrtindustrie sei, sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Lammert mahnte in diesem Zusammenhang dringend die Umbildung des Airbus-Konsortiums in ein schlagkräftiges Unternehmen an.Zusätzliche Gelder für die Forschungsförderung stünden nicht zur Verfügung.Der bestehende Spielraum sei durch ein Abkommen mit den USA auch sehr eng geworden.Für zivile Projekte wie den A3XX müsse Airbus auf Kredite zurückgreifen.Das sei auch der Test für die Wirtschaftlichkeit des Projektes.Lammert hält die Zusammenführung der zivilen und der militärischen Luftfahrtindustrie in Europa durchaus für möglich.Die Branche werde damit aber im Augenblick überfordert.Über die Einbeziehung militärischer Projekte könne erst nach vollendeter Umstrukturierung des zivilen Flugzeugbaus nachgedacht werden. Ob nicht auch noch die EU-Kommission ihren Segen zur geplanten Fusion geben muß, hängt davon ab, wieviel die beiden US-Firmen in der EU umsetzen.Derzeit liegen die "Eingreifschwellen" bei einem Konzernumsatz innerhalb der EU von 250 Mill.Ecu und einem Weltumsatz von 5 Mrd.Ecu.Allerdings sollen die Schwellen auf 150 Mill.ECU und 3 Mrd.ECU verringert werden.Im übrigen greift normalerweise im Kartellrecht das Territorialprinzip.Demnach können bundesdeutsche oder europäische Behörden nur eingreifen, wenn sich das Unternehmen auf ihrem Hoheitsgebiet befindet.Immer wichtiger wird jedoch laut Kartellrechtsexperte Axel Koblitz vom Deutschen Industrie- und Handelstages das Auswirkungsprinzip.Danach beschäftigt sich die EU auch mit Fusionsvorhaben außerhalb ihres Geltungsgebiets - wenn sie denn schwerwiegende Folgen für die EU haben.Bislang hat Brüssel aber nur eine solche außereuropäische Fusion untersagt. In den USA dagegen soll das Zusammengehen für die Anti-Trust-Behörden kein Problem sein, erklärte Boeing-Konzernchef Philip M.Condit am Montag.Beide Firmen würden große Teile ihrer Erlöse im Ausland erzielen, allein Boeing dürfte 70 Prozent seines Umsatzes jenseits der Grenzen erreichen.Dazu baut McDonnell Douglas vor allem Militärmaschinen; der Marktanteil bei Verkehrsflugzeugen ist weltweit auf 6 Prozent gesunken, für Maschinen über 100 Sitze.Dagegen kommt Boeing auf knapp 60 Prozent und Airbus auf 34 Prozent.Solche weltweiten Märkte unterstehen jedoch bislang keiner direkten Kontrolle, heißt es im Bonner Wirtschaftsministerium.Übernahmen würden auf nationaler oder europäischer Ebene geprüft, nicht jedoch auf Weltmärkten.Bei der jüngsten WTO-Tagung sei immerhin am Rande über globale Kartellrechtsprobleme geredet worden, verlautet aus dem Hause Rexrodt - allerdings ohne großes Ergebnis. Münchner Flugzeugbauer bleiben cool Dasa-Chef pocht auf gleiche Wetttbewerbsbedingungen VON THOMAS MAGENHEIM

München.Die bevorstehende Fusion der amerikanischen Flugzeug-Konzerne Boeing und McDonnell Douglas löst auf deutscher Seite im Airbus-Konsortium keine Existenzängste aus."Wir scheuen keine Konkurrenz, auch nicht die verstärkte," sagte ein Sprecher der Daimler Benz- Aerospace (Dasa) AG in München auf Anfrage.Vorteile könnten die Amerikaner wohl erst mittel- und langfristig aus ihrer Fusion ziehen.Ad-hoc-Reaktionen wie weiteren Abbau der Arbeitsplätze werde es deshalb beim deutschen Airbus-Partner nicht geben. Dasa-Chef Manfred Bischoff sieht die Stärkung des Hauptkonkurrenten Boeing vor allem durch die militärische Komponente bei McDonnell Douglas, dem weltweit führenden Hersteller von Militärjets.Es gebe künftig vielfältige Möglichkeiten, Technologie aus dem staatlich geförderten und militärischen Bereich auf zivile Flugzeuge zu übertragen, sagte der Manager in einem Interview.Europa brauche schon deswegen in puncto Technologieförderung gleiche Chancen wie die Amerikaner.Zugleich müsse das Airbus-Konsortium ihre Programmpalette vervollständigen."Wir dürfen unserem Hauptbewerber Boeing in Zukunft keinen Platz mehr überlassen, wo er allein ist," sagte Bischoff mit Blick auf den Jumbo 747.Mit dem Projekt eines Großraumflugzeugs für über 500 Passagiere (A3XX) will Airbus dem Jumbo künftig Paroli bieten.Der A3XX, der noch entwickelt und gebaut werden muß, soll etwa im Jahr 2002/3 fliegen, ergänzte ein Dasa-Sprecher.Dann werde die seit einem viertel Jahrhundert in den Lüften schwebende Generation von Jumbojets erneuert.Mit Monopolgewinnen aus dem Jumbo können die Amerikaner komfortabel Preiskämpfe in anderen Jetklassen bestreiten.Weder Produktionsstandort noch Finanzierung der A3XX ist bisweilen entschieden. Zweite Stoßrichtung ist für Airbus laut Dasa die Schaffung einer neuen Konzernstruktur.Das Ziel, bis 1999 den derzeit als Interessengemeinschaft firmierenden Bund vierer Unternehmen in eine schlagkräftige Kapitalgesellschaft umzubauen, gelte weiter, müsse aber auch unter dem Eindruck der US-Fusion nicht verkürzt werden, sagte ein Dasa-Sprecher."In nächster Zeit" werde es zu Schritten in diese Richtung kommen.Der Airbus-Aufsichtsrat war allerdings vergangenes Wochenende gerade in dieser Frage nach einer achtstündigen Sitzung zu keiner Entscheidung gekommen.Der Präsident des französischen Airbus-Partners Aerospatiale, Yves Michot, wird vielmehr mit den Worten zitiert, es dürfe zu keiner "staatenlosen Gesellschaft, der alle französischen Kapazitäten der zivilen Luftfahrt übertragen werden" kommen.Ursprünglich wollte Airbus bis Ende 1996 den Fahrplan zur Airbus-Kapitalgesellschaft mit Details unterfüttern.Zum politischen Gerangel, das neben nationalen Empfindlichkeiten auch Standort- und damit Arbeitsplatzfragen betrifft, will Dasa keine Stellung abgeben."Spekulativ" sei auch die Erwartung, Italiens Flugzeugbauer Alenia, werde im Rahmen der Kapitalgesellschaft direkt Airbus-Mitglied, sagte ein Dasa-Sprecher.Auf Projektbasis sei Alenia allerdings Tür und Tor geöffnet.Das gelte für den A3XX, wo die Italiener bei Entwicklung und Produktion beteiligt werden als auch für die neue Generation hundertsitziger Passagierjets.Für derartige Regioliner, die die Jet-Palette nach unten abrunden, will Airbus demnächst mit Alenia eine Projektgesellschaft gründen. Überrascht zeigte sich Dasa nur vom Zeitpunkt, zu dem die Fusion zwischen Boeing und McDonnell Douglas bekanntgegeben wurde.Von den Gesprächen wisse man schon seit einem Jahr.Die neue Masse allein mache die Amerikaner nicht gefährlicher.Airbus reklamiert bei zivilen Passagierjets einen Weltmarktanteil von 33 Prozent, gegenüber 60 Prozent von Boeing und sieben Prozent bei McDonnell Douglas.Allenfalls werde der Preiskampf härter.Neutrale Beobachter haben mit dieser Sicht ihre Zweifel angesichts von 75 Mrd.DM Umsatz bei Boeing/McDonnell Douglas und den 14 Mrd.DM, die Airbus erlöst.

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