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Wirtschaft: Keine Angst vor dem großen Bären

DÜSSELDORF .Lange Zeit schien es, als sei die Börse so eine Art reicher Onkel, der mit unerschöpflicher Geduld die Anleger beschenkt, weil sie so brav daran glauben, daß er gut für sie sorgt.

DÜSSELDORF .Lange Zeit schien es, als sei die Börse so eine Art reicher Onkel, der mit unerschöpflicher Geduld die Anleger beschenkt, weil sie so brav daran glauben, daß er gut für sie sorgt.Damit ist es nun vorbei.Die Börse hat wieder gezeigt, daß sie auch Geld vernichten kann.Hier und da blitzte an manchen Tagen sogar schon ein Funken Panik auf.Leider ist auf die Börsenexperten auch kein Verlaß.Wenn die Aktienkurse abheben, wundern sie sich, daß sie abheben.Wenn sie einbrechen, erklären sie aber gleich, daß sie so weit eigentlich nicht einbrechen müßten.Da klingt manchmal Ratlosigkeit mit.Aber das ist kein Wunder: In die Börsenkurse fließen alle Informationen ein, auch die Expertenmeinungen.Deswegen ist es theoretisch gar nicht möglich, schlauer als der Markt zu sein.Wir sollten den Experten deswegen nicht allzu böse sein, daß ihre Voraussagen nicht treffsicherer sind als der Wetterbericht.

In Zeiten der Ratlosigkeit empfiehlt sich die Rückbesinnung auf strategische Grundregeln: Aktien sind in erster Linie zur langfristigen Anlage geeignet.Wer vor ein paar Jahren in die Börse eingestiegen ist, der könnte noch einiges an Verlusten verdauen.Vor gut einem Jahr wurden schon 4000 Punkte beim Dax als Sensation empfunden, heute jammern wir, wenn es Richtung 5000 nach unten geht.Gelassenheit ist auch beim Blick in die Zukunft angesagt.Wer vor ein paar Wochen eingestiegen ist, mag sich ärgern, weil er die Papiere nun billiger bekommen könnte.Aber entscheidend für ihn ist, wohin der Index in den nächsten Jahren steigt.Es gibt also, selbst wenn der Börsenpegel noch tiefer sackt, eigentlich keinen Grund zur Panik; vor allem für den Privatanleger, weil der nicht kurzfristig gut vorzeigbare Ergebnisse herbeizaubern muß.

Wirklich gefährlich für den langfristigen Investor wäre nur, wenn wir heute von einem Gipfel kämen, der nie wieder erreicht würde.In Schwellenländern hat es in der Tat Rekordstände gegeben, die so jenseits von Gut und Böse waren, daß man sich fragt, ob sie jemals wieder zu sehen sein werden.In den USA oder in Europa droht das nicht.Zwar hat es auch hier einige Übertreibungen gegeben.Dennoch ist die Basis der europäischen Börse und der Wall Street gesund: Es gibt keine staatlichen Aufpumpmanöver.Es gibt auch keine extrem spekulative Situation, bei der Spekulationsgewinne - zum Beispiel auf dem Immobilienmarkt - zum Motor von Unternehmensgewinnen und damit wieder zum Antrieb neuer Spekulationsgewinne werden.Wichtig ist auch, daß in Europa und den USA die politischen Rahmenbedingungen stabil sind.Wer hier an der Börse investiert, dürfte daher langfristig am Wirtschaftswachstum teilhaben.Natürlich gibt es auch kurzfristig orientierte Aktienanleger.Sie betreiben allerdings eher ein Spiel als eine solide Geldanlage.Denn in der kürzeren Frist können die hohen Schwankungen der Aktienbörse den Anleger kalt erwischen.Die Aktienhändler haben zur Zeit offenbar das Gefühl, daß die Börse kurzfristig noch nach unten gehen könnte - dafür sprechen auch charttechnische Gründe.Wer spielen will, sollte daher vielleicht noch etwas Spielgeld bereithalten.Der Bär steht im Börsenjargon für schlechte Zeiten.Er ist aber auch Sinnbild der Gelassenheit - siehe Balu im Dschungelbuch.

FRANK WIEBE (HB)

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