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Wirtschaft: Keine guten Aussichten für die Autobauer

DÜSSELDORF (zel/HB).Beim Verband der Automobilindustrie (VDA) ist Vorsicht eingekehrt.

DÜSSELDORF (zel/HB).Beim Verband der Automobilindustrie (VDA) ist Vorsicht eingekehrt."Der aktuelle Beschäftigtenstand kann 1999 bestenfalls gehalten werden", erklärte am Dienstag ein VDA-Sprecher in Frankfurt (Main).Von der IG Metall kommen weitaus skeptischere Äußerungen.In einem neuen Positionspapier der Gewerkschaft wird die Erwartung geäußert, daß bis zum Jahr 2010 mit einem Abbau von 200 000 Stellen in der deutschen Automobilindustrie zu rechnen sei.Nach Angaben des VDA sind seit Ende 1996 etwa 65 000 neue Arbeitsplätze bei Automobilherstellern und Zulieferern geschaffen worden; gegenwärtig gebe es in der Branche bundesweit etwa 720 000 Beschäftigte.Die neuen Stellen seien jedoch zu einem hohen Anteil befristet.Damit haben sich die Unternehmen die Möglichkeit offen gehalten, die Zahl der Mitarbeiter bei einem konjunkturellen Rückschlag schnell zurückfahren zu können.

Wie die Volkswagen AG am Dienstag in Wolfsburg mitteilte, seien in den inländischen Werken des Konzerns seit 1995 gut 14 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen worden.Eine Unternehmenssprecherin bestätigte auf Anfrage, daß die neuen Arbeitnehmer überwiegend befristet eingestellt worden seien.Die Quote liege bei etwa 90 Prozent.Aussagen über die weitere Entwicklung könnten nicht gemacht werden.Wegen der Erfahrungen in der Vergangenheit sei der Konzern vorsichtig mit Prognosen.Dagegen hat die Rüsselsheimer Adam Opel AG bereits angekündigt, daß im kommenden Jahr an zwei Standorten insgesamt etwa 1000 Stellen gestrichen werden sollen.

Auslöser sind die Absatzaussichten für das kommende Jahr.Die Branche erwartet, daß etwa Mitte 1999 eine konjunkturelle Abkühlung beginnen wird.Die deutsche Automobilindustrie profitiert im Moment noch von einem sehr starken Export.Besonders bei der Ausfuhr wird jedoch für 1999 mit Einbußen gerechnet.In ihrem Positionspapier spricht die IG Metall davon, daß der aktuelle Beschäftigtenstand in der deutschen Automobilindustrie allenfalls als "Zwischenhoch" zu werten sei.Auf lange Sicht erwartet die Gewerkschaft einen Abbau der Beschäftigung.Verantwortlich dafür seien der hohe Rationalisierungsdruck in der Branche und die weiterhin bestehenden Überkapazitäten.Auch durch neue Arbeitsplätze bei Antriebstechnik oder bei Verkehrsleitsystemen könne der Stellenabbau in der Fertigung nicht ausgeglichen werden.Aus Sicht der Gewerkschaft gibt es einen entscheidenden Grund, warum in den kommenden Jahren mit neuem Druck auf die Beschäftigung zu rechnen ist: Das Rationalisierungspotential in der Automobilindustrie sei auch heute bei weitem noch nicht ausgeschöpft.Die Gewerkschaft macht dafür an erster Stelle die Plattform-Strategie verantwortlich.Diese erlaube es den Massenherstellern, künftig noch stärker als bisher baugleiche Teile in den verschiedenen Modellreihen zu verwenden.Damit ließen sich die Kosten deutlich senken.Beispielsweise baut VW unterschiedliche Modelle auf einer identischen Plattform, zum Beispiel den neuen Golf mit dem Audi A4 und einem Skoda.Dabei sind sozusagen alle die Autoteile gleich, die nicht sichtbar sind.Außerdem werde eine Erweiterung der Modellpalette durch die Plattformproduktion möglich, und schließlich könnten die Entwicklungszyklen deutlich verkürzt werden.

Positiv wertet die IG Metall, daß in der Automobilindustrie durchaus Geschäftsfelder mit neuem Personalbedarf entstünden.Die Gewerkschaft nennt Telematik, Verkehrsleitsysteme, Antriebsarten und Werkstoffe.Für diese Bereiche müßten qualifizierte Mitarbeiter eingestellt werden.So seien bei der DaimlerChrysler AG bereits heute etwa 300 Menschen mit der Entwicklung der Brennstoffzelle als einem der umweltfreundlichsten Antriebsformen in der Zukunft beschäftigt.Immer wichtiger würden auch Leasing und Finanzdienstleistungen - die dafür verantwortliche Tochter allein des Volkswagen-Konzerns komme derzeit auf einen Mitarbeiter-Stand von 1400 Personen.

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