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Wirtschaft: Keine Trendwende bei Investitionen in Sicht

Allenfalls das Vorjahresniveau wird 2005 wieder erreicht – Maschinenbauer schlagen Alarm

Düsseldorf – Deutschlands führende Industriekonzerne haben im vergangenen Jahr die Ausschüttung an ihre Aktionäre um 40 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro erhöht, die Investitionen im Inland aber um mehr als 20 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro zusammengestrichen. Das Investitionsgeschehen verlagert sich zudem ins Ausland. Denn die Gesamtinvestitionssumme sank nur um zehn Prozent auf 70,6 Milliarden Euro. Das ergab eine HandelsblattUmfrage unter den Dax-30-Gesellschaften (ohne Banken und Versicherungen).

Neue Jobs entstehen aber nur, wenn auch wieder mehr investiert wird. Danach sieht es vorerst nicht aus. Für das laufende Jahr ist keine Trendwende in Sicht. Laut den Plänen der Unternehmen bewegt sich das Gesamtinvestitionsvolumen allenfalls auf dem Vorjahresniveau.

Einige Institute wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin oder das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln glauben an eine Investitionswende. Nach einer langen Pause müssten nun Modernisierungs- und Ersatzinvestitionen in Gang kommen, sagt Michael Grömling vom IW. Doch die Maschinenbauer, die das als erste Branche spüren müssten, sind ganz anderer Ansicht. Der Branchenverband VDMA bewertet die jüngsten Zahlen zum Auftragseingang aus dem Inland sogar als „alarmierend“. Chefökonom Ralph Wiechers sagte dem Handelsblatt, „das erste Quartal wird stark abfallen“. Schon im Januar und Februar brachen die Inlandsorders um elf Prozent ein. Wiechers sieht jedenfalls „keine Belebung der Inlandsnachfrage“. Im Gegenteil: Seit Sommer 2004 gehe es abwärts. Und dieser Trend im deutschen Investitionsgütergeschäft halte an.

Der Sachverständige Peter Bofinger warnt, in einem großen Land wie Deutschland würden die Investitionen stark von der Binnennachfrage getrieben – und die sei eben seit Jahren sehr schwach. Gustav Horn, Leiter des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Systemforschung, macht neben der schwachen Inlandskonjunktur die Renditeziele der Unternehmen für diese Schwäche verantwortlich. Investitionen unterblieben auch wegen übertriebener Forderungen der Investoren.

Die 24 befragten Dax-Konzerne wollen zusammen genommen ihre Budgets 2005 zwar nicht aufstocken. Die Talsohle sei aber erreicht, heißt es überwiegend. Einige Branchen wie die Energiewirtschaft haben sogar steigende Ausgaben angekündigt. Andere wie die Automobilhersteller halten sich stark zurück. Bei einigen Unternehmen sind die Investitionen 2004 eingebrochen, unter anderem bei BASF, Infineon, Eon und RWE. Ursache waren zumeist Übernahmen in 2003, die die Statistik verzerren. Bei anderen wie Henkel explodierte zuletzt das Budget um fast 700 Prozent. Die Düsseldorfer erwarben für 3,9 Milliarden Euro neue Beteiligungen.

Abgesehen von den Stromkonzernen ist denn auch bei den geplanten Investitionen der meisten Firmen nicht genau absehbar, wohin das Geld fließen soll. Doch der Schwerpunkt wird wie zuletzt im Ausland liegen. Dieses Ungleichgewicht führe zu „einem massiven Investitionsabfluss“, sagt VDMA-Experte Wiechers. Von einem Investitionsstau in Deutschland, der sich jetzt auflösen werde, könne keine Rede sein. fo/HB

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