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Gut ein Fünftel aller Gründer hierzulande sind einer Studie der KfW zufolge Migranten. Im vergangenen Jahr betrug ihr Anteil 21 Prozent, wie die KfW am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte.

© KfW-Bildarchiv / Thomas Klewar

KfW Gründungsmonitor: Migranten gründen häufiger

Jeder fünfte Gründer in Deutschland ist ein Migrant. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, sagt die KfW.

Sie sind jünger als der Durchschnitt, meist männlich, und sie sind bereit, etwas zu riskieren: Migranten in Deutschland gründen häufiger ein eigenes Unternehmen als der Bevölkerungsdurchschnitt, und sie beschäftigen auch häufiger von Anfang an Mitarbeiter. Mehr noch: Wenn sie gründen, dann tun es knapp 60 Prozent der Migranten, weil sie eine konkrete Geschäftsidee haben und nicht etwa, weil ihnen die beruflichen Alternativen fehlen. „Die Gründungsprojekte von Migranten sind für das Gründungsgeschehen in Deutschland von wesentlicher Bedeutung“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Da die Mehrheit der Migranten Chancengründer seien, brächten sie „häufiger Neuheiten auf den Markt“.

In einer aktuellen Studie haben die Experten der staatlichen Förderbank den KfW-Gründungsmonitor im Hinblick auf die Existenzgründungen durch Migranten ausgewertet. Ergebnis: Jeder fünfte Gründer (21 Prozent) ist ein Migrant. Dazu zählen die Forscher Personen, die eine ausländische Staatsangehörigkeit haben oder die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben. Migranten tragen demnach – wie in früheren Jahren auch – etwas mehr zum Gründergeschehen bei, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht (18 Prozent). Eine Auswertung für Berlin hat die KfW nicht gemacht.

Im Schnitt der Jahre 2008 bis 2013 beschäftigten 42 Prozent der Migranten von Anfang an Mitarbeiter, während dies nur für 29 Prozent aller Gründer gilt. „Gut jeder vierte der gründenden Migranten startete im Handel“, beobachtete Zeuner. „Es ist anzunehmen, dass viele über gute Kenntnisse ihrer Heimatmärkte verfügen und bei günstigen Geschäftsgelegenheiten deshalb im Handel aktiv werden.“ Personen mit türkischem Hintergrund sind am stärksten unter den Gründern vertreten (im Schnitt der Jahre 2008 bis 2013 mit 21 Prozent). Auch auf Gründer mit früherer oder aktueller russischer (zehn Prozent), polnischer (sieben Prozent) oder italienischer (fünf Prozent) Staatsangehörigkeit entfallen relativ hohe Anteile; dabei entsprechen die Relationen ungefähr auch ihren Bevölkerungsanteilen.

Migranten gehen den Schritt in die Selbstständigkeit meist früher im Leben als der durchschnittliche Gründer, heißt es in der Studie weiter. 2013 waren knapp die Hälfte der Gründer bei den Migranten jünger als 30 Jahre, bei den Gründern insgesamt machten die unter 30-Jährigen nur 37 Prozent aus. Der Anteil der Migranten, der bei der Gründungsfinanzierung auf Schwierigkeiten stößt, ist im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich stark zurückgegangen. Gleichwohl haben Migranten häufiger mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen als der Durchschnitt aller Gründer.

Auch die Abbruchquote von Gründungsprojekten ist bei Migranten höher (21 Prozent geben nach zwölf Monaten auf, 39 Prozent nach 36 Monaten). Allgemein existieren nach zwölf Monaten 15 Prozent der neuen Unternehmen nicht mehr, nach 36 Monaten steigt die Abbruchquote auf 30 Prozent. „Für das Abbruchrisiko ist nicht die Staatsangehörigkeit der entscheidende Faktor“, sagt Volkswirt Zeuner. „Vielmehr starten viele Migranten besonders jung aus der Arbeitslosigkeit, mit Handelsunternehmen – alles Merkmale, die mit einer geringeren Bestandsfestigkeit von Gründungsprojekten einhergehen.“

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