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Wirtschaft: Kinder lieben „Baby born“

Der fränkische Puppenhersteller Zapf verdient gut, leidet aber unter dem schwachen Dollar

Berlin (vis). Sie quietscht vor Vergnügen, wenn ihr linker Arm gedrückt wird. Drückt man rechts, dann weint „Baby born“ echte Tränen. 95 Prozent der fünf bis siebenjährigen Mädchen in Deutschland wissen, wer die Puppe mit den „lebensechten Funktionen“ ist. Der Hersteller Zapf Creation, Europas größter Produzent von Spiel- und Funktionspuppen, macht trotz der zurückhaltenden Konsumenten gute Geschäfte. Zwar stagnierte der Umsatz (30,9 Millionen Euro) im zweiten Quartal auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen stieg jedoch von 1,6 Millionen Euro im zweiten Quartal 2002 auf 2,7 Millionen Euro.

Zapf Creation mit Sitz in Rödental (Franken) stellt Puppen bereits seit 1932 her. In Europa hat Zapf bei den Spiel- und Funktionspuppen einen Marktanteil von 28 Prozent. Auf dem deutschen Markt sind es sogar 61 Prozent. Weltweit hat der Markt für klassisches Spielzeug (ohne elektronische Spiele) ein Volumen von 54 Milliarden Dollar (47 Milliarden Euro), davon werden mit großen Puppen 2,4 Milliarden Dollar umgesetzt. Heute produziert Zapf allerdings zu 95 Prozent in China. Ende dieses Jahres, wenn die noch verbliebene hiesige Produktion von Künstler- und Sammlerpuppen eingestellt wird, werden es 100 Prozent sein.

Der Gesamtumsatz von Zapf Creation lag 2002 bei 222,7 Millionen Euro, nur 30 Prozent davon wurde in Deutschland erzielt. In den USA – Heimatmarkt der ärgsten Konkurrenten Mattel und Hasbro – hatte Zapf 2002 immerhin einen Marktanteil von sieben Prozent. Der Renner bei Zapf ist „Baby born“, die 1991 auf den Markt kam und im vergangenen Jahr die Produktionszahl von zehn Millionen Stück überschritt.

„Schön ist sie nicht“, sagt Analyst Peter- Thilo Hasler von der Hypo-Vereinsbank. „Aber die Kinder lieben ,Baby born‘.“ Die Aktionäre dagegen hätten den Wert der im M-Dax gelisteten Aktie noch nicht entdeckt. Dabei sei der Markt für Spielzeug relativ konjunkturresistent und wachse schneller als der private Konsum weltweit. Im Vergleich zu Mattel und Hasbro sei Zapf unterbewertet. Haslers Kursziel für die Aktie in den kommenden zwölf Monaten liegt bei 42 Euro. Am Donnerstagabend notierte sie bei 31,40 Euro. Das Geheimnis des Erfolgs von Zapf liege darin, dass das Unternehmen zu den Puppen auch noch ein großes Sortiment an Accessoires verkaufe, sagt Hasler. Zu jeder Saison komme eine neue Kollektion.

Der Höhenflug des Euro hat dem exportorientierten Hersteller jedoch zu schaffen gemacht und die Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr gedrückt. Angesichts der anhaltenden Dollar-Schwäche reduzierte Zapf jetzt seine Umsatzerwartung für 2003 und rechnet jetzt nur noch mit einem realen Plus von sieben Prozent und nicht mehr mit zehn Prozent. Bereinigt um Währungseffekte werde der Zuwachs allerdings bei 15 Prozent liegen. Die Ergebnisprognose, wonach vor Steuern und Zinsen ein Gewinnanstieg von 15 Prozent erwartet werde, gelte weiter.

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