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Um ihre Kinder an den Umgang mit Geld zu gewöhnen, richten viele Eltern ihrem Nachwuchs ein eigenes Konto ein.

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Kinderkonto: Kleine Sparer, großes Geld

Banken werben um Kinder als Kunden. Worauf Eltern achten sollten.

Von Carla Neuhaus

Für Max ist die Bank schlichtweg ein Ort, an dem es Geld gibt. „Er freut sich über jeden Kontoauszug“, erzählt seine Mutter. Zwölf Euro bekommt der Achtjährige aus Berlin im Monat an Taschengeld: Sechs Euro geben ihm seine Eltern in bar, sechs Euro zahlen sie auf sein Kinderkonto ein. Max ist sparsam, nur ab und an leistet er sich mal ein Real-Madrid-Trikot oder einen EM-Fußball. 500 Euro hat er bereits angespart. Ganz anders seine zwölfjährige Schwester Lena: Sie besitzt seit Kurzem eine EC-Karte und „gibt seitdem viel mehr Geld aus für T-Shirts, Taschen und Kino“, sagt die Mutter. Aktueller Kontostand immerhin 150 Euro.

Noch nie hatten Kinder in Deutschland so viel Geld zur Verfügung, noch nie haben sie so viel gespart. Aufsummiert haben allein die Sechs- bis 13-Jährigen derzeit fast drei Milliarden Euro auf der hohen Kante liegen, zeigt eine Erhebung des Egmont Ehapa Verlages. Entsprechend groß ist der Wunsch der Banken, die Kleinen als Kunden zu gewinnen. Viele versuchen den Nachwuchs mit Geschenken zu locken: Die Hypovereinsbank spendiert Legofiguren für jede dritte Einzahlung über zehn Euro, Berliner Volksbank und Berliner Sparkasse verteilen Comic-Hefte an die Kinder mit Helden wie „Marc und Penny“ oder „Didi und Dodo“.

Die Institute haben es nicht nur auf die Sparbeträge der Kinder abgesehen, sie hoffen auch auf den Klebeeffekt: „Wer als Kind bereits ein Konto bei einer Bank hat, bleibt dort meist auch als Erwachsener Kunde“, sagt Sigrid Herbst von der FMH Finanzberatung.

Deshalb bieten die Institute Kindern oft bessere Konditionen als Erwachsenen. Für Eltern lohnt es sich, die Angebote vorher zu vergleichen, bevor sie für ihren Nachwuchs ein Konto eröffnen. „Die Zinsen schwanken zum Teil erheblich“, sagt Herbst. Die Berliner Sparkasse zahlt zum Beispiel für die ersten 1000 Euro drei Prozent. Die Berliner Volksbank verzinst das Ersparte bis zum 14. Lebensjahr mit einem Prozent. Die Hamburger Sparkasse bietet für die ersten 500 Euro auf dem „Mäusekonto“ Zinsen in Höhe von vier Prozent.

Nicht selten bieten Banken Konten an, die sogar schon für Neugeborene eröffnet werden können. Das kann sinnvoll sein, wenn Eltern zum Beispiel die Geldgeschenke der Großeltern anlegen wollen. „Sie können dann den Freibetrag des Kindes profitieren“, sagt Thomas Mai, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bremen. Weil Kinder in der Regel kein eigenes Einkommen haben, können sie dank Sparerfreibetrag, Grundfreibetrag und Pauschbetrag Kapitaleträge von bis zu 8841 Euro jährlich einnehmen, ohne sie versteuern zu müssen.

Alternativ zum Sparbuch bieten manche Institute auch Fonds für den Nachwuchs an. Die Commerzbank-Tochter Comdirect hat zum Beispiel ein „Juniordepot“, über das Kinder ab 25 Euro im Monat in mehrere hundert Investmentfonds investieren können. Über den Junior-Sparplan bei der DAB-Bank können Eltern für ihre Kinder in bis zu 500 Fonds investieren, müssen aber mindestens 50 Euro im Monat einzahlen. Wie bei allen Fonds raten Verbraucherschützer, auf die Höhe der Verwaltungs- und Vertriebskosten zu achten.

Vorsichtig sollten Eltern sein, wenn ihnen als Anlage eine Ausbildungsversicherung angeboten wird. „Die sind meist unflexibel und teuer“, warnt Liza Banzhaf von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg. Dahinter verberge sich oft eine Kapitallebensversicherung – soll sie vor Ablauf gekündigt werden, müssen die Eltern Verluste hinnehmen. „Manchmal steckt sogar eine Rentenversicherung dahinter, die 60 Jahre lang läuft“, sagt Banzhaf. Außerdem fielen in der Regel hohe Abschlussgebühren und laufende Kosten an.

Den Kindern selbst ein Sparbuch in die Hand zu drücken, empfiehlt der Bremer Verbraucherschützer Mai frühestens ab dem siebten Lebensjahr. „Bevor sie überhaupt zählen können, macht das keinen Sinn“. Mit dem Alter sollte die Verantwortung dann wachsen. Ein Girokonto mit eigener Pin-Karte gibt es je nach Institut ab zehn, zwölf oder 14 Jahren. Der Bankenverband hält es „ab 14 Jahren für sinnvoll“. Doch auch beim Girokonto schwankt die Höhe der Zinsen stark. Die PSD Nordbank zahlt zum Beispiel für die ersten 1500 Euro fünf Prozent, die Berliner Sparda-Bank drei Prozent für maximal 2000 Euro und die Hypovereinsbank bis 1500 Euro ein Prozent. Ist der Höchstbetrag überschritten, kann das Geld zwar weiterhin auf dem Girokonto geparkt werden – wird aber nur noch mickrig, etwa mit 0,25 Prozent, verzinst. Andere Banken bieten Jugendlichen fürs Girokonto gar keine Zinsen. Zum Beispiel die Berliner Bank: Dort bekommen Jugendliche zwar eine Auslandskrankenversicherung dazu – aber null Prozent Zinsen.

Girokonten für Kinder sind reine Guthabenkonten. Überziehen dürfen Jugendliche es erst mit 18. Aber Achtung: Manche Banken räumen ihnen dann sofort ungefragt einen Disporahmen ein.

Einige Banken bieten mit dem Girokonto Kindern auch eine Kreditkarte an, die funktioniert wie eine Prepaid-Karte fürs Handy. Die Kinder können damit nur Geld ausgeben, das die Eltern vorher aufladen. Verbraucherschützer Mai sieht die Karten dennoch kritisch: „Bei Kindern und Jugendlichen geht es darum, dass sie ein Gespür für das Geld bekommen.“ Eine Kreditkarte wäre dabei hinderlich – Kinder würden eher lernen mit dem Geld umzugehen, wenn sie es bar im Portemonnaie tragen, als wenn sie mit Kreditkarte zahlen. „Außerdem brauchen Kinder die meist nicht.“ Kleine Beträge wie den Kinoeintritt oder den Eisbecher mit Freunden könnten sie genauso gut bar bezahlen. Nützlich kann die Kreditkarte allerdings dann sein, wenn die Kinder als Austauschschüler ins Ausland gehen.

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