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Wirtschaft: Kirch-Erben lassen nicht locker

Deutsche Bank wiederholt Hauptversammlung.

Frankfurt am Main - Es ist eine Minute nach 10 Uhr in der Frankfurter Jahrhunderthalle, als Aufsichtsratschef Paul Achleitner die Plauderei auf dem Podium beendet, Ko-Vorstandschef Anshu Jain die Hand auf die Schulter legt, ihn sanft zur Seite schiebt und in der Mitte Platz nimmt. Achleitner wirkt an diesem Donnerstag entspannt, obwohl es eine wahrhaft außerordentliche Hauptversammlung ist, die erste der Deutschen Bank in der jüngeren Geschichte. Obwohl der 52-Jährige erstmals die Versammlung leitet. Und obwohl er weiß, dass die Gegner da unten im Kuppelsaal sitzen. Ein gutes halbes Dutzend, das nur darauf wartet, dass er Fehler macht: die Anwälte der Kirch-Familie. Sie haben sich akribisch vorbereitet und – Tonaufnahmen sind untersagt –, ihren eignen Stenografen mitgebracht.

Leo Kirch mag schon zwei Jahre tot sein, aber seine Familie führt den Kampf des verstorbenen Medienunternehmers gegen die Deutsche Bank fort. Kirchs Witwe ist jetzt 86 Jahre alt; Dieter Hahn, der im Hintergrund die Fäden zieht, ist es ein persönliches Anliegen, dass die alte Dame noch in den Genuss des angestrebten Schadenersatzes für die große Pleite kommt. Dass dieser der Kirch-Seite wegen jenes verhängnisvollen Interviews des früheren Bankchefs Rolf-E. Breuer im Jahr 2002 zusteht, ist bereits entschieden. Es geht nur noch um die Höhe.

Diese außerordentliche Hauptversammlung kostet die Bank etwa fünf Millionen Euro. Die Kirch-Vertreter haben Beschlüsse der Hauptversammlung am 31. Mai vorigen Jahres erfolgreich angefochten, weil einer von ihnen sein Rederecht nicht habe wahrnehmen können. Die Deutsche Bank hat dagegen zwar Berufung eingelegt, konnte es sich aber nicht leisten, die endgültige Entscheidung abzuwarten. Denn ohne rechtskräftige Beschlüsse haben die Aktionäre für das Geschäftsjahr 2012 keinen Wirtschaftsprüfer rechtswirksam bestellt, das Testat für die Bilanz steht noch aus.

Am Abend dann bestätigten die Aktionäre mit großer Mehrheit bereits im vergangenen Jahr getroffene Beschlüsse. Dabei ging es unter anderem um die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2011 und die Wahl von Aufsichtsratschef Paul Achleitner.

Der Fall Kirch hat die Deutsche Bank laut Fitschen bis heute einen „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ gekostet. Allerdings haben Kirchs Anwälte in ihrer Kanzlei am Münchner Promenadenplatz schon den nächsten Spielzug vorbereitet. Aus ihrem Umfeld ist zu hören, dass sie sofort prüfen werden, ob es neue Anlässe für Anfechtungsklagen gibt. HB

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