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Wirtschaft: Kirch-Gläubiger fordern 8,5 Milliarden Euro

Gläubiger-Versammlung in München: Sieben Investoren bieten für Medienkonzern bis zu 2,6 Milliarden Euro / Finanzkreise bezeichnen Gebot als „abwegig hoch“

München/Berlin/Madrid (nad/mot/ze). Im Wettstreit um eine Übernahme der insolventen Film- und Fernsehgesellschaft Kirch-Media haben sieben Bieter, darunter Konsortien und Einzelinteressenten, vorläufige Angebote vorgelegt. Das obere Ende der Preisspanne liege bei 2,6 Milliarden Euro, teilten Geschäftsführung und Insolvenzverwaltung am Donnerstag im Anschluss an die erste Gläubigerversammlung in München mit. Welche Unternehmen im einzelnen im Rennen sind, teilte Kirch-Media nicht mit. In Finanzkreisen wurde eine Summe in dieser Größenordnung als „abwegig“ bezeichnet. Schätzungen waren zuletzt sogar bis 3,5 Milliarden Euro gegangen. „Am Ende werden 1,6 Milliarden Euro plus minus 200 Millionen gezahlt“, hieß es. Insgesamt meldeten Gläubiger und Geschäftspartner Ansprüche in Höhe von 8,5 Milliarden Euro an.

Die Bieter hätten nun Gelegenheit, die Bücher von Kirch-Media genauer zu prüfen. Den Zuschlag für einen Investor will Kirch-Media Ende August oder Anfang September erteilen. „Das Konzept eines integrierten Medienkonzerns bleibt bestehen", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems. Die Bieter hätten großes Interesse, Kirch-Media als integrierten Konzern mit den Geschäftsfeldern Sport- und Filmrechtehandel, Produktion und TV – darunter die Senderfamilie ProSiebenSat1 und das Deutsche Sportfernsehen – zu kaufen. Die mit der Investorensuche beauftragte Investmentbank UBS Warburg hatte bis Ende Juli vorläufige Angebote für Kirch-Media eingesammelt. Auch nach dem Ende der ersten Frist kann es nach Angaben aus Bankenkreisen noch Veränderungen in den Konsortien geben. Zu den ernsthaften Interessenten gehören ein Konsortium um die Verlage Springer, Bauer und Spiegel, die die Hypo-Vereinsbank als Finanzpartner mitbringen, sowie die Commerzbank, die zusammen mit dem zum Sony-Konzern gehörenden US-Filmstudio Columbia für Kirch bieten will. Commerzbank und Columbia sind noch auf der Suche nach einem Partner aus der Medienbranche. Möglich scheint eine Kooperation mit dem französischen Fernsehsender TF1. Interesse an einem Einstieg bei Kirch hat auch und der US-Milliardär Haim Saban bekundet.

Zu der ersten Gläubigerversammlung nach dem Insolvenzantrag von Kirch-Media vor vier Monaten kamen 211 Personen als Vertreter von 507 Gläubigern in das Münchener Arri-Kino. Neben Einzelhändlern und Mitarbeitern mit offenen Spesenrechnungen waren auch die wichtigsten Kirch-Banken Commerzbank, Hypo-Vereinsbank, Bayerische Landesbank und DZ-Bank, vertreten, denen Kirch insgesamt noch 1,4 Milliarden Euro schuldet. In den Gesamtforderungen von 8,5 Milliarden Euro seien neben Bankverbindlichkeiten beispielsweise auch mögliche Schadenersatzforderungen der Gläubiger und bestrittene Put-Optionen berücksichtigt worden, sagte Geschäftsführer Ziems. Die Zahl lasse in keiner Weise einen Rückschluss auf die tatsächlich anzuerkennenden Gläubigeransprüche zu. Den Umsatz für das vergangene Jahr bezifferte Kirch-Media auf 1,35 Milliarden Euro, den Verlust auf 2,174 Milliarden Euro. Seine Bank- und Lizenzverbindlichkeiten benannte Kirch-Media mit 2,7 Milliarden Euro. Ziems zufolge werden bei Kirch-Media 117 Mitarbeiter entlassen; das entspricht knapp einem Fünftel der Belegschaft der Kerngesellschaft.

Insolvenzverfahren für Kirch PayTV

Für Kirch-PayTV, eine der drei Hauptsäulen der Kirch-Gruppe, ist unterdessen am Donnerstag am Münchner Amtsgericht das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Das Gericht bestellte den Anwalt Joseph Füchsl zum Insolvenzverwalter. Kirch-PayTV beschäftigt noch etwa 200 Mitarbeiter und hatte am 8. Mai Insolvenz beantragt. Der Abosender Premiere ist bislang nicht unmittelbar von der Insolvenz betroffen.

Ins Stocken geraten ist der Verkauf von Kirchs 25-Prozent-Anteil an dem spanischen TV-Sender Telecinco. Dem Vernehmen nach soll der Kirch-Anteil jetzt öffentlich versteigert werden. Die Verhandlungen der Dresdner Bank, die einen 500-Millionen-Euro-Kredit an Kirch mit dem Paket besichert hat, mit Interessenten wie dem Medienkonzern des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi sollen gescheitert sein.

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