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Wirtschaft: Kirch-Gruppe: Leo Kirchs letzte Drohung

Beim Pokern gewinnt der Spieler mit den stärksten Nerven - und dem meisten Geld. Die Spieler, die seit Wochen um die besten Stücke der Kirch-Gruppe zocken, haben beides offenbar nicht.

Beim Pokern gewinnt der Spieler mit den stärksten Nerven - und dem meisten Geld. Die Spieler, die seit Wochen um die besten Stücke der Kirch-Gruppe zocken, haben beides offenbar nicht. Silvio Berlusconi, Rupert Murdoch und die Banken haben sich überschätzt. Die Sanierungsgespräche zwischen Gläubigern und Gesellschaftern des hoch verschuldeten Medienkonzerns drohen zu scheitern, die Poker-Runde steht vor der Auflösung. Der Insolvenzverwalter könnte bald das letzte Wort haben.

Haben also alle verloren, die sich als große Sieger der Zockerei gesehen haben? Für eine Bilanz ist es noch zu früh. Kirch, der zwar schon nicht mehr am Tisch sitzt, versucht mit der Insolvenzdrohung das Pokerspiel noch einmal zu beleben. Denn eine Pleite will im Moment niemand: Die Banken nicht, weil sie einen Teil ihrer Milliardenkredite abschreiben müssten. Die Gesellschafter Murdoch und Berlusconi nicht, weil sie die Kontrolle aus der Hand geben müssten. Und die gut 10 000 Mitarbeiter schon gar nicht, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten.

Dennoch ist fraglich, ob Kirchs letzte Drohung wirkt. Die Verhandlungen sind so festgefahren, weil keiner der Beteiligten nachgeben will. Alle wollen alles, am liebsten zum Nulltarif und zum Nachteil der anderen. Nur: Ein schlüssiges, langfristiges Konzept haben weder die Banken noch die potenziellen Eigentümer vorgelegt. Ohne ein solches Programm wird es aber nicht gehen. Kirchs Filme, seine Beteiligungen an der Formel 1, Springer oder TV-Sendern bleiben wertvoll. Wer daraus Kapital schlagen will - und sei es in einer neuen Poker-Runde - muss seine Karten auf den Tisch legen.

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