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Wirtschaft: Kirch-Pleite: Interview: "Es wird einen ungebremsten Wettbewerb geben"

Norbert Schneider ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten. Herr Schneider, was bedeutet die Kirch-Pleite für den deutschen Fernsehmarkt?

Norbert Schneider ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten.

Herr Schneider, was bedeutet die Kirch-Pleite für den deutschen Fernsehmarkt?

Die Folgen sind erheblich. Der Kirch-Zusammenbruch bedeutet den größten Einschnitt in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Erst jetzt kommt das Privatfernsehen zu seiner Vollendung, denn auf dem deutschen Medienmarkt wird sich nun ein ungebremster Wettbewerb entfalten.

Brauchen wir eine schärfere Aufsicht?

Zum Thema Online Spezial: Kirch & Fußballrechte Schwerpunkt: Bundesliga nach der Kirch-Pleite Fotostrecke: Pleitewelle - Insolvenzen in Deutschland Es wäre bislang schon wünschenswert gewesen, in Deutschland eine Obergrenze für neue Wettbewerber zu haben. In Ländern wie den USA oder England können ausländische Investoren nur in bestimmten Grenzen Medieneigentum erwerben. Bei uns kann jeder das kaufen, was er bezahlen kann.

Hat die Politik Mitschuld?

Die Kirch-Pleite ist nicht das Resultat einer verfehlten Politik, sondern einer verfehlten Ökonomie. In Deutschland ist zu viel Fernsehen für zu wenig Geld angeboten worden. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen.

Wird es für Kirch eine "deutsche Lösung" geben, etwa mit Springer oder der WAZ?

Vielleicht kurzfristig mit einigen Banken. Was die WAZ angeht, so wird sie immer genannt, weil sie eine volle Kriegskasse hat. Aber die WAZ zieht erst in den Krieg, wenn auch der Sieg sicher ist. Doch dafür ist der Kapitalbedarf bei Kirch-Media zu groß.

Also wird ein ausländsicher Investor Kirch übernehmen?

Ja, davon gehe ich aus. Wenn es inländische Investoren gegeben hätte, dann hätte Kirch nicht Insolvenz anmelden müssen. Schließlich ist mit Sendern wie Pro Sieben nach wie vor Geld zu verdienen.

Wäre ein Einstieg von Murdoch oder Berlusconi wirklich so fatal wie viele befürchten?

Was die befürchteten politischen Einseitigkeiten angeht bin ich weniger skeptisch. Die würden wir medienrechtlich schnell in den Griff kriegen. Aber das Fernsehens würde weiter kommerzialisiert werden. Und zwar auf eine Weise wie wir es in der deutschen Fernsehkultur bisher nicht kennen.

Dann ist flaches Fernsehen bald Programm?

Damit ist ein Stück weit zu rechnen. Doch die öffentlich-rechtlichen Sender werden sich dadurch noch stärker von den Privaten abheben können. In jedem Ende liegt eben auch ein Anfang.

Herr Schneider[was bedeutet die Kirch-Pleite f&uu]

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