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Wirtschaft: Kirch will die Deutsche Bank austricksen

Unternehmer plant Insolvenz seiner Print-Beteiligungs-Gruppe, um Verkauf seines Springer-Pakets zu verhindern

München (nad). Der gescheiterte Medienunternehmer Leo Kirch plant offenbar einen Coup gegen die Deutsche Bank. Weil das Kreditinstitut Kirchs 40-prozentigen Anteil am Springer-Verlag am kommenden Dienstag versteigern will, erwägt Kirch Branchenkreisen zufolge, seine Print-Beteiligungs-Gruppe (PBG) in die Insolvenz zu stürzen. Das Aktienpaket, das der Deutschen Bank als Pfand für einen 720-Millionen-Euro-Kredit an Kirch dient, ist in der Beteiligungsgesellschaft gebündelt. Durch eine Insolvenz könnte Kirch den Zugriff der Bank in letzter Minute verhindern. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Print-Beteiligungs GmbH Insolvenz anmeldet“, sagte ein Insider am Mittwoch. Nach Auskunft eines Gerichtssprechers hat Kirch beim Amtsgericht München bisher aber noch keinen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die PBG gestellt. Ein Kirch-Anwalt sagte, er könne dazu noch keine Auskunft geben.

Mit der Insolvenz der PBG könnte Kirch die für den kommenden Dienstag angesetzte Auktion verhindern und so mehr Zeit gewinnen, um das Paket noch selber zu verkaufen. In diesem Fall könnte Kirch mit einem höheren Preis rechnen, als wenn das Kreditinstitut das Aktienpaket selbst veräußert, zudem bekäme er eine stattliche Provision. Eine Insolvenz der PBG hätte nach Auffassung von Kirchs Juristen zudem den Vorteil, dass die Vinkulierung der Aktien wegfallen würde, da dann vorrangig das Insolvenzrecht gelten würde. Die Vinkulierungs-Regel besagt, dass Springer bei einem Verkauf von Unternehmensanteilen jederzeit sein Veto einlegen darf. Fiele die Regel weg, könnten die Aktien auch gegen den Willen Springers verkauft werden.

Die Deutsche Bank sieht einer möglichen Insolvenz der Beteiligungsgesellschaft gelassen entgegen. Es gebe auch in diesem Fall keine Probleme, das Springer-Paket zu verwerten, verlautete aus Finanzkreisen. Außerdem könnte die Bank auf der Auktion selbst für den Verlagsanteil bieten, um ihn dann unabhängig von Dritten zu verwerten. Die Bank könnte dann – wie ursprünglich geplant – die Verlagsanteile in enger Abstimmung mit dem Springer-Vorstand in einer Zweitplatzierung an der Börse sowie an institutionelle Anleger weiterveräußern, heißt es aus Kreisen der Deutschen Bank. Ein Teil des Aktienpakets soll dabei an die Großaktionärin Friede Springer fallen. Insider spekulieren, dass die Verlegerwitwe möglicherweise mit Hilfe eines Kredits der Deutschen Bank das gesamte Springer-Paket von Kirch übernehmen möchte. „Frau Springer will ein Fünf-Prozent-Paket plus x übernehmen“, hieß es in Springer-Kreisen. Ein Anteil von 40 Prozent komme auf keinen Fall in Frage.

„Wenn die Insolvenz der Print Beteiligungs GmbH kommt, verzögert sich das Verfahren lediglich“, hieß es bei der Deutschen Bank. Öffentliches Interesse an dem Paket haben bislang nur der Schweizer Verlag Ringier und die Essener WAZ-Gruppe bekundet, wobei Letztere aber bereits wieder abgewunken hat. Das Landgericht München hatte der Deutschen Bank vor drei Wochen gegen den Widerstand Kirchs gestattet, das Aktienpaket zu verwerten. Leo Kirch versucht seit Monaten, das Paket für einen höheren Preis als 720 Millionen Euro zu verkaufen. Als Anreiz für seine Bemühungen haben ihm seine Gläubigerbanken eine Provision in Millionenhöhe in Aussicht gestellt.

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