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Wirtschaft: Kiyoshi Nishikawa vermietet Parkplätze in Japan und erwirtschaftet Millionen damit

Als Autofahrer hat man es in Japan nicht eben einfach. Dabei ist es weniger der Verkehr selbst, der - wegen häufiger Staus, die die sprichwörtliche asiatische Gelassenheit erfordern - in der Regel über Zähflüssigkeit nicht hinauskommt.

Als Autofahrer hat man es in Japan nicht eben einfach. Dabei ist es weniger der Verkehr selbst, der - wegen häufiger Staus, die die sprichwörtliche asiatische Gelassenheit erfordern - in der Regel über Zähflüssigkeit nicht hinauskommt. Vielmehr bewegt jeden Autofahrer angesichts drastischer Strafen für falsches Parken in den drangvoll engen Städten nur eine Frage: "Wie finde ich einen Parkplatz?"

Kiyoshi Nishikawa arbeitet daran, diese Frage überflüssig zu machen. Er ist Gründer und Vorstandsvorsitzender von Park 24 und verdient landesweit gutes Geld mit dem stunden- oder tageweisen Vermieten von Parkplätzen für 125 Millionen autobegeisterte Japaner. Es ist kaum möglich, sich etwa in Tokyo zu bewegen, ohne auf eines der auffälligen gelb-schwarzen Schilder von Park 24 zu stoßen, die auch deutlich mit der Parkgebühr von 100 Yen (rund 1,70 Mark) werben. Allerdings gilt dieser Preis in Stadtzentren für 15 Minuten, während man in Vororten eine ganze Stunde für diesen Betrag parken kann - was für so manchen Bewohner dort ein Anreiz ist, statt mit dem Bus lieber mit dem eigenen Auto zum nächstgelegenen Bahnhof zu fahren, bevor man einen Expresszug ins Zentrum nimmt.

Die Standorte von Park 24 sind Baulücken zwischen Häusern, oft mit guter Anbindung an das Schienennetz des Nahverkehrs. Am dramatischen Verfall der Grundstückspreise in Japan nach den Jahren der "Seifenblasen"-Wirtschaft haben private und institutionelle Investoren auch heute schwer zu tragen, doch für Nishikawa ist die Entwicklung der Ausgangspunkt einer in Japan nicht alltäglichen Erfolgsgeschichte.

Ihm kam zugute, dass die Eigentümer einstmals unbezahlbarer Flächen plötzlich ohne rentable Bebauungsmöglichkeit da standen und froh waren, dass Nishikawa ihnen anbot, als Mieter seine Parkplätze darauf zu errichten. So fing er mit der Bewirtschaftung von 680 Parkplätzen an, heute sind es über 23 000. Der Umsatz von Park 24 hat sich von zwei Milliarden Yen (rund 34 Millionen Mark) in nur sechs Jahren mehr als verzehnfacht, und der Gewinn vor Steuern stieg sogar um das Zwanzigfache.

Nishikawas Erfolg ist kein Zufall, sondern ein Produkt von ungewöhnlichen Einflussfaktoren: Er hat 28 Jahre in der Autoindustrie gearbeitet und kennt die Seele des japanischen Autofahrers. Doch Unternehmensgründungen wie seine sind in Japan noch immer ungewöhnlich und wurden vor allem durch den Einstieg einer großen japanischen Gesellschaft für Risikokapitalfinanzierung möglich. Dabei erfordert die Einrichtung der Parkplätze zwar nur einmalige Investitionen, doch die sind aufwendig: High-Tech von der Abrechnung bis zur Wegfahrsperre. Und der Bedarf ist riesig. Für die Zulassung eines Autos ist der Nachweis eines Parkplatzes erforderlich - kein Problem, sofern zur Wohnung ein Parkplatz gehört. Sonst muss man auf eines der vielen Parkhäuser ausweichen, die im Paternostersystem vertikal gestapelt Parkraum für viele Autos auf möglichst geringer Grundfläche schaffen.

Nishikawa weiss, dass der Erfolg von Park 24 von den Bodenpreisen der Zukunft abhängt, die aus seiner Sicht ihren Tiefpunkt hinter sich haben. Doch auch wenn Baulücken irgendwann geschlossen werden, glaubt er an den Bedarf für seine Parkplätze und die Zahlungsbereitschaft seiner Landsleute: "Japan ist eine Autogesellschaft, und man kann eine Menge Dienstleistungen mit Parkplätzen verbinden." So beginnt er mit einem Babysitting-Service und hat einige Standorte zu Ladestationen für Elektroautos aufgerüstet. Nicht zuletzt sieht er Park 24 als gutes Instrument zur Wiederbelebung kleiner Einkaufsstraßen in Wohngebieten an.

Nishikawas Rechnung ist dabei denkbar einfach: Jedes Auto braucht eigentlich vier Parkplätze - zuhause, am Arbeitsplatz und an zwei Orten dazwischen. Zwar macht er nur ein Promill des Umsatzes des größten Automobilproduzenten Japans, doch er ist davon überzeugt, dass im Mutterland einer so mächtigen Autoindustrie sein Markt noch längst nicht ausgeschöpft ist, wenn er selbstbewußt verkündet: "Wir sollten eigentlich doppelt so groß sein wie Toyota."

Alexander Ross

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