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Wirtschaft: Klein schluckt Groß

Sanofi gilt als effizienter, Aventis ist doppelt so groß. Ob beide zusammenpassen, ist umstritten

Der eine ist größer, dafür gilt der andere als dynamischer und effizienter. Aber ob sich die beiden Partner Aventis und Sanofi-Synthélabo perfekt ergänzen, wenn sie künftig unter einem Dach zusammenarbeiten, wird von Kritikern bezweifelt. Sanofi, so ihre Befürchtung, wird sein starkes Wachstumstempo der allzu großen Aventis nicht einfach überstülpen können.

Was beide gemeinsam haben, ist ihr abwechslungsreiches Vorleben. Aventis war vor vier Jahren aus der Fusion des Frankfurter Chemiekonzerns Hoechst mit der französischen Rhône-Poulenc hervorgegangen, Sitz ist seitdem Straßburg. Die Pharmaproduktion blieb dagegen – so hatten es die Fusionspartner festgelegt – in Frankfurt (Main), wo heute noch knapp 8000 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Der damalige Konzernchef Jürgen Dormann konzentrierte sich zunächst darauf, Aventis zu einem Life-Science-Konzern auszubauen, der die Geschäftsbereiche Pharma, Tiergesundheit und Pflanzenschutz umfasste und versuchte, Synergien zu nutzen. Als das Konzept nicht aufging, änderte er die Strategie: Die Pflanzenschutzsparte, an der auch der Schering-Konzern eine Finanzbeteiligung von gut 24 Prozent gehalten hatte, wurde an Bayer verkauft. Dormann wandte fortan seine Energie darauf, die Pharmasparte auszubauen. Ob ihm das gelungen ist, ist bei Marktbeobachtern allerdings umstritten. Sie werfen Aventis mangelnde Rentabilität vor und kritisieren, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren zu wenig neue, umsatzstarke Medikamente auf den Markt bringen wird. 2002 übergab Dormann die Leitung des nach Umsatz fünftgrößten Pharmaunternehmens der Welt an Igor Landau, er selbst wechselte an die Spitze des Aventis-Aufsichtsrates.

Wie Aventis hat auch die (nach Umsatz) halb so große Sanofi-Synthélabo eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Das Unternehmen entstand 1999 aus der Fusion von Sanofi und Synthélabo. Während Sanofi ursprünglich ein Teil des französischen Ölkonzerns Elf war, der später in Total aufging, gehörte Synthélabo früher zum französischen Kosmetikkonzern L’Oréal. Beide halten noch heute die Stimmenmehrheit. Total ist mit 24,4 Prozent, L’Oréal mit 19,5 Prozent an dem zwölfgrößten Pharmakonzern der Welt beteiligt.

Sanofi ist Marktführer bei der Thromboseprävention, vor allem mit dem Blutverdünnungsmittel Plavix. Dessen US-Patent könnte 2007 auslaufen – mit der Folge, dass Nachahmerprodukte den Umsatz des fusionierten Konzerns Sanofi-Aventis gefährden könnten. Weitere starke Sanofi-Produkte sind das Schlafmittel Stilnox und das Blutdruckmitel Avapro. Vorzeigeprodukte von Aventis sind das Allergiemittel Allegra, das Thrombosemedikament Lovenox, das Krebsmittel Taxotere und das Insulinpräparat Lantus.

Maren Peters

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