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Wirtschaft: Kleiner Einsatz, große Chancen: Wie Zertifikate funktionieren

Die größten Internet-Aktien sind nach dem heftigen Kursrutsch der vergangenen Monate wieder billiger zu haben. Doch wer alle zehn Marktführer kaufen will, muss immer noch tief in die Tasche greifen.

Die größten Internet-Aktien sind nach dem heftigen Kursrutsch der vergangenen Monate wieder billiger zu haben. Doch wer alle zehn Marktführer kaufen will, muss immer noch tief in die Tasche greifen. Der Einstieg ist aber auch mit wenig Geld möglich. So hat die Commerzbank nun für kleinere Geldbeutel ein Zertifikat aufgelegt, mit dem Anleger von der Kursentwicklung von Yahoo! & Co. geballt profitieren können. 1000 Euro kostete das Internet-Star-Zertifikat bis zur Börseneinführung am 20. September.

Zertifikate wie dieses entwickelten sich in den vergangenen zwei Jahren zu wahren Rennern. Seit die Dresdner Bank im Jahr 1990 mit ihrem Dax-Partizipationsschein die neue Anlageform etablierte, zogen zwei Dutzend Emittenten mit rund 250 Zertifikaten auf verschiedenste Basiswerte nach. Private Anleger investierten in die risikoarmen Papiere bislang gut 2,5 Milliarden Mark. Commerzbanker Michael Seifried ist überzeugt: "Der Trend zur Anlage in Zertifikaten wird sich noch verstärken."

Kein Wunder. Zertifikate bieten die Möglichkeit, mit überschaubarem Kapitaleinsatz gleichzeitig in eine ganze Reihe von Aktien zu investieren, zu gebühren- und steuergünstigen Konditionen.

Zertifikate funktionieren wie Anleihen, allerdings ohne Zinszahlung. Sie sind eine Art Schuldverschreibung, mit der ein Käufer grundsätzlich das Recht auf Rückzahlung eines Geldbetrags zu einem bestimmten Termin erwirbt. Lediglich wenn der Emittent bankrott geht, ist das Geld verloren. Der Einlagensicherungsfonds kommt für Zertifikate nicht auf.

Die Rückzahlungssumme richtet sich nach dem Stand des Indexes. Bis zum Ende der Laufzeit - meist drei bis fünf Jahre - partizipiert das Papier an der Weiterentwicklung der zu Grunde liegenden Aktien im Verhältnis 1:1. Ein Beispiel: Wenn ein Dax-Zertifikat ein Zehntel abbildet, kann man es bei einem Dax-Stand von 5200 Punkten zu 520 Euro kaufen und jederzeit - etwa bei einem Stand von 5800 zu 580 Euro - wieder verkaufen. Am Laufzeitende wird der Gegenwert automatisch gezahlt.

Durch ihre Konstruktion ähneln Zertifikate im Prinzip den Aktienfonds. Beide Anlageformen bieten durch die Streuung in viele Aktien ein begrenztes Verlustrisiko. Doch während nur rund ein Viertel der Index-Fonds die gesetzte Meßlatte erreicht, läuft die Wertentwicklung von Index-Zertifikaten immer entsprechend dem jeweiligen Index. Zudem sind die Anteilscheine billiger als Fonds. In der Regel fallen weder jährliche Verwaltungsgebühren noch fondsüblicher Ausgabeaufschlag an. Lediglich die für Aktienorders üblichen Börsen-Spesen sind zu zahlen. Diese betragen bei den kostengünstigen Direktbanken maximal 0,5 Prozent der Anlagesumme. Auch steuerlich haben viele Zertifikate Vorteile. Handelt es sich um Papiere auf einen Performance-Index, bleiben die Dividendenzahlungen der im Index enthaltenen Unternehmen unversteuert.

Einen besonderen Vorteil für etwas risikofreudigere Anleger bieten spezielle Zertifikate auf Aktienkörbe (Baskets) oder einzelne Branchen. So gibt es außer dem schon erwähnten Internet-Zertifikat beispielsweise Scheine auf einen deutschen Multimedia-Korb (Société Générale), auf Telekommunikations- oder Chemiewerte (HypoVereinsbank), auf griechische (Warbung Dillon Read) oder türkische Blue Chips (Dresdner Bank) sowie zusammengefaßt auf die fünf weltweit wichtigsten Aktienindizes (Commerzbank). Allerdings: "Diese Zertifikate eignen sich nur für gut informierte Anleger", sagt Marko Deuticke von HSBC Trinkaus Burkhardt.

Anlegern, die gute Renditechancen bei geringerem Verlustrisiko wünschen, empfiehlt Deuticke Discount-Zertifikate. Diese Papiere werden mit einem Preis-Abschlag auf den tatsächlichen Wert angeboten. Fällt ein Aktienkorb bis zum Bewertungstag, sind die Kursverluste auf jeden Fall geringer als bei der Direktanlage. Im Gegenzug nimmt der Investor jedoch in Kauf, dass die Entwicklung nach oben gedeckt ist.

Der Einsatz von Discount-Zertifikaten hängt entscheidend von der erwarteten Marktentwicklung ab. Michael Seifried empfiehlt sie vor allem Anlegern, die nicht von stark steigenden Kursen während der Laufzeit ausgehen: "Wer eher eine Seitwärtsbewegung erwartet, kann durch Discount-Zertifikate seine Rendite steigern, ohne das Risiko zu erhöhen."

Die Bankgesellschaft Berlin hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie legte speziell für Pessimisten - oder zur Absicherung von Dax-ähnlichen Depots - das Berliner-Bär-Dax-Zertifikat auf. Damit können Anleger bis Dezember 2000 von einem fallenden Dax profitieren. Steigt das deutsche Börsenbarometer jedoch, verliert das Zertifikat an Wert.

Martin Mrowka

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