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Klimaanlagen-Ausfälle: "Ein Schildbürgerstreich der Bahn"

Laut EU-Norm müssen die Klimaanlagen in ICE-Zügen bei 35 Grad funktionieren. Der Konzern will die Geräte prüfen.

Berlin - Angenehm kühl war es im Berliner Bahn-Tower, als Ulrich Homburg über die Hitzepannen der vergangenen Tage sprach. „Wir sind sehr betroffen“, erklärte der für den Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand am Donnerstagabend, bemühte sich aber zugleich, die Probleme rund um überforderte Klimaanlagen und kollabierende Passagiere kleinzuspielen. „Bei 5500 Fernverbindungen in den vergangenen sieben Tagen hatten wir nur 48 Ausfälle“, betonte Homburg. Dennoch will die Bahn ihr Möglichstes tun, um weitere Ausfälle zu verhindern. Bei der regelmäßigen Wartung der ICEs werde man auf die „volle Leistungsfähigkeit der Klimaanlage“ achten. Zudem, versprach Homburg weiter, würden die Kühlanlagen beim geplanten „Komplett-Redesign“ der ICE-2-Flotte „gravierend überarbeitet“. Das Problem: Die Arbeiten beginnen erst im November, wenn der Sommer definitiv vorbei ist.

Angesichts der Gluthitze sind daher weitere Ausfälle möglich. Das Personal sei gehalten, in solchen Fällen für das „Wohlbefinden“ der Kunden zu sorgen, versicherte Homburg. Reisende sollen dann aus Wagen mit defekter Kühlung in klimatisierte Waggons umziehen und kostenlose Getränke bekommen. „Notfalls kann der Zugführer den Zug auch stoppen“, betonte Homburg. Das Pannen-Management hatte in den vergangenen Tagen nicht immer reibungslos funktioniert. Auch am Donnerstag blieb nach Informationen des Rundfunks Berlin-Brandenburg ein Euro-City aus Polen in Richtung Hamburg bei Calau (Oberspreewald-Lausitz) wegen einer defekten Klimaanlage stehen. 120 Passagiere mussten umsteigen und mit einer Regionalbahn weiterfahren.

Eine „Task Force“ der Bahn, in der auch ICE-Hersteller Siemens vertreten ist, untersucht derzeit, warum die Kühlung ausfällt. An Spekulationen will sich Siemens nicht beteiligen. „Wir müssen erst einmal die Ursachen klären“, betonte eine Sprecherin. Das sollte nach Meinung der Politik möglichst schnell geschehen. „Es darf kein ICE eingesetzt werden, bei dem die Klimaanlage nicht überprüft worden ist“, sagte der verbraucherpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Erik Schweickert. „Klimaanlagen, die nur im Winter funktionieren, sind ein Schildbürgerstreich der Bahn“, meint Schweickert.

Dabei hat sich längst auch die EU des Themas angenommen, in einer Norm mit dem Namen „Behaglichkeitsparameter 13129, Teil I“. Darin wird Europa in drei Klimazonen aufgeteilt, in denen Klimaanlagen unter folgenden Bedingungen noch funktionieren sollten: In der Zone I (Griechenland, Italien, Spanien und Portugal) sollten die Anlagen bei einer Außentemperatur von 40 Grad noch funktionieren. In Deutschland, das zur Zone II gehört, liegt der Wert bei 35 Grad. Verbindlich ist die Norm aber nur für neue ICEs. Thomas Terhorst vom Verband Deutscher Ingenieure fordert strengere Vorgaben. Da es um die Luft gehe, müsse die Innen- und nicht die Außentemperatur als Richtgröße gelten. Und die dürfe auf maximal 28 Grad steigen, meint Terhorst.

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