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Wirtschaft: Klimadebatte setzt den Autoherstellern zu

Drastischer Rückgang der Neuzulassungen hält auch im Mai an / Deutscher Markt im europäischen Vergleich am schwächsten

Frankfurt am Main - Der gesamtwirtschaftliche Aufschwung geht an der deutschen Automobilindustrie vorbei. Nachdem der Verkauf bereits in den ersten vier Monaten dieses Jahres eingebrochen ist, erwarten Experten, dass die Baisse auch im Mai anhält. Die offiziellen Zulassungszahlen veröffentlicht der Branchenverband VDA zwar erst Anfang Juni. Das Marktforschungsinstitut B&D Forecast rechnet aber schon jetzt damit, dass in diesem Monat in Deutschland gut 30 000 Autos weniger verkauft werden als im Mai 2006. Vor allem die Zurückhaltung der privaten Kunden könne nicht mehr auf den seit Jahresbeginn geltenden höheren Mehrwertsteuersatz zurückgeführt werden, sagte der Chef von B&D Forecast, Ferdinand Dudenhöffer, dem Handelsblatt. Jetzt verunsichere vor allem die klimapolitische Debatte mögliche Käufer.

Wegen der Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent hatten die deutschen Autohersteller zwar im ersten Quartal 2007 eine Verkaufsdelle erwartet. Viele Kunden hatten ihre geplanten Fahrzeugkäufe Ende 2006 vorgezogen. Von Ausmaß und Dauer des Absatzrückgangs wurden die Hersteller aber überrascht. Zwischen Anfang Januar und Ende April gab es lediglich 982 000 Neuwagenzulassungen – damit blieben die Verkäufe trotz hoher Rabatte um 9,2 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum zurück. In Europa entwickelt sich der deutsche Automarkt am schlechtesten.

Nach Berechnungen des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) gingen in Deutschland die Käufe privater Kunden in den ersten vier Monaten um rund 30 Prozent zurück. Dem Marktforschungsinstitut Dataforce zufolge musste Ford im Privatkundengeschäft einen Einbruch von 54,4 Prozent hinnehmen, gefolgt von BMW mit einem Minus von 39,1 Prozent. Bei Fiat sank der Verkauf an private Kunden um 38,2 Prozent, bei Audi um 34,6 Prozent, bei VW um 34,4 Prozent und bei Opel um 29,8 Prozent. Als einziger deutscher Hersteller habe Mercedes-Benz den Rückgang ( 6,1 Prozent) in Grenzen halten können. „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nie erlebt“, sagte der Vertriebs- und Marketing-Chef von Opel, Alain Visser, der Zeitschrift „Auto, Motor und Sport“. Privatkunden machen normalerweise knapp die Hälfte des Geschäfts der Hersteller in Deutschland aus.

Experte Dudenhöffer führt den drastischen Rückgang der privaten Nachfrage zum Teil darauf zurück, dass die jährliche Fahrleistung der Deutschen sinke. Hinzu komme die „Käuferverunsicherung“ wegen der politischen Debatte um die Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgase. Auch nach Einschätzung des IFA wollen viele Autofahrer den Ausgang der Diskussion abwarten, um keine falsche Kaufentscheidung zu treffen. hz (HB)

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