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Wirtschaft: Klimaschutz in Fußhöhe

Luftdurchlässige Sohlen machen Geox-Schuhe beliebt – der Konzern will hier zu Lande Marktführer werden

Berlin - Ja, Deutschland sei ein schwerer Markt mit großem Preis- und Konkurrenzdruck. Das hat Mario Moretti Polegato auch schon gehört. „Wir spüren das aber überhaupt nicht. Unsere Rendite stimmt, Deutschland ist einer unserer am stärksten wachsenden Märkte“, sagte der Gründer und Hauptaktionär der italienischen Schuhfirma Geox dem Tagesspiegel am Sonntag. „Wir wollen auch hier die Nummer eins bei Straßen- und Komfortschuhen werden.“ Bisher sieht sich Geox unter den ersten drei, bei Kinderschuhen unter den ersten zwei Anbietern.

Die Firma Geox gibt es erst seit zehn Jahren. Sie wirbt damit, dass ihre Schuhe atmen können. Während sich die Konkurrenz darauf konzentriert hat, das Obermaterial für Schweiß durchlässiger zu machen, hat sich Polegato die Sohle vorgenommen. Schließlich sitzen die meisten Schweißdrüsen an Fußsohle und -ballen. Bei Geox- Schuhen sind die Gummisohlen deshalb fein perforiert. Eine in die Sohle eingearbeitete Klimamembran sorgt dafür, dass kein Wasser von unten eindringen, der Schweiß aber austreten kann. Auch Geox-Schuhe mit Ledersohle gibt es. Hier macht die Membran die Schuhe wetterfester. In 100 Ländern hat sich Polegato seine Idee schützen lassen.

Die Schuhe kosten 70 bis 110 Euro. Seit der Gründung liegt das Wachstum im Schnitt bei etwa 30 Prozent jährlich. 2005 erreichte Geox ein Plus von 34 Prozent auf 455 Millionen Euro – und erwartet angesichts der Bestellungen für die neue Saison eine ähnlich hohe Rate. Der Nettogewinn stieg um 43 Prozent auf 75,3 Millionen Euro. Ende 2004 ging das Unternehmen an die Börse. Polegato und sein Sohn halten noch 71 Prozent. Die Besitzer der übrigen 29 Prozent können sich freuen. Sie haben in der Zeit eine Kurssteigerung von mehr als 100 Prozent erlebt. Seinen Anteil reduzieren will Polegato nicht. „Ich wüsste gar nicht, wo ich das Geld rentabler anlegen sollte.“

Seit 2000 gibt es auch in Deutschland Geox zu kaufen. Allein 2005 gingen zwei Millionen Paar über die Ladentheke. Produziert werden Geox-Schuhe in 28 Ländern. Das Unternehmen hat zwei eigene Fabriken – eine in Rumänien mit 1800 Beschäftigten und eine in der Slowakei mit 700. Daneben nutzt Polegato Auftragsproduzenten, etwa in China.

Für seine Zulieferer habe Geox mit dem Börsengang einen Ethikkodex „für größtmögliche Transparenz und Respekt vor der Würde der Beschäftigten“ eingeführt, sagte Polegato. Im zuständigen Gremium des Unternehmens sitzen der Papstsprecher Navarro Vals und Microsoft-Vizechef Umberto Paolucci.

Im Heimatland Italien hat Geox Forschung und Entwicklung konzentriert. In Montebelluna bei Treviso sind 600 Mitarbeiter beschäftigt – „65 Prozent mit Hochschulabschluss“, sagte Polegato. Um genug qualifizierten Nachwuchs zu bekommen, hat er eine eigene Schule gegründet, die künftige Geox-Kräfte in einem sechsmonatigen Lehrgang ausbildet. Polegato: „Wir haben von Anfang an konsequent Outsourcing genutzt, uns auf Forschung und Entwicklung konzentriert und arbeiten eng mit Universitäten zusammen.“ Geox sei also ein Vorbild für europäische Firmen. „Anders kann man in der Globalisierung nicht überleben.“

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